Geshe Kelsang Gyatso

Freudvoller Weg


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müssen Dharma Unterweisungen viele Male hören und lesen. Das Hören und Lesen von Dharma ist erst dann abgeschlossen, wenn wir alle Verwirklichungen der Stufen des Pfades zur Erleuchtung erlangt haben.

      RESPEKT FÜR DHARMA UND SEINEN LEHRER ENTWICKELN

      Im Sutra über die Essenz der Ebenen sagt Buddha:

      Du solltest Dharma mit außergewöhnlichem Vertrauen und Respekt hören, den Lehrer nicht als fehlerhaft betrachten oder mit ihm unzufrieden sein. Wenn du Dharma anhörst, solltest du den Lehrer als Buddha betrachten.

      In Fünf Gruppen über die spirituellen Ebenen gibt uns Arya Asanga den Rat, fünf Unaufmerksamkeiten zu praktizieren, wann immer wir Dharma hören:

      (1) Wenn unser Lehrer seine moralische Disziplin gebrochen hat, sollten wir diesem Fehler keine Beachtung schenken oder daraus schließen, dass seine moralische Disziplin schwach ist. Es bringt uns keinen Nutzen, unsere Aufmerksamkeit auf einen derartigen Fehler zu lenken. Im Gegenteil, es wäre zu unserem eigenen Nachteil, denn wenn wir uns zu sehr mit dem scheinbaren Unvermögen unseres Lehrers beschäftigen, werden wir seine Unterweisungen und Ratschläge nicht schätzen können. Statt sie uns zu Herzen zu nehmen, werden wir unsere ganze Zeit damit vergeuden, negatives Karma anzusammeln.

      (2) Stammt unser Lehrer aus einer niederen sozialen Schicht, sollten wir dem keine Beachtung schenken oder es als eine Minderwertigkeit ansehen. Andern­falls werden wir unsere ganze Zeit damit verbringen, unseren Stolz zu fördern und wir werden nicht richtig zuhören können.

      (3) Wenn unser Lehrer hässlich oder körperlich nicht anziehend ist, sollten wir seine körperliche Erscheinung nicht beachten. Es hat keinen Wert, über die Hässlichkeit unseres Lehrers nachzu­denken. Wenn wir dies tun, machen wir es uns nur schwerer, Vertrauen zu entwickeln. Die körperliche Erscheinung unseres Lehrers ist unwichtig; was von Bedeutung ist, ist der Dharma, den er oder sie lehrt.

      (4) Wenn die Art, wie unser Lehrer spricht, ­unangenehm ist, seine Sprache ungeschliffen oder die Art und Weise, wie er die Unterweisungen darlegt, grob und holprig ist, sollten wir dem keine Beachtung schenken. Wichtig ist, dass der Lehrer uns die Bedeutung vermittelt.

      (5) Wenn unser Lehrer Dinge sagt, die für uns unan­genehm sind, wie Worte des Tadels oder der Kritik, sollten wir nicht denken, dass er oder sie im Unrecht ist. Wenn wir das tun, werden viele Missverständnisse und nichttugendhafte Geistes­zustände entstehen.

      Zusätzlich zu diesen fünf sollten wir gegenüber jedem anderen Fehler, den wir in unserem Lehrer zu sehen glauben, Unaufmerksamkeit praktizieren. Wenn unser Lehrer beispielsweise nicht berühmt ist und sehr gewöhnlich zu sein scheint, sollten wir Ruhm und gewöhnliche Erscheinung nicht beachten. Für uns reicht es, dass wir richtige Unterweisungen erhalten. Welchen Nutzen hätte es für uns, Dharma von jemandem zu erhalten, der in der ganzen Welt berühmt ist, dessen Unterweisungen aber unrichtig sind? Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Fehler lenken, die wir in unserem Lehrer zu sehen glauben, gehen alle Vorteile verloren, die es uns bringt, Dharma zu hören, und es entstehen uns daraus nur Nachteile.

      Genauso wie wir den Respekt für unseren Lehrer vergrößern müssen, müssen wir auch den Respekt für den von ihm oder ihr gelehrten Dharma vergrößern. Wenn wir die Unterweisungen unseres Lehrers als das eigentliche Dharma Juwel betrachten, als die beste Methode, vorübergehendes und endgültiges Glück zu erlangen, werden wir ganz natürlich Respekt empfinden.

      DIE EIGENTLICHE METHODE, DHARMA ZU HÖREN

      Dies hat zwei Teile:

      1. Das Aufgeben von drei Fehlern

      2. Das Entwickeln von sechs Erkenntnissen

      DAS AUFGEBEN VON DREI FEHLERN

      Immer, wenn wir Dharma hören oder lesen, müssen wir drei Fehler aufgeben, die uns daran hindern, einen Nutzen aus dem Zuhören oder dem Lesen zu ziehen:

      1. Der Fehler, wie ein umgedrehter Topf zu sein

      2. Der Fehler, wie ein schlecht riechender Topf zu sein

      3. Der Fehler, wie ein undichter Topf zu sein

      Der erste Fehler ist, wie ein umgedrehter Topf zu sein: Wir sind zwar bei einem Vortrag körperlich anwesend oder haben die Haltung eingenommen ein Buch zu lesen, aber wir sind so unaufmerksam und abgelenkt, dass nichts vom Dharma in das Gefäß unseres Geistes eintritt, ganz gleich wie viele Unterweisungen durch unsere Ohren fließen oder wie viele Seiten wir auch umblättern.

      Der zweite Fehler ist, wie ein schlecht riechender Topf zu sein: Wir hören oder lesen aufmerksam, ohne unseren Geist abschweifen zu lassen, aber unsere Motivation ist nicht richtig. So wie gutes Essen verunreinigt wird, wenn wir es in einen schlecht riechenden Topf geben, so wird der Dharma verschwendet, wenn wir mit einer falschen Motivation zuhören.

      Der dritte Fehler ist, wie ein undichter Topf zu sein: Wir hören oder lesen aufmerksam und mit einer guten Motivation, aber wir vergessen schnell, was gelehrt wurde. Wenn wir uns nicht an den Dharma erinnern, wie sollte es uns gelingen, ihn in die Praxis umzusetzen?

      Es gibt zwei Methoden, die wir anwenden können, um unser Erinnerungsvermögen für Dharma zu verbessern. Die erste ist, dass wir uns gleich nach Ende eines Vortrages oder nach dem Lesen eines Kapitels in einem Dharma Buch bemühen, uns an das zu erinnern, was wir gehört oder gelesen haben. Wir können dies mehrere Male in gewissen Abständen wiederholen. Wenn wir durch Erinnern und Überdenken des Gelernten ein größeres Verständnis oder ein neues Gefühl gewinnen, sollten wir diese Erfahrung durch Meditation vertiefen. Auf diese Weise wird unsere Praxis sehr kraftvoll.

      Die zweite Methode ist, Dharma mit unseren Dharma Freunden zu diskutieren, ihnen Fragen zu stellen und zu erklären, was wir verstanden haben. Das ist eine hervorragende Art und Weise, unser Verständnis zu vergrößern, Zweifel zu beseitigen und Dharma fest in unserem Geist zu verankern.

      DAS ENTWICKELN VON SECHS ERKENNTNISSEN

      Wann immer wir Dharma hören oder lesen, sollten wir sechs Erkenntnisse entwickeln:

      1. Wir sollten uns selbst als krank betrachten, weil wir an begehrender Anhaftung, Hass, Unwissenheit und anderen geistigen Krankheiten leiden

      2. Wir sollten Dharma als erhabene Medizin gegen unsere geistige Krankheit betrachten

      3. Wir sollten unseren Dharmalehrer als erhabenen Arzt betrachten

      4. Wir sollten das Umsetzen des Dharma in die Praxis als die Methode betrachten, die uns von unserer geistigen Krankheit heilt

      5. Wir sollten Vertrauen in Buddha Shakyamuni als heiliges Wesen entwickeln, auf das vollkommen Verlass ist

      6. Wir sollten einen starken Wunsch entwickeln, dass Dharma für lange Zeit erblüht und bestehen bleibt

      Wenn wir diese sechs Erkenntnisse haben, werden wir keinen Moment verschwenden, während wir den Unterweisungen zuhören oder während wir sie lesen, und unsere anschließenden Überlegungen und Meditationen werden sehr viel kraftvoller werden. Durch unsere Handlungen des Zuhörens und Lesens werden wir große Verdienste ansammeln und sie werden zu kraftvollen Ursachen für unsere Erleuchtung werden.

      WIE MAN DHARMA LEHRT

      Dies hat vier Teile:

      1. Das Nachdenken über die Vorteile, Dharma zu lehren

      2. Das Vergrößern des Vertrauens und Respekts für Dharma und seinen Lehrer

      3. Die zu fördernden Einstellungen und das Verhalten während man Dharma lehrt

      4. Erkennen, wer unterrichtet und wer nicht unterrichtet werden sollte

      DAS NACHDENKEN ÜBER DIE VORTEILE, DHARMA ZU LEHREN

      In Schatzkammer des Abhidharma sagt Vasubandhu,