Stephan Waldscheidt

KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher


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war die Sucherei leid. Sie war es leid, die immer gleich lautenden Standardabsagen auf ihr in Tausenden von Stunden liebe- und leidenschaftsvoll geschriebenes Romanmanuskript zu bekommen. Wie wohltuend fand sie es da, dass ein Verlag ihr eine Chance geben wollte!

      So in den Himmel gelobt wurde ihr Manuskript, dass der Betrag von achttausend Euro, den der Verlag für das »Verlegen« ihres Buchs wollte, gleich weniger abschreckend klang. Nachvollziehen konnte sie den Einwand, dass das Manuskript zudem ein Lektorat durchlaufen müsse – wofür, nach marktüblichen Preisen, weitere fünftausendvierhundert Euro fällig wurden.

      Andere Menschen kaufen sich ein Auto oder eine neue Küche, Trudi würde dagegen bald stolz ihr eigenes Buch in Händen halten – und zweifellos, so zumindest der Optimismus des »Verlags«, auch Zigtausende von Lesern damit gewinnen. Nach einem so teuren Lektorat würden die das Buch zweifellos in Schubkarren aus den Buchläden schaffen.

      Nun, leider hat das Buch nie einen Buchladen von innen gesehen. Denn der Dienstleistungs- oder Pseudoverlag hat sein Geld verdient: mit Trudi, ihrem Traum und ihrer Eitelkeit. Bevor nur ein einziges Buch gedruckt war! Nicht von ungefähr heißt diese spezielle Art von Verlagen anderswo »Vanity Press«, also Eitelkeitsverlag. Wozu noch den Aufwand, das Buch zu Buchhandlungen zu bringen?

      Im Sprachgebrauch ist es üblich, Zuschuss- und Pseudoverlage über einen Kamm zu scheren. Tatsächlich gibt es Zuschussverlage, vor allem bei wissenschaftlichen Publikationen, die fair arbeiten und keine unhaltbaren Versprechungen machen. Zuschuss ist dort wortwörtlich zu verstehen. Der Autor zahlt nur einen Teil der Kosten, eben einen Zuschuss.

      Steigt der Zuschuss auf einhundert Prozent, haben wir einen reinen Dienstleistungsverlag. Ein zu positiv klingendes Wort in dieser vor Euphemismen so reichen dunkelgrauen Ecke der Buchbranche. Besser und ehrlicher redet man vom Selbstkostenverlag. Dort zahlt der Autor tatsächlich die vollen Kosten vom Lektorat bis zu Herstellung und Vertrieb. Einen Verlagsvertrag schließt er nicht.

      Linktipp: Selbstkostenverlage in all ihrer verwirrenden Namensvielfalt – erklärt von Wikipedia:

       http://j.mp/XM8E8S

      Trudi fühlt sich zurecht abgezockt, bereut ihre Naivität, schwört sich, so etwas nie wieder zu tun.

      So wie Trudi geht es jedes Jahr wohl einigen Tausend Autoren allein in Deutschland. Und das trotz der Möglichkeit, sich heute per Internet über jeden Verlag zu informieren – und eben auch über solche Pseudoverlage.

      Das Attribut pseudo haben sie sich redlich verdient, kommt das Wort »verlegen« doch von »vorlegen«. Richtig: Ein Verlag ist dazu da, seinen Autoren das Geld für den Druck, den Vertrieb, das Marketing und die Pressearbeit vorzulegen. Wenn er das nicht tut, mag er ein Vermittler von Druckdiensten und Schmeichel-Einheiten sein. Ein Verlag ist er nicht.

      Komplizierter wird die Sache durch Verlage, die einerseits als echte Verlage auftreten, andererseits aber Autoren ihre Dienste auch über einen Druckkostenzuschuss anbieten.

      Was Sie sich merken sollten: Für Bücher, die sich an ein größeres Publikum wenden wie Romane, Ratgeber, Sachbücher, sollten Sie Ihrem Verlag kein Geld zahlen müssen. Falls Sie Fachbücher oder etwa Bücher allein für Ihren Bekanntenkreis drucken, kann ein Zuschussverlag das Richtige für Sie sein. Prüfen Sie aber, ob das, was man für Sie leistet, in einem guten Verhältnis zu den Kosten steht. Von jedem Anbieter, der Ihr Werk in den Himmel lobt und Ihnen das Blaue vom Himmel verspricht, lassen Sie die Finger. Wer Lügen nötig hat, ist unseriös. Gehen Sie lieber in die nächste Druckerei.

      Wenn Sie mehr über dieses, leider dauerhaft aktuelle, Thema wissen möchten, informieren Sie sich in den einschlägigen Foren, auf bekannten Websites und beim Aktionsbündnis für faire Verlage:

       http://j.mp/1B4l9ut

      Warnung: In der Riege der Zuschussverlage will man sich die zunehmende Bekanntheit dieses Bündnisses zunutze machen. Dazu führt einer dieser »Verlage« ein ähnlich klingendes »Aktionsbündnis« an, das sich »Alliance ‚equitably publishers‘ für faire Verlage« nennt. So heißt es zumindest auf der Website des mutmaßlichen Zuschussverlags – und das ist dann auch die einzige Stelle, wo diese vorgebliche Allianz auftaucht. Ach ja, und hier: http://j.mp/1mIrDXD. In einem dubiosen Nebenwiki ohne jeden Link, Beleg, Hintergrund.

      Was die Sache irgendwie rührend macht, ist die falsche Verwendung des Adverbs im Namen. Wenn es diese amerikanische Allianz tatsächlich gäbe, hätte sie sich wohl, in korrektem Englisch und mit Adjektiv, »equitable publishers« genannt.

      Wachsam bleiben, liebe Autorin, lieber Autor, und im Zweifel: Finger weg! Die Realität ist die, dass kein echter Verlag zum Zusenden von Manuskripten jeglicher Art auffordert.

      Selfpublisher? Ja, für die meisten von ihnen ist die Veröffentlichung in einem Verlag trotz aller Schwierigkeiten noch immer das Ziel. Weniger als 5 % der Teilnehmer der Selfpublishing-Studie der Self-Publisher-Bibel 2013 schließen eine Veröffentlichung in einem Verlag kategorisch aus.

      Linktipp: Aktuelle Daten und viel Interessantes lesen Sie in der Studie 2014:

       http://j.mp/1v1SCpZ

      Buchtipp: Die Studie gibt es auch als Buch: Self-Publishing in Deutschland 2014.

      Falls Sie glauben, dass nach Ihrer Entscheidung gegen einen Verlag, ob seriös oder pseudo, sofort die Freuden des Selfpublishings beginnen, haben Sie einen entscheidenden Schritt vergessen.

       Wie kommt Ihr Buch zum Leser?

      Für einen Verlagsautor kümmert sich der Verlag um diese Frage: vom Druck bis zur Auslieferung, vom Upload des E-Books bis zur Zahlungsabwicklung. Aber auch der Selfpublisher wird sein Buch in den seltensten Fällen persönlich seinen Lesern nach Hause tragen. Der Weg, jedem Besteller sein E-Book per Mail zu schicken, oder selbst das Anbieten von Downloads auf der eigenen Homepage sind mögliche, aber keine sonderlich praktikablen Lösungen. Das zeigt beispielsweise die Frage, wie man den Leser zahlen lassen soll. Ein eigenes Shop-System ist eine Möglichkeit, wirft aber neue Probleme auf und bedeutet eine Menge zusätzlicher Arbeit. Und: Wie kriegen Sie die Leser auf Ihre Website?

      Dennoch kann ein eigener Webshop eine Alternative für Autoren sein, die sich nicht von Distributoren und dem übermächtigen Händler Amazon abhängig machen wollen.

      Linktipps eigener Webshop: Eine Übersicht von Shoppingsystemen mit Features und Preisen finden Sie hier bei esales4you:

       http://j.mp/1mIsDL8

      Die Preise ändern sich dauernd, daher nach der Vorauswahl direkt beim Anbieter vorbeischauen.

      Für Ihr Blog gibt es Shopsysteme als Wordpress-Plug-in. Tipps dazu finden Sie hier bei elmastudio.de:

       http://j.mp/YAYGQg

      Einige der Systeme testet das PC Magazin und gibt weitere Tipps:

       http://j.mp/1mIugss

      Einer der Testbesten: wpShopGermany:

       http://j.mp/1B4m26a