Edgar Rice Burroughs

TARZANS DSCHUNGELGESCHICHTEN


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Schmerz Teeka zuzuschreiben habe. Je mehr er daran dachte, wie er zuletzt Teekas Liebkosung für Taug gesehen, desto weher tat ihm das Ding in der Brust.

      Tarzan schüttelte den Kopf und brummte. Immer weiter durch die Dschungel schwang er sich, und je weiter er zog und je mehr er über das erlittene Unrecht nachdachte, desto näher war er daran, unwiderruflich ein Weiberfeind zu werden.

      Volle zwei Tage später jagte er immer noch allein - recht mürrisch und recht unglücklich; er war entschlossen, nie wieder zur Horde zurückzukehren. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, Taug und Teeka stets beieinander sehen zu müssen. Als er sich gerade auf einen großen Ast schwang, schritten Numa, der Löwe, und Sabor, die Löwin, unter ihm durch. Seite an Seite gingen sie und Sabor lehnte sich an den Löwen und biss ihn im Spiel in die Wange. Es war eine halbe Zärtlichkeit. Tarzan seufzte und schleuderte ihnen eine Nuss nach.

      Nachher stieß er auf mehrere von Mbongas schwarzen Kriegern. Er wollte schon einem, der sich etwas von den anderen entfernt hatte, seine Schlinge um den Hals werfen, als ihn der Gegenstand anzog, mit dem sich die Schwarzen beschäftigten. Sie bauten auf der Wildfährte einen Käfig und bedeckten ihn mit belaubten Zweigen. Als sie ihr Werk beendet hatten, war der Bau kaum noch zu sehen.

      Tarzan wunderte sich, wozu das Ding dienen sollte und warum seine Erbauer nach der Fertigstellung wieder den Wildpfad hinab nach ihrem Dorf zurückgingen.

      Es war einige Zeit her, seit Tarzan die Schwarzen besucht und sich aus der Deckung des großen Baumes über der Palisade die Beschäftigungen seiner Feinde, deren einer Kala ermordete, wieder angesehen hatte. Obgleich er sie hasste, verschaffte es ihm doch viele Unterhaltung, ihr tägliches Leben im Dorf, besonders bei den Tänzen, zu belauschen, wenn der Feuerschein auf den nackten Körpern spielte, die im Getümmel des Scheinkampfs sprangen und sich bogen und drehten. Wohl in der Hoffnung, etwas Derartiges zu sehen zu bekommen, folgte er ihnen bis zum Dorf, aber er war enttäuscht. Diese Nacht fand kein Tanz statt.

      Dafür sah Tarzan aus seinem sicheren Baumversteck, wie kleine Gruppen, um Feuerchen hockend, die Tagesereignisse besprachen, während er in den dunkleren Ecken des Dorfes einzelne Paare erspähte, die miteinander lachten und schwatzten. Und immer war einer von dem Paare ein junger Mann und das andere ein junges Weib.

      Tarzan neigte den Kopf auf die Seite und überlegte. Ehe er in dieser Nacht in einer Astgabel des großen Baumes am Dorf einschlief, erfüllte ihn der Gedanke an Teeka und nachher träumte er von ihr - von ihr und den jungen Schwarzen, die mit den jungen Negermädchen lachten und scherzten.

      Taug hatte sich beim allein jagen etwas von dem übrigen Stamm entfernt. Er strich langsam eine Elefantenfährte entlang, als er entdeckte, dass sie an einer Stelle von Pflanzen verwachsen war. Nun war der erwachsene Taug ein übellauniges, ungeduldiges Tier geworden. Wenn ihn etwas hinderte, dachte er nur daran, das Hindernis durch rohe Kraft und Wildheit zu beseitigen. Als er daher jetzt den Weg versperrt sah, riss er ärgerlich an dem Vorhang aus Zweigen, fand sich alsbald in einem wunderlichen Raum und fand weiter, dass der Durchgang versperrt war und dass er trotz heftigster Anstrengung nicht durchbrechen konnte. Taug biss und schlug nach dem Gitter und geriet zuletzt in eine fürchterliche Wut, aber es nützte ihm alles nichts; schließlich sah er ein, dass er umkehren musste. Aber als er es tun wollte, fand er zu seinem Grimm, dass ein anderes Gitter hinter ihm herabgefallen war, während er das vordere hatte niederbrechen wollen! Taug saß in der Falle. Er kämpfte verzweifelt bis zur völligen Erschöpfung um seine Freiheit, aber es war aussichtslos.

      Am Morgen rückte aus Mbongas Dorf eine Abteilung Schwarzer nach der tags zuvor gebauten Falle ab, während ein nackter junger Riese, von der Neugierde der wilden Geschöpfe erfüllt, in den Zweigen über ihnen schwebte. Manu, das Äffchen, schnatterte und schalt, als Tarzan vorbeikam, und obgleich er die wohlbekannte Gestalt des Affen jungen nicht fürchtete, zog er doch den kleinen braunen Körper seiner Lebensgefährtin enger an sich. Tarzan lachte, als er das sah, aber nach dem Lachen zog eine Wolke über sein Gesicht und er seufzte tief.

      Ein paar Schritte weiter stolzierte ein Vogel in buntem Prachtgefieder vor den bewundernden Augen seines dunkelfarbigen Weibchens umher. Es kam Tarzan vor, als ob sich alles im Dschungel vereinigt hätte, um ihn an Teekas Verlust zu erinnern; sonst hatte er diese Dinge jeden Tag gesehen und sich nichts dabei gedacht.

      Als die Schwarzen die Falle erreichten, machte Taug einen mächtigen Aufruhr. Er packte die Stangen seines Gefängnisses und schüttelte sie wahnsinnig, während er ohne Aufhören brüllte oder schrecklich knurrte. Die Schwarzen waren ganz übermütig vor Freude, denn obgleich sie ihre Falle nicht für diesen haarigen Baummann gebaut hatten, waren sie doch entzückt über ihren Fang.

      Tarzan spitzte die Ohren. Als er die Stimme eines großen Affen hörte, schlug er rasch einen Bogen, bis er unter Wind der Falle war und suchte in der Luft nach der Witterung des Gefangenen. Nach kurzer Frist drang in seine feine Nase ein vertrauter Geruch, der ihm so untrüglich, als es seine Augen gekonnt hätten, Taug als den Gefangenen angab. Jawohl, Taug war es, und zwar allein.

      Tarzan lachte und näherte sich, um festzustellen, was die Schwarzen mit ihrem Gefangenen vorhatten. Ohne Zweifel würden sie ihn sofort töten. Wieder freute sich Tarzan. Jetzt hatte er Teeka für sich und keiner würde sie ihm mehr streitig machen können. Er beobachtete noch, wie die Schwarzen die Zweige vom Käfig nahmen, Seile anbrachten und den Käfig nach dem Dorf zu die Wildfährte hinabschleiften.

      Tarzan wartete, bis sein Nebenbuhler außer Sicht kam, der immer an den Gitterstäben rüttelte und seinen Zorn und seine Drohungen durch Knurren kundgab. Dann wandte sich der Affenjunge und machte sich rasch auf die Suche nach der Horde und nach Teeka.

      Unterwegs überraschte er Sheeta und seine Familie auf einer kleinen, halbverwachsenen Lichtung. Das große Männchen lag ausgestreckt auf dem Boden, während das Weibchen seinem Herrn eine Tatze über das wilde Gesicht legte und ihm den weichen, weißen Pelz am Hals beleckte.

      Tarzan vergrößerte seine Geschwindigkeit, bis er fast durch den Wald flog und traf bald auf die Horde. Er hatte sie längst erspäht, ehe sie ihn erblickten, denn von allen Dschungelgeschöpfen kam keines leiser als Affentarzan. Er sah Kamma mit ihrem Gefährten Seite an Seite, wie sie die behaarten Körper aneinanderrieben. Aber er sah Teeka allein Futter suchen. Sie sollte nicht lange allein suchen, dachte Tarzan, als er mit einem Satze mitten unter ihnen erschien.

      Es gab ein entsetztes Rennen, und ein Chor ärgerlicher und erschreckter Knurrstimmen ertönte, denn Tarzan hatte sie überrascht. Aber es musste mehr als nur ein nervöses Erschrecken dabei sein, sonst war nicht zu erklären, warum das Haar der Affen noch gesträubt blieb, obwohl sie schon lange die Person des Ankömmlings festgestellt hatten.

      Tarzan fand wieder, wie schon so oft, dass immer sein plötzliches Erscheinen unter ihnen sie für lange Zeit völlig aus der Fassung brachte und dass sie sich erst beruhigten, wenn sie ihn samt und sonders ein halbes dutzendmal oder öfter berochen hatten.

      Er drängte sich zwischen ihnen durch und ging auf Teeka zu; aber als er näherkam, wich die Äffin zurück. »Teeka«, sagte er, »ich bin Tarzan. Du gehörst Tarzan. Ich bin deinetwegen gekommen.«

      Die Äffin kam näher und besah ihn sorgfältig. Endlich beroch sie ihn, wie um ganz sicher zu gehen.

      »Wo ist Taug?«, fragte sie.

      »Die Gomangani haben ihn«, erwiderte Tarzan. »Sie werden ihn töten.«

      Tarzan sah in den Augen des Weibchens einen Ausdruck von Verstehen und einen traurigen Blick, als er ihr Taugs Schicksal mitteilte; aber sie kam ganz nahe heran und schmiegte sich an ihn und Tarzan, Lord Greystoke, legte seinen Arm um sie.

      Da fuhr er auf, denn er bemerkte die merkwürdige Unstimmigkeit seines glatten, braunen Armes neben dem schwarzen, behaarten Fell seiner Angebeteten. Er dachte an die Pfote von Sheetas Weibchen über Sheetas Gesicht - da war keine Unstimmigkeit. Er dachte, wie der kleine Manu sein Weibchen an sich drückte und wie eines zu dem anderen zu gehören schien. Selbst das stolze Männchen der Vögel mit seinem hübschen Gefieder trug eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner ruhiger getönten Gefährtin zur Schau. Auch Numa, der Löwe, war, wenn man seine zottige Mähne wegließ, das Gegenstück zur Löwin Sabor. Zwischen