Marian Hajduk

Dewil's Dance


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      Marian Hajduk

      Dewil's Dance

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       DIE FARBE WEISS

       DEWIL

       SIE

       FRANCIS

       DUNKELHEIT

       ETWAS AUS FARBE

       DAS SCHWARZE TIER

       DR. WATSON

       EIN WIEDERSEHEN

       Impressum neobooks

      DIE FARBE WEISS

       - 1 -

      Warten Sie hier, sagt der Helfer und öffnet die Tür.

      Der Mann wirkt jünger als er ist. Sein hellgrauer Anzug sitzt einwandfrei. Korrekte Armlänge, modisch schmal geschnitten, ohne den geringsten Faltenwurf – eine vorgefertigte Plastikschablone, die so lange auf Bewerber um Bewerber gelegt wurde, bis der passende Kandidat gefunden war.

      Die Spur von Unsicherheit in seinem Wesen kompensiert er durch den entschlossen gehorsamen Blick seiner wässrigen Augen. Das Kinn ist etwas zu breit für sein Knabengesicht, seine Wangen blass und fast ohne Bartwuchs, der Scheitel wie mit dem Skalpell gezogen. Warten sie hier – beim Sprechen blähen sich seine Nüstern auf. Ich nenne ihn den Helfer.

      Wie ein Hotelpage bleibt er in der Tür stehen und hält sie geöffnet, ich schiebe mich hindurch und höre sie metallisch hinter mir einrasten.

      Der Raum ist weiß.

      Keine Fenster. Keine Unregelmäßigkeit. Keine Struktur an den Wänden, keine Fliesen und keine Fugen, nichtmal verschiedene Materialien. Nur ebenmäßiges Weiß. Keine Lichtschalter, keine Steckdosen oder Fußleisten. Über mir eine kalte weiße Lichtquelle.

      In der Mitte ein Tisch und zwei Stühle. Ich will mich setzen und greife einen Stuhl an der Lehne. Er bewegt sich nicht. Ich untersuche die Möbel und stelle fest, dass sie am Boden fixiert sind.

      Ich gehe zur Tür. Sie hat kein Schloss. Keinen Knauf.

      Ich warte.

      Ich setze mich. Der Stuhl ist zu nah an der Tischkante.

      Der zweite auch.

      Ich setze mich schräg. Und warte.

      Mein rechter Unterarm liegt auf dem Tisch. Der linke hängt über die Stuhllehne.

      Das Licht ist grell und kalt.

      Erst jetzt spüre ich meine Verletzungen wieder: Die gebrochenen Rippen, die Wunde am Kopf, die geplatzte Unterlippe. Aber ich versuche die Schmerzen zu ignorieren. Sie zu vergessen.

      Ich klopfe mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.

      Ich beginne zu zählen, wie oft ich klopfe.

      Ich klopfe schneller. Dann langsamer. Warten Sie hier.

      Ich höre auf.

      Ich greife die Tischkante mit der rechten Hand. Damit sie nicht klopft. Und konzentriere mich auf meine Atmung.

      Ich atme ganz langsam. Ein Zug nach dem anderem.

      Ruhig und tief. Zug um Zug.

      Erst einer. Dann noch einer.

      Meine Hand hält die Tischkante. Und ich atme.

      Ich zähle meine Atemzüge.

      Wieviele sind es in der Minute?

      Wie lange dauert ein Atemzug?

      Wie viele waren es bisher?

      In diesem Raum. An diesem Tag. In meinem Leben…

      Die Tür öffnet sich.

      Ein zweiter Mann kommt herein. Er ist älter. Der für Herren mit Bauch typische Zweireiher umhüllt seine wuchtige Statur, die breite Krawatte wird von einer schweren goldenen Spange gehalten und die schlaffe Haut seines Halses lappt über den eng geschlossenen Hemdskragen. In seinen langen Dienstjahren hat er sich das Zugeständnis erarbeitet, unmodisch sein zu dürfen. Ein grauer Haarkranz ringt sich um seinen kahlen Kopf, hinter der Brille quellen die weißen Augäpfel hervor und seine Wangen hängen hinab wie die Lefzen eines Bluthundes.

      Wortlos nimmt er einige Winkel des Raums in Augenschein. Sein Blick geht zur Decke, gleitet die Wände entlang, über die Tischplatte. Er geht kurz in die Knie, neigt den Kopf, richtet sich wieder auf, dreht sich um die eigene Achse.

      Dann nimmt er auf dem Stuhl gegenüber Platz.

      Alles fertig, sagt er gedämpft aber deutlich. Als besäße er einen unsichtbaren Gesprächspartner außerhalb dieses Raums.

      Dann nickt er und fährt fort: Gut.

      Haben Sie irgendwelche Gegenstände bei Sich?

      Was für Gegenstände? erwidere ich.

      Spitz, scharfkantig, Metall. Auch Plastikkarten.

      Ich durchforste meine Taschen, fördere alles zutage und deponiere den Inhalt neben dem Manuskript auf der Tischplatte.

      Das hier, sagt er und nimmt mein Handy, einen Kugelschreiber, alle Münzen und das Feuerzeug an sich. Die Geldscheine, die Zigaretten und diese … Unterlagen hier können Sie behalten, fügt er hinzu und deutet mit einer Kinnbewegung auf den Stapel Papier vor mir auf dem Tisch. Sie bekommen alles zurück.

      Er besieht sich meine Habseligkeiten und fährt fort: Sie sind nicht schlecht vorbereitet - keine persönlichen Dokumente, Mobiltelefon mit Prepaid-Karte…

      Ist er sauber? fragt er nach einer Weile – wieder an die Person außerhalb des Zimmers gerichtet.

      Und entgegnet kurz darauf nickend: Gut. Wie ist Ihr Name? Adresse? Geburtsdatum?

      Hören Sie, entgegne ich krächzend. Ich räuspere mich einmal entschlossen und fahre fort:

      Wenn ich nicht etwas hätte, das Sie von mir wollen, wäre ich vermutlich schon tot. Vielleicht eine Wasserleiche am Stauwehr? Ohne erkennbare Anzeichen auf Fremdeinwirkung?

      Nun übertreiben Sie es mal nicht – so etwas haben wir nun wirklich nur in Ausnahmefällen nötig, entgegnet er amüsiert. Außerdem haben Sie uns offenbar die halbe Arbeit bereits selbst abgenommen! Sie sehen nicht gut aus…

      Vielen Dank. Fühle mich auch nicht besonders.

      Wer hat Sie denn so verbeult?

      Lassen wir die Nebensächlichkeiten doch einfach beiseite, entgegne ich säuerlich. Wie sagt