Lothar Seffert

10.000 km im Truck Camper


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aber für zwei Personen ausreichend. Wir wussten vorher, dass es wenig Stauraum gibt, daher haben wir Reisetaschen als Gepäck mitgebracht, die ausgeleert unter den klappbaren Rücksitzen der Fahrerkabine Platz finden. Die Wäsche hatten wir schon zu Hause in Reisebeuteln mit Reißverschluss gepackt. Übereinander gestapelt bringen wir diese seitlich am Bett in Fächern unter. Geschlafen wird über der Fahrerkabine auf einer dicken stabilen Matratze. Es gibt Stufen, um in das Bett zu kommen. Bettwäsche hatten wir von dem Vermieter geordert. Dazu gehören zwei große Schlafsäcke. Einen benutzen wir als Unterbett und einen als Bettdecke. Die Kissen sind bequem. So lässt es sich gut schlafen und das machen wir dann auch bald, denn es ist noch einiges an Schlaf aufzuholen und die Zeitumstellung sorgt für zusätzliche Müdigkeit.

      Wüstenwind

      Wir schlafen ganz gut in der neuen Umgebung, sind aber schon relativ früh wach, da es am Morgen recht kalt ist. Erst einmal die Heizung aktivieren, Therme anstellen, frühstücken und duschen. Wir sind noch dabei, unsere Sachen für die Weiterfahrt zu sortieren, da fragt die Nachbarin auf dem Campingplatz, ob wir vielleicht Interesse an einigen Lebensmitteln und kleinem Campingzubehör haben, die sie nicht mehr benötigt, da sie ihre Reise mit ihrem gemieteten Wohnmobil jetzt in Las Vegas beendet. Gerne nehmen wir das entgegen und haben jetzt ordentlich Vorräte. Wenn wir das vorher gewusst hätten, wäre unser Einkauf gestern kleiner ausgefallen.

      Im Februar 2017 hatten wir schon einmal das Death Valley besucht und uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie das Badwater Basin und den Zabriskie Point angesehen. Damals war es kalt. Wir hatten dicke Jacken an. In den Senken standen große Pfützen von den letzten starken Regen, die wir teilweise vorsichtig durchfahren mussten. Jetzt wollten wir das Tal einmal bei Wärme und Trockenheit erleben und uns den weniger besuchten nördlichen Teil ansehen, den wir noch nicht kannten.

      Los geht es über die Stadtautobahn in Las Vegas und dann auf den Highway 95 immer Richtung Nordwesten. Sofort hinter der Stadtgrenze stellt sich wieder dieses Gefühl von Freiheit und Abenteuer ein, dass uns schon bei den letzten Reisen im Westen der USA begleitet hat. In Beatty biegen wir Richtung Westen ab. Über den Daylight Pass und die kalifornische Grenze kommen wir in den Nationalpark. Es begegnen uns nur wenige Fahrzeuge. Halbwüste, wohin man blickt. Wir hatten uns schon in Deutschland einen Nationalpark Pass (America The Beautiful) besorgt, denn an diesem Zugang zum Death Valley gibt es lediglich einen Automaten, an dem man nur einen Tagespass für den Park erwerben kann. Die Visitor Center liegen von da aus gesehen weit weg. Ein Tagespass genügt uns nicht. Wir wollen ja viele Nationalparks besuchen und Einzeltickets gehen unnötig ins Geld. Der Nationalparkpass ist auch nicht billig, aber mit ihm sind sämtliche Eintrittspreise in den Nationalparks sowie in einigen State Parks, da gibt es eine Liste, abgedeckt.

      Auf den Parkplätzen, auf denen wir anhalten, werden wir mehrmals von verschiedenen amerikanischen jungen Leuten angesprochen, offenbar spontane Tagesgäste aus Las Vegas oder Umgebung, was man sich in dem Tal denn ansehen kann und wie man dort jeweils hinkommt. Wir können helfen, da wir ja schon einmal hier waren. Dennoch ein wenig absurd, dass wir als Europäer Amerikanern in ihrem eigenen Land Auskunft geben sollen.

      An der ersten Kreuzung, mitten in der Wüste, biegen wir auf die noch einsamere Straße Richtung Norden ab. Nach einer Weile kommen wir an dem gesperrten Abzweig vorbei, der zu Scotty’s Castle führt. Diese Einrichtung und auch die Straße dorthin, wird seit Jahren nach schweren Unwettern mit Erdrutschen immer noch restauriert. Kurz nach diesem Abzweig kommen wir an den 2000 Jahre alten Ubehebe Crater, einen erloschenen Vulkan. Vom Parkplatz aus können wir einen Blick in den tiefen erkalteten Krater werfen. Der Boden ringsherum ist überwiegend grau, es gibt kaum Vegetation und es weht ein strammer Wind. Wir haben sogar Mühe, den Fotoapparat ruhig zu halten.

      Ähnlich windig ist es auf dem nahegelegenen Campingplatz, unserem heutigen Ziel. Er liegt einsam und abgelegen und hat nur wenige Besucher. Das Ticket ziehen wir (mit Kreditkarte) an einem Automaten am Eingang und befestigen es an einem Pfosten an dem Stellplatz, den wir uns

      selbst aussuchen können. Er besteht aus einer großen Nische zwischen kleinen Wüstenbüschen und verfügt, wie meist in den USA, über Tisch und Bank. Dort können wir unsere Mahlzeiten einnehmen, müssen aber hier darauf achten, dass uns nichts vom Tisch wegfliegt. Der Wind hört erst

      nach Sonnenuntergang schlagartig auf. Sobald am nächsten Tag die Sonne aufgeht, weht er wieder. Wir stehen unversorgt, also ohne Stromanschluss.

      Auf dem Gelände gibt es mehrere Räume mit Trockentoiletten. Bei einer Temperatur von 30°C machen wir eine kleine Runde über den Campingplatz. Von den wenigen Besuchern ringsherum werden wir freundlich aus der Entfernung gegrüßt. So ist es überall üblich in den USA.

      Langsam wird es dunkel. Der Vollmond geht auf, es herrscht totale Stille. Da es keine Beleuchtung auf dem Campingplatz gibt, können wir im Schatten des Truck Campers einen fantastischen Sternenhimmel sehen, sogar die Milchstraße ist erkennbar. Irgendwann wird es dann zu kühl und wir ziehen uns in das Wohnmobil zurück. Dank der Bordbatterie haben wir Licht. Der Kühlschrank läuft über Gas.

      Wir haben gut geschlafen und sind langsam im Zeitrhythmus. Wir finden auch mehr und mehr ein Ordnungssystem im Fahrzeug. Schmutzwäsche verstauen wir in einer großen Plastiktasche auf dem Rücksitz der Fahrerkabine. An diesem Ort und hinter den Rücksitzen bringen wir auch Lebensmittel unter, die nicht gekühlt werden müssen, die Kochtöpfe und Pfanne sowie die gemieteten Faltstühle. Praktisch sind die jeweils zwei Türen auf Fahrer- und Beifahrerseite. Die Scharniere befinden sich außen, so dass wir, wenn beide Türen gleichzeitig offen sind, eine große Öffnung zum Beladen und Entladen haben.

      Meine Frau ist der geübtere Autofahrer. Sie hat kein Problem, mit dem für uns relativ großen Fahrzeug zurechtzukommen. Nun möchte ich es auch einmal versuchen und komme auch gleich gut klar mit dem Fahren. Es ist ein Automatikfahrzeug mit Tempomat und einen Knopf für Tow Haul, praktisch bei langem Gefälle. Wir wechseln uns immer wieder ab während der sechswöchigen Fahrt. Überwiegend fährt aber meine Frau. Wir haben auf ein Navigationssystem verzichtet und orientieren uns mit Hilfe von guten Karten, manchmal auch mit entsprechenden Programmen für Smartphone, die offline verfügbar sind. Ich habe die Tour zu Hause sorgfältig vorbereitet und mir vermerkt, wie die größtenteils schlecht ausgeschilderten Campingplätze zu finden sind, auch die teilweise abgelegenen Nationalparks und State Parks. Ebenso habe ich notiert, wo Tankstellen zu finden sind und Supermärkte, alles, was man so unterwegs benötigt.

      Wie vor zwei Jahren halten wir im Death Valley noch einmal an den imposanten Sand Dunes vor dem Stovepipe Wells Visitor Center. Herrlich, in dem hellen Sand der sich bis zum Horizont erstreckenden Dünen barfuß herumzulaufen. Wir besuchen auch den General Store am Visitor Center. Dort kann man wunderbar stöbern und schöne Souvenirs finden.

      Schließlich verlassen wir das Tal über den Towne Pass Richtung Westen. Es gibt mehrere schöne Aussichtspunkte, an denen wir halten. Auf einem der Parkplätze begegnet uns eine Gruppe von Oldtimerfreunden, die ihre alten Fahrzeuge auf Grund der Steigungen erst einmal kühlen müssen.

      Wir durchqueren weiterhin karge Wüstenlandschaft. Allmählich wird es flacher. Irgendwann biegen wir Richtung Norden ab und wir fahren in einem breiten flachen Tal an der Sierra Nevada entlang.

      Die Landschaft verändert sich. Ab und zu sehen wir jetzt sogar Nadelbäume und einige Hinweise auf Skigebiete. Zwischendurch entdecken wir ein kleines Feuer, weit entfernt in den Bergen.

      Am frühen Abend erreichen wir Lee Vining und den dortigen Campingplatz, der hinter einer Tankstelle liegt. Wir kommen mit Nachbarn aus Süddeutschland ins Gespräch, die uns noch ein paar wichtige Hinweise hinsichtlich Wohnmobile geben können. Sie haben sich auch ein solches gemietet und ihre Reise jetzt fast beendet. Wir sind erfahrene Camper, allerdings bisher nur in Europa und mit dem Wohnwagen. Bei Wohnmobilen in den USA ist doch noch manches anders. Wir lernen, dass wir unseren Wassertank nicht immer auffüllen müssen. Bei permanentem Anschluss mit dem Schlauch an den Wasserhahn am Stellplatz können wir Wasser auch direkt aus der Leitung unter Umgehung des Wassertanks zapfen. Das ist eine Hilfe bei größerem Wasserverbrauch, beispielsweise beim Abwaschen oder Duschen. Unser Abwassertank ist auch nicht besonders groß und muss oft entleert werden. Wenn das zu spät geschieht, kommt Brauchwasser