Michael Geigenberger

Tres Amigos 4


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er noch heute schwärmt. Der Professor erklärt ihm, dass er für einige Monate nach Florenz gehen wird. Dort habe er eine Gastprofessur und auf diese sei er natürlich ganz mächtig stolz, aber er kann den Auftrag nur annehmen, wenn er für eine zuverlässige und qualitative perfekte Aushilfe sorgen kann. Seine Tochter hatte dann die rettende Idee, „wir nehmen den Werner, war das nicht mal dein Schüler?“ Claudia ist bereits gut im Geschäft, hat schon so manche Ausstellung bewerkstelligt und kann vom Malen ganz gut leben. Sie ist oft in der Akademie alleine, schon weil sie die Atmosphäre braucht. Sie hat sich im ersten Stock eine Ecke eingerichtet und hat die Erlaubnis hier zu malen, auch wenn sie keine Kunststudentin mehr ist.

      Da das Wetter gerade passend für einen Besuch in einem Biergarten ist ziehen sie gemeinsam hinüber in den Max Emanuel Biergarten in der Adalbertstraße.

      Bei ARRI scheint die Mittagspause begonnen zu haben. Der Biergarten füllt sich innerhalb weniger Minuten. Nach weiteren zehn Minuten ist kein Platz mehr zu bekommen. An einem der Tische sieht er Guggi mit einer Kollegin sitzen. Sie arbeiten bei einer ehrwürdigen Filmfirma und Guggi ist dort als Cutterin beschäftigt. Er muss sich kurz entschuldige um ihr eine Nachricht zu übergeben. Als er zurück an den Tisch kommt, meint Claudia, „ist das deine Frau?“ Werner muss so erstaunt geschaut haben, dass sie auf keine Antwort wartet und gleich meint, „ach - ich weiß ja, du bist Junggeselle.“

      Nun schaut ihr Vater erstaunt, „ihr kennt euch wohl schon länger, ich meine nur, weil ihr euch duzt?“ Die Verwirrung könnte nicht perfekter sein. Nun meint Claudia sich entschuldigen zu müssen. Um die Sache zu verkürzen, meint Werner, dass man sich doch unter Künstlern immer duzen sollte. Der Herr Professor stimmt zu und meint, „ich bin der Dieter, seine Tochter meint, „ich bin die Claudia“ und er meint, „und ich bin der Werner.“ Dann kommt Claudia auf ihn zu, um den obligatorischen Kuss zu übermitteln. Werner sagt schmunzelnd, „dann wäre das auch schon mal geklärt. Sie küsst sehr liebevoll, das nur ganz nebenbei. Außerdem meint Werner, dass Claudia den Kaffee gerne mit Milch und Zucker hat.

      Der Biergarten beginnt sich zu leeren, da anscheinend die Mittagspause vorüber ist. Sie bestellen sich noch einen Cappuccino und als Absacker einen Schnaps. Dieter meint dann noch, dass er seine Dienststelle benachrichtigen muss, da sollte Werner besser dabei sein, damit alle Beteiligten informiert sind. „Ach ja, in zwei Wochen geht es los, dann müsse er nach Florenz.“, meint er noch nebenbei. Es folgt noch ein herzliches Verabschieden und Werner ist mehr als froh, dass er diesen kurzfristigen und interessanten Job bekommen hat. Das bedeutet ein geregeltes Einkommen, auch wenn es nur für vier Monate ist. Auf dem Heimweg überlegt er, ob er nun den Fiat in die Werkstatt geben soll, oder nicht. Kaum daheim, steht Gerd Wildfang vor seiner Türe. Er macht es offiziell, hat einen Aktenordner unter dem Arm. „Seit wann bringst du dir Arbeit mit, wenn du auf ein Bier vorbeikommst?“, fragt Werner.

      Gerd Wildfang erklärt, dass er einen fachlichen Rat braucht. Er öffnet den Ordner und legt ihm einige Dokumente vor. Es sind Expertisen von bekannten Bildern. Er soll sie sich mal ansehen, er vermute, dass sie gefälscht sind. Nun muss Werner ihn darüber aufklären, dass man sie nicht fälschen muss, es gibt genügend Fachleute, die gegen eine bestimmte Summe auch eine Expertise ausfertigen. Ob das Bild dann tatsächlich vom Meister stammt oder nicht, das ist dann eine ganz andere Frage.

      Werner erfährt nun, dass seit einigen Tagen Bilder auf dem Markt sind, welche bei Fachleuten Erstaunen auslösen. Er sei mit der Aufklärung betraut worden. Wenn es sich tatsächlich um Originale handelt, dann sei ja alles in Ordnung, aber einige Galeriebesitzer hätten ihre Zweifel angemeldet. Ein Auktionator hätte sogar ein Bild aus seiner Aktion herausgenommen. Nachdem nun Werner über den Sachverhalt informiert ist und in Kürze an der Akademie seine Arbeit aufnehmen wird, muss er sich in diesem Fall bedeckt halten. Umständlich beginnt er Gerd über diese heikle Aktion aufzuklären. Sollte er sich irren, könnte das für ihn fatale Folgen haben. Aber er hat eine Adresse, da wird Gerd Wildfang als Kommissar eine sichere Antwort erhalten. Gerd ist mit der Auskunft zufrieden und wird nun plötzlich doch auch privat. „Wollten wir uns nicht deinen Vergaser ansehen, da war doch ein Problem.“ So gehen sie gemeinsam zur Garage von Werner, hier steht ein betagter Fiat Multipla, vielleicht können sie gemeinsam eine Lösung finden. Er stammt aus dem Jahr 1961 und hat sein „H“-Kennzeichen schon seit einigen Jahren. Ersatzteile gibt es leider keine mehr, vor allem, da dieser Fahrzeugtyp nie sehr beliebt war. So ist Werner auf fachliche Hilfe angewiesen und Gerd kennt sich mit alten Autos aus, das hat man mehrfach bewundern können. Außerdem hat Gerd Wildfang einen alten Ford aus dem Jahr 1956, den er eigenhändig in Schuss hält. Der Fahrzeugtyp Multipla hat den Motor hinten, so wie ein sechshunderter Fiat ebenfalls. Die Fahrgestelle sind sich ähnlich. Gemeinsam beginnen sie den Vergaser auszubauen und zu zerlegen. Die Vergaserklappe ist wohl beschädigt, so Gerds erste Diagnose. Wir kriegen das wieder hin, meint er und fragt nach einem kühlen Bier. Auch Guggi ist inzwischen heimgekommen, sie wohnt im zweiten Stock im Vorderhaus zusammen mit ihrer Freundin Heidi und hat Werner bei der Garage entdeckt, gleich muss sie ihn fragen was das denn für ein toller Mann war, mit dem er im Biergarten war.

      „Das war Dieter, er ist Professor an der Akademie. Hat er dir gefallen, oder ist er schon zu alt für dich. Das Mädchen war seine Tochter, sie studiert ebenfalls Kunst.“

      „Ach, dann ist er ja verheiratet.“, meint sie enttäuscht. Natürlich kennt Gerd Wildfang auch Guggi, sie hat beim Einzug geholfen und sich so einige Euro nebenbei verdient. Gerd bittet Guggi eine Haarnadel zu besorgen, aber bitte schnell, sonst fallen ihm die Einzelteile des Vergasers aus der Hand. Sie sprintet nach oben und kommt schon nach wenigen Minuten zurück. Dann fragt sie, ob sie nicht einen Wurstsalat machen soll, wenn jemand das Bier dazu spendiert, dann würde sie den Salat dazu beitragen. Sie hätte heute keine Lust alleine zu Abend zu essen. Heidi sei im Italienisch-Unterricht und ist eigentlich für die Küche zuständig und daher gibt es nur Wurstsalat im Angebot. Alle stimmen dem Vorschlag zu und Gerd meint, dass er dann für den Schnaps sorgen würde. Es wird ein gemütlicher Abend, der sich im Hof des Anwesens abspielt. Im Laufe des Abends kommen noch weitere Hausbewohner hinzu. Jeder steuert etwas Leckeres zum Essen bei. Es ist ein Schwabinger Abend, wie man ihn früher viel öfter erlebt hat.

      Am folgenden Morgen wacht Werner mit einem dicken Schädel auf, der letzte Schnaps war wohl nicht mehr ganz okay. Gegen halb zwölf muss er in der Akademie sein. So war es vereinbart. Gleich am Hauptportal trifft er auf Claudia. „Bin ich zu spät?“, fragt er vorsichtig. „Nein, das passt schon. Mein Vater führt gerade die Vorgespräche. Gleich sollst du dich vorstellen, aber du kennst das ja aus früheren Zeiten, da gibt es immer noch einige Professoren, die dich sowieso kennen.“ Bevor Werner nun in den ersten Stock hinaufwirbelt, fragt ihn Claudia noch, was er denn am Abend täte, es gäbe eine Karte für die Lach und Schieß.

      Er ist schon oben und ruft noch, „wenn sie nichts kosten, immer gerne.“ Dann ist er schon bei den Professoren. Es dauert eine knappe halbe Stunde, dann ist es entschieden, eigentlich wäre es noch schneller von statten gegangen, hätte da nicht der Professor Eberwein wegen Werners permanenter Unpünktlichkeit Bedenken geäußert. Nach dem Werner versprochen hat, sich an die Arbeitszeiten zu halten bekommt er doch den Posten des Aushilfsprofessors.

      Die Treppen hinunter geht er gelassen, jetzt hat er keine Sorgen mehr, zu mindestens für die nächsten vier Monate. Claudia wartet auf ihn und so fragt sie natürlich gleich, „und, hast Du ihn bekommen?“

      Werner lacht und antwortet, „ich musste versprechen immer nüchtern zu erscheinen, damit der Ruf der Akademie nicht unter meinem Unterricht leidet.“ Beide fallen sich ohne es geplant zu haben in die Arme. „Ich brauch das Geld im Moment sehr dringend, vielen Dank für die Vermittlung“, meint er zu Claudia. Sie sagt nicht viel und meint nur, „dann lass uns darauf anstoßen.“ An der Leopoldstraße suchen sie sich einen gemütlichen Platz mit Blick in die Sonne. Sie reden über Gott und die Welt und Werner wird das Gefühl nicht los, dass Claudia ihn schon seit längerer Zeit im Blick hat. Sie weiß erstaunlich viel über seine Lebensgewohnheiten. So fragt sie ihn, ob er nicht Lust an einem Zeichenausflug hätte, sie hätte da einen Auftrag für eine Illustration in einer bayerischen Zeitung abzuliefern. Sie dachte an die Gegend um Tölz herum. Er überlegt nicht lange. „Klar machen wir das, ich werde dich unterstützen, wir nehmen den kleinen Fiat, da passt alles hinein. Wann soll es sein?“, fragt er und beobachtet