Michael Geigenberger

Tres Amigos 4


Скачать книгу

sie hat ihre eingekauften Leckereien vergessen. So entscheidet er sich schnell, sie ihr schnell vorbei zu bringen. Er macht das zu Fuß, es ist ja nur ein Katzensprung. Als er vor Claudias Türe steht und läutet, merkt er plötzlich, dass er eigentlich lieber bei ihr bleiben würde, aber er nimmt sich vor, nichts zu sagen. Sie braucht Zeit, auch für eine Freundschaft, dann soll sie sie haben. Sie öffnet und ist bereits umgezogen, kommt wohl gerade aus der Dusche. Werner übergibt ihr die Einkaufstüte und meint, „dann einen schönen Abend, ich gehe vielleicht noch ins Kino.“ Als Claudia darauf nichts sagt, weiß er, dass er jetzt lieber geht. „Also, mach’s gut und tschau.“

      Werner geht nicht mehr ins Kino, er vollendet seine Zeichnung und findet sie sogar gut, was nur selten vorkommt. Es ist eine Ansicht von Claudia, wie sie ihn von der Seite ansieht. Ihre langen blonden Haare hängen über ihre rechte Schulter und ihr Blick ist einfach umwerfend. Er stellt das Bild auf die Staffelei um es sich noch ein wenig zu betrachten und darüber nachzudenken. Er muss sich eingestehen, dass in den letzten Jahren keine Frau ihn so sehr in den Bann gezogen hat.

      Dann läutet es Sturm, Werner erschrickt und sieht zur Türe, „ach du - Guggi, was kann ich für dich tun, ich bin gerade von einer Zeichentour zurückgekommen und muss meine Sachen noch aufräumen.“ Guggi fragt ganz unverhohlen, „du warst mit Claudia weg, hab ich recht? Hast du etwas mit ihr? Die ist nicht einfach, nicht so, wie deine diversen Mädchen, die meint es ernst, sei also vorsichtig.“

      Werner murmelt etwas von, „ich will jetzt gerne alleine sein, macht es dir etwas aus, wenn du dir noch ein Bier schnappst und dann gehst?“

      Tatsächlich geht Guggi zum Kühlschrank, schnappt sich ein kühles Bier, übrigens das letzte und verschwindet. Da ist es besser den Fernseher einzuschalten es sich auf der Couch mit einer Flasche Wein bequem zu machen.

      Tags darauf, es regnet in Strömen und Werner entscheidet sich dafür endlich mit seinem Auftragsbild zu beginnen. Er muss schmunzeln, als er sich einen röhrenden Hirsch vor einer Bergansicht vorstellt. Er macht zuerst eine Zeichnung und dann fällt ihm ein, dass er ja einen Kunstdruck von Garmisch hat. Ein Buch mit herrlichen Bergansichten. Er beginnt darin zu blättern und hat dann die passende Idee. Er wird es modern malen, eher expressionistisch, dass müsste eigentlich zur Einrichtung passen, denkt er. Die Zeit vergeht, ohne dass er es eigentlich bemerkt hat, denn das Bild ist in seinen Grundzügen fast fertiggestellt. Da poltert es an seine Türe, es ist Guggi, „wollte dir nur dein Bier zurückbringen, es war ja das letzte, gestern.“ Werner ist in Gedanken, wie immer wenn er mit Malen beschäftigt ist. Dann lebt er in einer anderen Welt. Guggi hat noch die Tageszeitung mitgebracht, es ist ein Bericht über einen Liebermann, der auf der Fahndungsliste steht und jetzt plötzlich aufgetaucht ist und das inmitten von Schwabing. So steht es als Aufmacher in der Zeitung. Werner murmelt etwas von, „dass haben sie mir zu verdanken.“ Guggi hat wohl Langeweile und wartet darauf, dass sie eine Arbeit von Werner zugeteilt bekommt. „Sollte ich nicht deine Hose bügeln? Oder war es ein Hemd?“

      „Ich glaube Hose, aber das kannst du auch noch am Montag machen, jetzt bin ich gerade mit einem Bild beschäftigt, das wird in drei Tagen abgeholt, dann kommt endlich Geld in die Kasse.“, meint Werner mit einem breiten Grinsen. Guggi lässt nicht locker, „soll ich uns etwas zum Essen machen, Kartoffeln sind noch da und einen Leberkäs könnte ich noch schnell holen.“

      „Mach das, Geld ist in der Hosentasche.“

      Guggi schnappt sich den letzten Zwanziger und verschwindet. Er beginnt den Tisch zu richten und dann stellt er fest, dass die Garagentüre immer noch offensteht. Als er sie verschließen will, vermisst er seine Vespa. „klar, die hab ich ja Guggi geliehen, wo hat sie diese denn abgestellt, vielleicht im Hausgang?“ Als er den letzten Satz vor sich hinspricht, steht Guggi im Raum. „Die hab ich bei Gerhard gelassen, ich hole sie dir später ab. Ich hatte einfach zu viel intus, du verstehst das ja sicher, da gehe ich dann lieber zu Fuß.“ Guggi richtet dann in Windeseile ein leckeres Mittagessen, Bratkartoffel mit Ei und Leberkäse. Süßen Senf dazu und ein frisches Bier, was will man mehr, denkt Werner und muss automatisch an Claudia denken. Sie sprach von einer Zukunft, was hat sie wohl damit gemeint, überlegt er. Seine Zukunft ergibt sich von Tag zu Tag, warum sollte man sich da Gedanken machen? Er wird aus seinen Überlegungen gerissen, als Guggi ruft, „Essen steht auf dem Tisch.“ Bei diesem leckeren Essen bringt Guggi das Gespräch auf die bevorstehende Party, schließlich ist sie ja die Chefin von einem noch nicht existenten Catering-Services. Aber in Zukunft wird sie einen haben. Aha, da ist es wieder das Wort „Zukunft“. Werner schiebt den Gedanken bei Seite. Zukunft, das ist etwas wie für Guggi geschaffen, sie muss für Gerd einen Abend organisieren, aber er, Werner doch eher nicht. Er kann ihr einen Rat geben, aber die Zukunft mit dem Catering-Service, das ist ja doch eher ihr Ding, denkt er und beißt in seinen Leberkäse. Er betrachtet Guggi, eine Schönheit ist sie sicher nicht, außerdem kennen sie sich schon seit Kindertagen. Ihre Mutter war eine Näherin und hatte ihre Kunden aus der Schwabinger Nachbarschaft. Guggi hält seine Wohnung in Schuss und manchmal muss sie ihn an Termine erinnern. Sie macht die Buchhaltung für ihn und sie organisiert seine Ausstellungen. Guggi ist die Frau für die Organisation, mehr nicht. Werner überlegt, dass er eigentlich noch einen Unterrichtsplan für die Akademie braucht, vielleicht sollte er gleich morgen mal bei seinem Mentor Dieter vorbeischauen, oder erwartet Dieter, dass er das selbst organisiert? Er erinnert sich an die Tage mit Dieter in der Akademie, eigentlich arbeitet er mehr aus der Westentasche, lies sich auch gerne von seinen Schülern inspirieren. Einen festen Stundenplan gab es eigentlich nie. Nur zu den Semesterabschlüssen, da gab es gewisse Arbeiten, die abgeliefert werden sollten. Okay, so wird er es handhaben, außerdem gibt es ja da noch Kollegen, die er aus alten Zeiten noch gut kennt, die kann er immer fragen, wenn es überhaupt notwendig ist.

      Guggi ist gerade damit beschäftigt, sein Bett neu zu überziehen, sie hat morgen große Wäsche, da schmeißt sie seine Sachen einfach mit dazu. So erklärte sie es ihm vor einiger Zeit. Sie wäscht für drei Parteien und da kommt es auf die paar Gramm Waschmittel nicht an. Dann sieht Werner plötzlich wieder die Überschrift mit dem „Liebermann“. Er muss mit Gerd sprechen, damit er sich richtig verhält, er will nicht, dass ihn Bechstein in der Szene schlecht macht, das kann er nicht gebrauchen. Er ruft bei Gerd durch, aber es ist nur seine Freundin Gerti dran. „Er ist auf einer Wanderung“, erfährt er von ihr. „Sag ihm bitte, dass ich besorgt bin wegen der Überschrift auf der Sonntagsausgabe unserer Zeitung.“

      Gerti meint nur, „mach dir keine Sorgen, es hat nichts mit dir zu tun.“ Werner sieht das anders, aber richtet dann noch Grüße aus und widmet sich wieder seinem Bild, das er gerne noch heute fertig stellen will. So kann er morgen kassieren. Guggi ist längst gegangen, aber er hat es gar nicht bemerkt. Er war so in Gedanken, dass sie es vorzog, einfach zu gehen. Sie kennt das, wenn er mit seiner Arbeit verwoben ist, darf man ihn nicht stören. Gerade ist er dabei sein Bett zu richten, da läutet sein Handy. Am anderen Ende ist Gerd Wildfang. „Hast du schon gelesen, es tut mir leid, dass es schon bei der Presse gelandet ist. Wenn dich jemand anruft, dann sag einfach, dass du es nicht bist, der die Info weitergegeben hat.“

      Werner sagt nicht viel, „mach dir keine Sorgen, ich sage einfach, die Polizei hätte den Tipp schon länger und dann gebe ich deine private Nummer heraus.“

      „Unter steh dich, dann bekommst du Ärger.“ Natürlich weiß Gerd, dass er sich auf Werner verlassen kann. Außerdem was ist schon dabei, von wem die Information letztendlich kam ist doch ganz egal. Werner ist müde und will jetzt nur noch seine Ruhe, morgen wird er das Bild übergeben und endlich Wein kaufen gehen. Tatsächlich ruft schon in aller Früh, so gegen acht Uhr sein Auftraggeber an. „Ich habe gehört, dass das Bild fertig ist.“ „Ja, du kannst es abholen und vergiss nicht das Geld, ich kann es dringend gebrauchen.“ „Alles klar, ich gehe noch schnell zur Bank und dann kannst du schon mal den Kaffee aufsetzen.“

      Gerade sieht er auch Guggi in die Arbeit gehen, so ruft er ihr nach, wo er denn seine Vespa abholen könnte, aber Guggi hat ihn wohl nicht gehört und verschwindet um die Ecke. Der heutige Tag scheint für Werner ein aufregender zu werden. Er will gerade in das Badezimmer gehen, da läutet das Telefon. Es ist Shoel, so lange schon hat er von ihm nichts mehr gehört. Er war wohl schon wieder auf einer seiner bekannten Reisen. Er ist Reiseschriftsteller und ständig mit seinem Wohnmobil auf Achse. „Dich gibt es also tatsächlich