Michael Geigenberger

Tres Amigos 4


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läge in seinem Briefkasten eine Einladung für eine Geburtstagsfeier. „Der Gerd wird also tatsächlich schon fünfzig“, meint er lachend, so ist es, aber er muss ihn auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten, da ja gleich der Bilderkauf über die Bühne gehen soll. „Also, dann bis spätestens am nächsten Wochenende, auf der Feier bei Gerd.“

      Am Nachmittag geht dann endgültig der Bilderkauf über die Bühne, der Besteller ist begeistert und zahlt auch tatsächlich in bar. Werner sieht auf die Uhr und sprintet noch schnell auf seine Bank, um die Ecke um etwas einzuzahlen. Den Rest des Bargeldes legt er wie gewohnt in seine Blechschachtel, die er immer als seinen Safe bezeichnet. Dieser so wertvolle Safe wird wie gewohnt hinter einem Buch mit dem Titel, „Krieg und Frieden“ versteckt. Werner ist der Meinung, dass es keinen besseren Titel für so ein Versteck geben könnte. Es dämmert schon, als Guggi bei ihm vorbei kommt. Sie meint, „es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht.“ Werner meint, „Ist mein Bettzeug beim Waschen eingegangen? Oder hast du meine Hose zu heiß gebügelt und sie hat jetzt ein übergroßes Loch am Gesäß.“ Sie meint aber weiter, dass er ihr bitte versprechen muss, dass er sich nicht aufregt. „Sag was gibt es aufregendes.“

      „Deine Vespa ist geklaut worden, das war die schlechte Nachricht und nun die Gute, sie wurde schon wieder aufgefunden. Aber es fehlt der Motor.“ Werner sieht Guggi lange an und fragt sie, wie sie das Problem lösen möchte. Auf die Frage von Guggi ob er nicht versichert sei, zuckt Werner mit den Schultern. Er beginnt zu überlegen, ob er sie überhaupt jemals umgemeldet hat. Er hat sie vor acht Jahren eingesteigert und dann…er weiß es nicht mehr. Hat er überhaupt einen Brief für das Fahrzeug gehabt? Werner geht hinüber zu seinem Schrank, wo er normalerweise seine wichtigen Papiere abgelegt hat und beginnt mit einer Suche nach Unterlagen, die seine Vespa betreffen könnten. Auf Anhieb kann er wohl nichts finden, doch er beruhigt Guggi, die inzwischen den Tränen nahe ist. „Wir werden schon eine Lösung finden, im schlimmsten Fall muss Gerd Wildfang einspringen, der weiß, wie man das regeln kann. Ich hab ja noch etwas gut bei ihm, immerhin hat er den Tipp mit dem Bild von mir erhalten. „Lass uns auf dein Missgeschick trinken, dann findet sich sicher eine Lösung.“ Sie stoßen gerade an, da hält ein Streifenwagen vom Revier aus der Türkenstraße vor seiner Türe. „Sind sie der Besitzer einer Vespa mit dem Kennzeichen…?“ Werner meint, mein Kennzeichen kenn ich nicht, ich sitze ja immer darauf und sehe mir meine Vespa sicher nur selten von hinten an.“ Der Beamte muss lachen und meint, „sie werden es nicht glauben aber wir haben den Motor gefunden, der Dieb konnte ihn wohl nicht einbauen, da es ein anderes Modell ist. Wir haben den Motor im Wagen draußen.“ Guggi beginnt zu lachen, „das kann doch alles nicht wahr sein, da ist er so blöd und klaut einen Motor und vergisst er nach dem Modell zu sehen. Werner ist zufrieden, jetzt braucht er nur noch eine Person, die den Motor wieder einbaut. Sie sitzen noch zusammen, da sieht Werner im Regal eine Mappe mit der Aufschrift „Fahrzeuge“. Er holt sie herunter und blättert darin. „Na Gott sei Dank, ich hatte sie doch umgeschrieben und sie ist auch versichert, dann müssen sie den Einbau bezahlen.“ Guggi muss fest versprechen, wenn sie jemals wieder die Vespa benutzt, dann darf sie diese nicht einfach irgendwo stehen lassen. Gerne möchte sie noch über die Feierlichkeiten bei Gerd sprechen und so holt sie eine Liste mit den Besuchern heraus. Sie zählt durch und muss feststellen, dass es über siebzig sein werden. Das bedeutet, dass sie die Getränke aufstocken muss. Auf die Frage, wieviel trinkt wohl jeder meint Werner, „mit zwei Flaschen beim Wein musst du schon rechnen. So dreht sich in den kommenden Tagen alles um Gerds Feierlichkeiten. Es werden ständig irgendwelche Dekodinge angeliefert und Werner wurde verdonnert, sie in Empfang zu nehmen. Mit der Bemerkung, dass man testen muss, was angeliefert wird, öffnet er den ersten Karton eines guten Weines. „Kann man trinken“, meint er lachend. „Mal sehen, was noch kommt.“

      Guggi droht damit, wenn er noch mehr davon trinkt, dann muss er die Kartons alleine in den dritten Stock hinauftragen.

      Kapitel: 4 Die große Feier

      Es ist Samstag und Werner denkt nur noch an die Feierlichkeiten am Abend. Er betrachtet seinen weißen Anzug, denn ohne ihn ginge er nirgend wohin, zumindest im Sommer. Weißes Hemd, elegante Sommerschuhe in einem gedeckten Braunton, weißer langer Sommerschal von Gerry Weber. So und nicht anders erscheint er immer auf Sommerfesten. Aber jetzt muss er mit anpacken und die Kartons mit dem Wein und die Leckereien hinauf in den dritten Stock tragen, es ist Ehrensache hier zu helfen. Als sie die letzte Kiste dann endlich oben haben, gibt es nicht nur einen leckeren Schampus, es kommen auch schon die ersten Gäste. Dietmar Lauenstein mit einer feschen Begleitung, die er mit dem Namen Valerie vorstellt. Gerti und Valerie verziehen sich in die Küche um sich besser kennen zu lernen, bisher haben sie nur etliche Male telefoniert. Ganz nebenbei richten sie mit Guggi zusammen die Appetithappen und basteln noch an der Nachspeise. Guggi hat eine tolle Mannschaft mitgebracht, sie haben nicht nur das Wohnzimmer umgestellt sondern auch noch Dekoration angebracht. Dann läutet es aber schon wieder, es ist Walter Broder mit seiner ganz neuen Bekanntschaft Anni Stein. „Jetzt sind die Tres Amigos komplett“, meint Gerti zu Guggi. Die erste Flasche Cava ist bereits geleert, die Eingangstüre bleibt gleich offen, da es sich nicht lohnt ständig zur Türe zu sausen. Als nächstes trifft Shoel mit seiner Freundin ein. Er hat seine Fotografin Anna dabei. Sie arbeiten gerade an einem neuen Artikel für Annas Bruder, der ein Erotikmagazin in Paris vertreibt und herausgibt. Einige Hausbewohner kommen und denen folgt eine sehr elegante Dame. Werner ruft sofort nach Gerd Wildfang und meint, „Da kommt etwas ganz besonderes, die Dame musst du schon selbst in Empfang nehmen. Tatsächlich geht Gerd auf sie zu und stellt sich vor. „Ach, das Geburtstagskind – darf ich gratulieren, ach, entschuldigen Sie, ich bin Frau Franka Bechstein und vertrete meinen Mann, der leider in Frankfurt auf einer wichtigen geschäftlichen Tagung ist.“ Gerd gibt Bussi links und rechts, so wie es sich in München gehört. Dabei fällt ihm auf, dass Franka in ihrer Frisur eine goldene Maske versteckt hält. Anna entdeckt Franka und geht natürlich sofort auf sie zu. „Ich bin Modefotografin, wären sie bereit für mich Model zustehen?“

      Franka meint geschmeichelt, „was zahlen sie denn so? Sie wissen ja, umsonst ist nur der Tod.“

      „Wir werden sehen“, gibt Anna zurück.

      Inzwischen ist der große Wohnzimmerraum schon überfüllt. Cava wird ausgeschenkt, die Appetithappen werden gereicht und dann läutet es wieder. Werner geht zur Türe und denkt natürlich an einen weiteren Gast. Aber es ist ein übergroßer Stapel von Sektkartons. „Gerd, das musst du dir ansehen, schau, da ist ein Brief dabei.“ Gerd kommt und muss erkennen, dass es eine der teuersten Marken Europas ist, die hier aufgestapelt ist. Sie zählen und können feststellen, dass es vierundsechzig Kartons sind. Warum vierundsechzig und nicht fünfundsechzig oder fünfzig? Er meint, „zu trinken haben wir ja jetzt genug.“

      Gerd öffnet den Brief und beginnt ihn der Gesellschaft vorzulesen. „Dies ist ein Geschenk an die Herren Wildfang, Broder und Lauenstein. Der Spender will unbekannt bleiben und wünscht ein gelungenes Fest.“

      „Interessant und sehr spendabel, zumindest hat er nicht gespart, es ist das Beste, was es auf dem Markt gibt“, lobt, Dietmar Lauenstein. Einige Kartons werden sofort geöffnet und die darin befindlichen Flaschen in die Badewanne gelegt, die mit Eis gefüllt ist. Die Stimmung wird immer lockerer und so setzt sich Anne nochmals an Frankas Seite. „Ich habe schon erkannt, was das für ein Schmuck ist, den du trägst. Die breiten goldenen Armbänder lassen sich zusammenschließen, hab ich recht?“

      „Ja, klar hast du recht und die Augenmaske lässt sich auf die Augen legen, dann kann ich dich aber nicht mehr sehen“, meint Franka und küsst die überraschte Anna auf den Mund.

      Die Polizistin Anni Stein sitzt mit Walter Broder auf dem Balkon, der einen herrlichen Blick über Schwabing frei gibt. „Das ist hier ein kleines Paradies. Stimmt es, dass es da noch einen Freund gibt, der gleich nebenan ein Atelier hat.“ Walter meint, „Ja, das ist richtig, wir können es von hier aus sogar sehen.“ Walter zeigt auf den Hinterhof, der gleich an dieses Haus angrenzt. „Siehst du, das da unten ist es.“ Anni Stein wäre nicht die ausgezeichnete Polizistin, wenn sie nicht nach der Herkunft der Champagnerkartons in Gedanken grübeln würde. „Ich glaube, das ist nur der Anfang für eine seltsame Geschichte. Ich glaube, dass sich da ein ziemlich übler Genosse