Marcel Kircher

Die Chroniken von Eskandria


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vollführte seinen Zauberbann weiter. Heydahl war der nächste Schatzdieb, den er verbrannte.

      „Lauf“, flüsterte der Anführer seinem Begleiter zu und sie eilten los. Dragorak bemerkte sie nicht. Ein weiterer Räuber, der seinen beiden Komplizen nicht folgen konnte, rannte zu spät los, ehe ihn die Feuerbrunst des Drachens in den Boden schmolz. Der Fluch Dragoraks war geweckt.

      „Nimm das!“ Ein wuchtiger Schwertschlag prallte auf die gerüstete Frau, die den Schlag mit Mühe parierte. „Und das!“ Der nächste Schlag und die nächste Parade.

      „Und so einer behauptet, er hätte Shandra, die Jägerin besiegt“, höhnte die Frau und setzte den Konter, den der junge Mann abwehren konnte.

      „Shandra konnte ich durch eine List töten. Jedoch war ich es der die Drachen geeint hat und Goor in die ewigen Jagdgründe geschickt hat.“

      „Und jetzt ist aus dem Drachenprinzen ein Sekretär des Königs Kanzlers geworden“, spöttelte die junge Frau.

      „Nun ja. Eine lebenslange Leibrente als Drachenprinz war der königlichen Schatzkammer wohl doch zu viel“, entgegnete Marcel.

      „Dafür hast du eine im wahrsten Sinne des Wortes bezaubernde Frau an deiner Seite, die nun die Waffen vor diesem tollkühnen Schreibtischrecken streckt.“ Die Frau ließ ihr Schwert und Schild sinken und trat auf Marcel zu.

      „Das stimmt, Tam“, erwiderte Marcel. „Ich hätte echt mal wieder Lust unsere Freunde zu treffen.“

      „Was hältst du davon, wenn du morgen Abend Balon und Rodge zum Essen bei uns einlädst und ich uns was Leckeres koche. Zurzeit ist es eh sehr ruhig an der Akademie und als Dozentin kann ich mir meine Dienste gut selbst einteilen.“

      „Es ist echt toll, dass König Edrapos euch erlaubt hat Folriks Magierschule neu zu eröffnen.“

      „Ja. Rackturan ist ein toller Schulleiter und Lehrmeister. Vielleicht nicht so gut, wie Tumar in Tyrrell, aber ein ganz anderer Mensch, wie Folrik es war“, berichtete Tamina stolz.

      „Ihn würde ich gerne mal kennenlernen“, seufzte Marcel.

      „Irgendwann wird das bestimmt mal klappen“, flüsterte Tamina. „Was hältst du davon, wenn wir ins Haus gehen?“

      „Ins Haus?“

      „Na ja, die Sonne geht unter und wir müssen Morgen wieder früh raus“, entgegnete Tamina grinsend. „Und ich könnte noch ein wenig Nachhilfe im Nahkampf gebrauchen.“

      Zärtlich küsste Tamina Marcel auf die Stirn, während er sie umarmte und ihren Kuss erwiderte. „Einverstanden, holde Maid. Aber zuerst bereite ich dir dein Leibgericht aus meiner Welt zu.“

      „Kordel blö? Korden blöd?“ Leicht hilflos blickte Tamina mich an. „Es ist ein Gericht der Götter, aber schwieriger auszusprechen als sämtliche Dämonen der Unterwelt.“

      „Cordon bleu“, erwiderte ich lachend. „Keine Ahnung, warum wir nicht auf die Idee gekommen sind dem Gericht einen leicht auszusprechenden Namen zu geben.“

      „Gegrilltes Schwein mit Schinken und Käse gefüllt?“, schlug Tamina grinsend vor. „Das andere klingt einfach nur blöd.“

      „Also zwei Portionen gegrilltes Schwein gefüllt mit Schinken und Käse.“ Ich küsste sie auf die Lippen. „Kommt sofort. Machst du uns einen leckeren Wein dazu auf?“

      „Natürlich mein Küchenmeister.“

      Am nächsten Tag hatte ich Balon und Rodge eine Zusage abgerungen, uns zum Essen zu besuchen. Die beiden waren auch der Meinung, dass es mal wieder an der Zeit war, sich zu treffen. Gemeinsam mit Tamina stand ich in der Küche und bereitete die drei Gänge zu. Als Vorspeise hatten wir eine leckere Fleischsuppe vorbereitet. Zum Hauptgang bereiteten wir Lammkoteletts mit grünen Bohnen und Ofenkartoffeln zu und als Nachtisch gab es Arme Ritter mit Zucker und Zimt. Alle Rezepte stammten aus dem Kochbuch, das ich aus meiner Welt mitgebracht hatte. Zunächst war Tamina leicht verwirrt, doch die ehemalige Zauberschülerin fand im Laufe der Zeit Gefallen daran ihre Welt mit der meinen zu vermischen. Den großen Tisch hatten wir einigermaßen festlich eingedeckt und kaum hatten wir uns frischgemacht, sahen wir unsere Freunde schon die Auffahrt hinauflaufen.

      „Ich öffne schon mal unseren Gästen die Tür“, rief ich Tamina zu.

      „Alles klar, dann schenke ich schon mal den Wein ein“, antwortete sie.

      Kaum hatte es an der Tür geklopft, öffnete ich unseren Freunden die Tür.

      „Balon. Rodge“, begrüßte ich meine beiden Gefährten aus unserem letzten Abenteuer höflich. „Schön, dass ihr euer Kommen einrichten konntet.“

      „Es ist schon so lange her, dass wir einen netten Abend verbringen konnten in unserer trauten und fröhlichen Runde“, erwiderte Balon. „Schön euch wiederzusehen. Wie geht es euch beiden?“

      „Wirklich gut“, antwortete ich, lächelnd und schob Balon in den Salon unseres Hauses, während mich Rodge umarmte.

      „Wie geht es dir?“, fragte ich den Adjutanten des Hauptmanns.

      „Danke, es geht mir echt gut, seit der Erneuerung des Drachenbündnisses und dem neuen Frieden“, antwortete er, doch ich ahnte, dass das nur die halbe Wahrheit war. Während unseres Abenteuers wurde seine Freundin Sarisse von einer Kopfgeldjägerin durch einen Giftanschlag ermordet. Auch wenn Rodge nie darüber redete, so war ich mir sicher, dass ihn die Sache noch sehr beschäftigte. Sarisse hatte aus dem bärbeißigen Soldaten die weiche Seite hervorgebracht.

      „Habt ihr beide denn schon Pläne für eure gemeinsame Zukunft?“, versuchte Balon das Thema zu wechseln.

      Tamina und ich wechselten mulmige Blicke. „Was meinst du?“

      „Ich sehe bei niemandem von euch einen Verlobungsring am Finger“, antwortete Balon lächelnd.

      „Das hat noch ein wenig Zeit“, beschwichtigte ich. „Als Sekretär sehe ich ja, wie viel ihr Krieger verdient und was ich erhalte. Und Tamina sollte schon eine ihr angemessene Hochzeit erhalten.“

      An meiner Seite errötete Tamina und sie entschuldigte sich, dass sie nach dem Essen schauen müsste.

      „Ihr seid so ein süßes Paar“, flüsterte mir Balon zu, als wir uns an den Tisch setzten. „Ich glaube Tamina ist es nicht wichtig, ob die Hochzeit irgendwelchen Pomp und Gloria bereithält. Deine Treue ist ihr das Wichtigste.“

      Ich nickte zustimmend, als Tamina den ersten Gang servierte. In tiefen Holzschalen dampfte die Fleischsuppe. Etwas zögernd probierten die beiden Soldaten und mit jedem Löffel veränderten sich ihre Mienen.

      „Das ist echt gut. Besonders mit dem vielen Fleisch“, stellte Rodge lobend fest. „Was ist das für ein Rezept?“

      Tamina deutete auf mich. „Es ist ein Rezept aus der Welt unseres Drachenprinzen.“

      „Kompliment“, lobte Balon und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter. „In Sachen Essen ist deine Welt der Unseren mindestens ebenbürtig. Ich bin schon auf die weiteren Gänge gespannt.“

      Der Rest des Abendessens verlief unterhaltsam und feucht fröhlich. Schuld daran war auch ein wenig das Fass Sakour-Bier, das Rodge als Gastgeschenk mitgebracht hatte.

      Im Schatten einer Baumreihe beobachtete der Mann in dem schwarzgrünen Mantel und dem schwarzen Spitzhut die Gesellschaft durch das Fenster und lauschte den Wortfetzen, die durch das offene Fenster an sein Ohr drangen. Wie unvorsichtig sie doch waren. Doch wer konnte in Zeiten, wie diesen an Feindseligkeiten denken? Es war einfach zu wenig passiert. Er lauschte den Unterhaltungen, strich sich ab und an durch den akkurat geschnittenen Vollbart. Sein Plan hatte gerade erst begonnen. Er verschmolz mit der Dunkelheit der Nacht und verschwand genauso lautlos, wie er gekommen war.

      „Und was gibt es bei euch so Neues?“, fragte ich Balon und Rodge.

      „Ich breche