Marcel Kircher

Die Chroniken von Eskandria


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„Ich werde meinen mühsam angesparten Truppenurlaub nutzen, um meine Wohnung herzurichten.“

      „Vielleicht können wir dir ein wenig zur Hand gehen“, bot ich dem Adjutanten unsere Hilfe an.

      „Danke, das hört sich gut“, an meinte Rodge freundlich.

      Tamina und ich boten später unseren Freunden an, doch bei uns zu übernachten, doch die beiden lehnten dankbar ab. Den kurzen Weg zu ihren Häusern würden sie auch alleine schaffen.

      Kapitel 2 – Geheimnisvoller Fremder

      Drei Tage waren vergangen. Ich nutzte meinen freien Nachmittag, um Tamina im Garten zu helfen. Plötzlich tauchte ein Mann auf und steuerte auf die Einfahrt unseres Hofes zu. Sein Aussehen hatte was von einer gerupften Vogelscheuche. Das Haar war zerzaust, die Augenringe deuteten auf starken Schlafmangel hin und sein Umhang war vergilbt und zerrissen. Mit Argwohn und Skepsis beobachtete ich ihn.

      „Tam“, flüsterte ich. „Hol Rodge, der Kerl scheint mir nicht so ganz koscher zu sein.“

      Tamina begab sich ins Haus und ging die Straße hinunter, wo die Soldaten ihre Wohnungen hatten. Ich trat auf den Fremden zu.

      „Kann ich Euch behilflich sein?“, fragte ich bemüht höflich.

      „Seid Ihr der Drachenprinz?“ Zumindest Höflichkeitsformen beherrschte der Fremde.

      „Ja. Wer will das wissen?“

      „Mein Name ist Yandir“, entgegnete der Fremde. „Und ich komme, weil wir in unserer Provinz ein großes Problem haben.“

      „Euer Vertrauen in allen Ehren, doch diese Entscheidung möchte ich nicht alleine treffen.“ Ich blickte mich um. Von Tamina und Rodge war noch nichts zu sehen und ich vertraute diesem Kerl immer noch nicht so ganz. „Meine Gefährtin müsste gleich wieder da sein und dann können wir die Sache gemeinsam besprechen.“

      Yandir wiegte den Kopf. „Damit kann ich leben.“

      Es fühlte sich, wie eine Ewigkeit an, bis Tamina mit Rodge zurückkam. Die Zeit des Wartens hatte ich mit peinlichem Schweigen dem Fremden gegenüber verbracht. Beide tuschelten angeregt, als Rodge den Fremden erblickte.

      „Seid gegrüßt.“ Rodge musterte ihn abschätzend, als er Yandir die Hand reichte. „Mein Name ist Rodge und ich bin Soldat des königlichen Heeres und Privatwachmann des Drachenprinzen. Was ist Euer Begehr?“

      „Mein Name ist Yandir. Ich bin Mitglied des Rates der Ältesten von Galluria.“

      „Für ein Ratsmitglied seht Ihr ziemlich gerupft aus“, spottete Rodge.

      „Galluria? Das ist zwei Tagesritte von hier weg“, bemerkte Tamina.

      „So ist es“, fuhr Yandir fort. „Doch im Moment sind die ruhigen Zeiten dort vorbei.“

      „Was ist geschehen?“, wollte ich wissen.

      „Vor ein paar Tagen begann es. Ein Drache sucht unsere Provinzen heim, brennt die Häuser nieder, vernichtet unser Vieh und er hat den Sohn eines Ratsmitglieds getötet“, berichtete Yandir. „Mir kam zu Ohren, dass Ihr mit den Drachen reden könnt.“

      „Das kann nicht sein“, erwiderte ich. „Wir Menschen leben in Frieden mit den Drachen. Es gibt keinen Grund für Angriffe.“

      „Es war ein Drache, so wahr ich hier stehe“, beharrte Yandir auf seine Aussage.

      „Ein Schwarzdrache hätte genügend Boshaftigkeit ein Dorf anzugreifen“, wandte Tamina ein.

      „Das wüsste das Triumvirat aufs Schärfste zu verurteilen“, entgegnete ich nachdenklich. „Außerdem haben die Schwarzdrachen unter ihrem neuen Anführer dem neuen Drachenbündnis zugestimmt.“

      „Ich erbitte für unser Dorf Eure Hilfe, Drachenprinz und die Eurer Freunde“, flehte Yandir. „Egal was es kostet.“

      „Also gut“, meinte ich. „Wir werden nach Galluria reisen und ich werde mir diesen Drachen vornehmen. Vielleicht kann ich dann seine Beweggründe erfahren und es gelingt mir ihn zu besänftigen.“

      Rodge verdrehte die Augen. „Da geht meine mühsam angesparte Urlaubszeit dahin“, stöhnte er. „Na schön, ich begleite euch.“

      „Ich komme natürlich auch mit“, warf Tamina ein. „An Rackturans Zauberschule habe ich mir eine Menge neuer Zaubersprüche angeeignet und sie alle ausprobiert. Also durchgelesen … überflogen. Es hakt zwar noch bei dem einen oder anderen, aber ich denke unterwegs kann man diese Fähigkeiten bestimmt verbessern.“

      „Balon wird erdolchen, wenn er wüsste, worauf ich mich da schon wieder eingelassen habe“, jammerte Rodge, ehe seine Miene ernst wurde: „Wir organisieren uns ein paar Vorräte und ziehen bei Sonnenuntergang los. Wir treffen uns an den Toren der Stadt auf der südlichen Heerstraße.“

      Pünktlich mit dem einsetzenden Untergang der Sonne trafen Rodge, Yandir und ich am Stadttor ein. Vier Pferde standen neben uns.

      „Wo ist denn Tamina?“, fragte Rodge, als er mich mit zwei Pferden an den Zügeln ankommen sah.

      „Tamina ging zum Markt und wollte dort Vorräte für unsere Reise besorgen. Dann wollte sie schnell zur Zauberschule, um noch etwas Literatur mit nützlichen Zaubern zu organisieren.“

      „Soso.“ Rodges tadelnder Blick wirkte wie eine eiskalte Dusche. „Hoffentlich sitzt Yandir etwas stabiler im Sattel, als es sein allgemeiner Anblick vermuten lässt.“

      Ich spürte den besorgten und leicht verärgerten Blick unseres Mitstreiters, doch Rodges Kampfeserfahrung wollte ich in dieser Sache nicht missen müssen.

      Schließlich sah ich Tamina den Weg entlangkommen. Im Schlepptau zwei weitere Personen. Rodge schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

      „Wen schleppst du uns da noch mit an?“

      „Oh“, entgegnete Tamina. „Das sind zwei Gelehrte der Akademie. Koni von der Witterau und Dogo.“

      Da ich schon immer ein großer Fan von zahlenmäßiger Überlegenheit war, fand ich die Unterstützung der Beiden gar nicht schlecht. Insbesondere da Yandir nicht unbedingt, wie ein Kampfgigant wirkte und Balon ja in Basrafort weilte, war ich froh über die beiden Gelehrten. Ein amoklaufender Drache, da konnten wir schon etwas Magie vertragen. „Freut mich eure Bekanntschaft zu machen. Ich bin Marcel. Dann haben wir unseren Krieger Rodge. Der Kerl, da hinten, der aussieht, wie eine Krähe ist Yandir. Doch der gehört strenggenommen gar nicht zu uns.“

      Erfreut nickten die beiden Zauberlehrlinge uns zu und erwiderten damit den Gruß.

      „Sehr schön. Du weißt schon, dass wir unseren Auftrag nicht überall herumposaunen solltest?“, erwiderte Rodge genervt.

      „Wir brauchen für unser Fachgebiet Anatomie der magischen Wesen noch die Kunst der Dragonogie und wie soll man das näher kennenlernen, als am lebenden Objekt“, wandte die Frau mit den roten Haaren ein. „Ihr dürft mich gerne nur Koni nennen, werter Krieger.“

      „Seid Ihr denn in der Lage mit dem Schwert umzugehen?“, fragte Rodge kalt, ohne auf Konis Aussage weiter einzugehen.

      Mit gesenktem Blick schüttelten Dogo und Koni ihren Kopf.

      „Ich fürchte, das war in ihrer bisherigen Ausbildung nicht notwendig“, sprang Tamina ein.

      „Dann will ich Rodges Frage umformulieren: Habt ihr eure eigenen Reittiere und Vorräte dabei und seid ihr in der Lage im Notfall euch selbstständig zu verstecken?“, wollte ich wissen.

      „Welch eine bescheidene Frage.“ Dogo wirkte leicht entrüstet. „Die können wir bejahen und mit unsrem Wissen euch zur Seite stehen.“

      „In Ordnung, aber wenn ihr zurückfallt, warten wir nicht auf euch. Und jetzt lasst uns aufbrechen, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen.“ Rodge saß