Pierre Eggels

Meinst du das ernst?


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Aber Sophie, dann werde ich schon 82!

       6

      Er: Willst du mich heiraten?

      Sie: Ja, aber ich möchte in aller Stille heiraten.

      Er: Warum in aller Stille? Ich hätte gern ein großes Fest.

      Sie: Ich mag nicht den ganzen Tag im Mittelpunkt stehen.

      Er: Aber wir lieben uns doch?

      Sie: Ja.

      Er: Und wir sind doch gut aufeinander eingespielt und sind auch schon ein paar Mal zusammen in Urlaub gewesen.

      Sie: Ja.

      Er: Und wir wohnen praktisch gesehen schon 2 Jahre beieinander. Du bist doch kaum mehr in deiner eigenen Wohnung?

      Sie: Ja?

      Er: Dann sind wir doch bereit?

      Sie: Ja.

      Er: Dann sind wir doch bereit zur Heirat?

      Sie: Ja, aber dann in aller Stille.

      Er: Oh nein. Ich will gerne ein großes Fest. Am liebsten in einem großen Zirkuszelt.

      Sie: Nun, ich nicht. Und die Tatsache dass du ein Zirkuszelt willst sagt schon genug.

      Er: Warum?

      Sie: Du siehst das Eheleben dann sicher auch als eine Art Zirkus, und du bist dann sicher der Dompteur, der seine Frau zähmt. Oder du führst allerlei Kunststücke vor

      und das am liebsten vor großem Publikum.

      Darum wolltest du letztens am Strand sicher auch die Liebe betreiben, nur um ein Publikum zu haben. Darauf kickst du doch. Nun, nein danke, ich nicht. Wenn wir einmal heiraten und ich sage deutlich wenn, dann will ich es ernsthaft und romantisch. Und das geht nur in aller Stille.

      Er: Was für ein Unsinn! Ich mache dir einen ernsthaften Heiratsantrag und du verspottest mich.

      Sie: Ganz und gar nicht. Man heiratet schließlich nur einmal in Leben. Wenn alles gut geht. Und dann muss man sich alles gut überlegen.

      Er: Wollen wir uns jetzt denn trennen?

      Sie: Ja, das ist zu diesem Zeitpunkt die beste Lösung. Bis morgen.

      Er: Ja Liebling, bis morgen.

       7

      Er: Willst du mich heiraten?

      Sie: Schwierige Frage. Oder besser gesagt: leichte Frage, aber schwer zu beantworten.

      Er: Die Antwort kann ganz einfach sein: ja. Oder eventuell: nein.

      Sie: Ja, aber ich finde das ist alles etwas komplizierter.

      Er: AH! Du hast „ja“ gesagt.

      Sie: Ja, aber nicht als Antwort auf deine Frage. Mein „ja“ war eine Reaktion auf deine Bemerkung dass meine Antwort ganz einfach sein kann. Diese Art von „ja“ ist keine Antwort auf deine Frage ob ich dich heiraten will. Die Tatsache dass du das eine „ja“ nicht vom anderen „ja“ unterscheiden kannst macht die Antwort auf deine Frage für mich doch sehr kompliziert.

      Er: Schatz, nochmals und in aller Deutlichkeit: Willst du mich heiraten? Ich bin auch mit einem komplizierten „ja“ zufrieden.

      Sie: Ich möchte darüber noch eine Nacht schlafen.

      Er: Bist du sicher? Das könnte eine schlaflose Nacht werden fürchte ich.

      Sie: Das habe ich gerne für eine deutliche und ehrliche Antwort übrig. Ich kann vorläufig nicht mehr sagen als ein deutliches und entschlossenes „vielleicht“. Das muss vorläufig genügen.

      Er: Nun, dann kann ich heute Nacht nicht schlafen.

      Sie: Wollen wir diese schlaflose Nacht dann gemütlich zu zweit durchbringen?

      Er: Wenn das die Antwort auf meine Frage nicht noch komplizierter macht, dann gerne.

       8

      Er: Ich traue mich beinahe nicht zu fragen, aber ich tue es trotzdem. Willst du zusammen mit mir für den Rest unseres Lebens etwas aufbauen?

      Sie: Ja, natürlich. Für dich mache ich doch alles.

      Er: Alles?

      Sie: Alles!

      Er: Jeden Tag für mich kochen?

      Sie: Jeden Tag.

      Er: Und für mich waschen?

      Sie: Ja, auch für dich waschen.

      Er: Sogar meine stinkenden Socken aufräumen?

      Sie: Ja, sogar deine stinkenden Socken aufräumen.

      Er: Und putzt du dann auch jede Woche mein Auto?

      Sie: Nun, ich werde damit jede Woche durch die Waschanlage fahren.

      Er: Das ist auch okay, Schatz. Und hast du denn noch Wünsche?

      Sie: Ja, ich will mit dir ein paar süße Babys machen.

      Er: Natürlich, dafür will ich auch jeden Tag trainieren.

      Sie: Wollen wir heute Abend mit dem Training anfangen?

      Er: Heute Abend? Das geht schlecht. Heute Abend sind Europameisterschaften im Boxen im Fernsehen.

      Sie: Morgen dann?

      Er: Nein, lieber nicht. Dann fangen die Europameisterschaften im Fussball an.

      Sie: Und übermorgen?

      Er: Nein, dann sind die Weltmeisterschaften noch im vollen Gange.

      Sie: Und der Tag danach?

      Er: Nun, das glaube ich nicht. Meistens brauche ich einen Tag um mich von all dem Sport zu erholen. Ich gehe dann immer früh schlafen.

      Er: Wann passt es denn mal?

      Er: Das werden wir dann noch sehen.

      Sie: Ich glaube, ich werde mir dann einen anderen Trainingspartner suchen.

       9

      Er: Darf ich etwas fragen?

      Sie: Warum fragst du ob du etwas fragen darfst? Das machst du sonst doch auch nicht.

      Er: Aber ich will etwas ganz Besonderes fragen.

      Sie: Und wo liegt die Grenze zwischen besonders und nicht besonders? Als du mich in der vollen Straßenbahn küsstest, fand ich das sehr besonders. Das hast du auch getan ohne mich zu fragen.

      Er: Hätte ich das machen sollen?

      Sie: Nein, ich fand es erregend dass du mich so intim geküsst hast vor all den Menschen. Ich hätte hinterher beinahe einen Applaus erwartet. Genau wie im Film.

      Er: Soll ich meine Frage dann ein anderes Mal stellen? Zum Beispiel wenn wir am Samstag im vollen Theater sitzen?

      Sie: Nein, solange kann ich nicht warten.

      Er: Soll ich dann doch mal nachher...

      Sie: Nein, jetzt!

      Er: Willst du mich heiraten?

      Sie: Ich hatte eine viel spannendere Frage erwartet.

      Er: Soll ich die Frage wiederholen?

      Sie: Nein. Ja.

      Er: Für welche Frage gilt das „ja“?

      Sie: Für den Heiratsantrag natürlich. Ich hatte die Frage allerdings schon vor einem Jahr erwartet.

      Er: Küsschen?

      Sie: Nein, nicht wenn du darum fragst. Einfach tun!

       10

      Er: Ja? Willst du?

      Sie: Tja.