Frank Reise

Die Schändung des Oliver S.


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      Frank Reise

      Die Schändung des Oliver S.

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       - I -

       -II-

       -III-

       -IV-

       -V-

       -VI-

       -VII-

       -VIII-

       -IX -

       -X-

       -XI-

       -XII-

       -XIII-

       -XIV-

       -XV-

       -XVI-

       -XVII-

       -XVIII-

       -XIX-

       Epilog

       Impressum neobooks

      - I -

      „Scheiße, wo bin ich“, schießt es ihm durch den Kopf. Als nächstes ist da Schmerz, er hat das Gefühl, sein ganzer Körper würde brennen, in seinem Kopf hämmert es. Langsam öffnet er seine Augen, benommen vom Schlaf, noch nicht ganz Herr seiner Sinne. Unkraut, eine verbeulte leere Cola-Flasche, irgendwie versteht er nicht, was er da sieht. Er versucht sich aufzurichten, wieder Schmerz, kaum zu ertragen, überall, nicht zu lokalisieren, er gibt den Versuch auf. „Was ist hier los“, seine Gedanken rasen, das hämmern in seinem Kopf macht ihn fast wahnsinnig, er versteht gar nichts. Vögel singen, er hört das sanfte Wehen des Windes durch Bäume, es riecht nach Erde, Gras, er spürt kühle Feuchtigkeit auf seiner Haut, ihm ist kalt, sein Körper schmerzt und ihm ist extrem kalt, was er nicht versteht. Das kann nur ein böser Traum sein, aber so einen Alptraum hatte er noch nie, wach auf, denkt er, aber die Schmerzen und die Kälte verschwinden nicht. „Ich muss aufstehen“, mit all seiner Kraft überwindet er den Wunsch seines Körpers unbeweglich das Ende des Martyriums abzuwarten, er liegt auf dem Bauch, stützt sich mit den Armen ab um auf die Knie zu kommen. Nackt, erst jetzt, da er an sich runter sehen kann, sieht er, dass er vollkommen nackt im Dreck, wohl einem Straßengraben, liegt. Er verharrt in dieser knienden gebückten Stellung, noch immer auf den Armen abgestützt und wartet darauf, neue Kraft für die nächste Bewegung zu finden. Sein Verstand ist benebelt, wie nach einer durchsoffenen Nacht. Mühsam hebt er erst das eine Knie und zieht das Bein näher an seinen Brustkorb, dann das zweite, er drückt sich mit den Armen nach oben und beginnt seinen Körper zu strecken, bis er aufrecht steht, die Zähne hat er dabei zusammengebissen um nicht laute Schreie der Pein aus zu stoßen. Sein Blick erfasst Hügel, Felder, einige Bäume in der Nähe und links neben sich einen Feldweg. Wie vorher erahnt, steht er in einem Art Abflussgraben, der sich entlang des Weges schlängelt, die Gegend ist ihm völlig unbekannt, Menschen kann er nirgendwo erblicken. Nachdem er sich umgesehen hat, beginnt er nach den Ursachen der Schmerzen seines Körpers zu suchen. Seine Handgelenke weisen Fesselspuren auf, blaue Flecken überdecken die Arme, die Beine, seine Brust, seinen Bauchraum, irgendwie ist alles an ihm blau oder rot, blutverkrustete Wunden, selbst seine Eier tun ihm höllisch weh. Er tastet sie vorsichtig ab und bemerkt Schwellungen. „Was um Gottes Willen ist mir passiert“, geht es ihm durch den Kopf. Er tastet sein Gesicht ab, ganz sachte, denn auch dieses verträgt keine starken Berührungen, wahrscheinlich ist es auch von Blutergüssen entstellt. „Meine Haare“, seine Panik verstärkt sich. Beim abtasten seines Gesichtes findet er keinen Haaransatz, sein Kopf ist kahlgeschoren. Jetzt erst wird ihm bewusst, dass auch der Rest seines geschundenen Körpers haarlos ist. Tränen füllen seine Augen, vor Schmerz oder Entsetzen, sicher aus beiden Gründen, er ist der Verzweiflung nahe.

      „Ich bin Oliver Schwarze“, beginnt er sein bisheriges Leben zu durchforsten, „ich bin 24 Jahre alt, arbeite in der Kreditabteilung der Dresdener Bank in Nürnberg, ich bewohne eine stylische Maisonettwohnung in der Stadt, habe viele Freunde, unzählige Frauengeschichten, halte mich im Studio fit, fahre einen Audi TT, trage nur die neusten Markenklamotten, ich bin nicht der Typ, dem so was hier passiert. Was überhaupt?“ Oli überlegt krampfhaft, welches seine letzten Erinnerungen sind, was hat er getan, wo war er gewesen, mit wem? Die Firmenparty? „Ja, die Firmenparty am Freitag nach Dienstschluss, einer der Vorstandsmitglieder hatte seinen Geburtstag gefeiert, kaltes Buffet und jede menge Alkohol, wobei er sich zurückgehalten hat, auf der Arbeit kommt es nicht so gut, wenn man besoffen ist“, ihm fällt nicht ein, wie er von da nach Hause gekommen ist. „Überhaupt, was für ein Tag ist heute?“, er ist ratlos, das Pochen in seinen Schläfen und die stetige Erinnerung seines Körpers an seinen Zustand machen ein geordnetes Denken unmöglich.

      „Erstmal aus dem Graben raus“, sagt ihm sein Verstand, aber die Durchsetzung dieses Gedankens lässt ihn verharren. Normalerweise würde er die leichte Steigung mit einem Satz nehmen, jedoch ist er barfuß, der Untergrund ist feucht und er befürchtet, eine koordinierte Bewegungsfolge wird ihm in seinem Zustand nicht gelingen, so dass sein im Ruhezustand schon schmerzender Körper mehr davon ertragen müsste, aber es half nichts, er hat keine andere Wahl. Seine Oberschenkelmuskeln brennen wie Feuer, seine Fußsohlen spüren jedes Steinchen, er zwingt sich, trotzdem Schritt für Schritt zu machen, aus dem Graben ist er mühsam draußen, hält auf dem Feldweg kurz an, um zu überprüfen, ob es einen Anhaltspunkt dafür gibt, welche Richtung er einschlagen soll, entscheidet sich dann Richtung des Waldes zu gehen, den er links sieht, weil er in der rechten Richtung nur Hügel und Felder erblickt hat. Schritt für Schritt, Meter für Meter kommt er langsam voran, sich an den kontinuierlichen Schmerz gewöhnend. Als er dem Wald näher kommt, vernimmt er ab und an Motorengeräusche, da muss eine Straße sein. Oli überlegt, ob er so, wie er aussieht, ein Fahrzeug anhalten kann, auf seinem Weg entdeckt er aber nichts, womit er seine Blöße bedecken könnte, kein Stofffetzen, keine Zeitung, nichts was sich eignet, andererseits ist es ihm auch ziemlich egal, er will nur in Sicherheit sein und Linderung seiner Qualen. Nachdem er schätzungsweise 100 Meter in den Wald gegangen ist, alles schleppend langsam, nimmt er erneut ein Motorengeräusch war, lauter als vorher, näher kommend, Hoffnung keimt in ihm auf, doch dann wird es auch schon wieder leiser, die Straße kann aber nicht