Mej Dark

Completely - Auf immer und ewig


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nun bleich an. Sie war beim Lügen erwischt worden. Für einige Herzschläge wankte der Boden unter meinen Füßen. Was bedeutete das? Spürte sie, dass ich kein normaler Mensch war?

      „Oh, das ist doch keine Party, wir wollen zuerst ordentlich Lernen. Das ist ja mal was anderes!“, stotterte Bella unsinnig herum. „Das mit der Party könnt ihr euch abschminken“, gab Bella zurück und warf den Brüdern brüske Blicke zu, die nun nur noch entgeistert starrten.

      „Oh je, wir müssen uns beeilen, Cassy wartet schon!“

      Hoffnungsvoll suchte ich in ihren Augen nach einer Einladung. Mit ein bisschen Glück kam sie ja noch.

      Aber mein Juwel wandte sich von mir ab.

      „Tschüss Lex! Du bist viel zu klug und brauchst keine Nachhilfe in Mathe.“ Sie gesellte sich zu den Wolfsbrüdern und drängte sie mit einem herzhaften Schubs weiter.

      „Mathe? Was soll das?“, streubte sich Wyatt.

      Wenn mich nicht alles trog, benahm sich Bella ungewöhnlich hektisch. Ich roch den schweißigen Glanz, der ihre Stirn benetzte, und eine böse Ahnung befiel mich.

      „Was erzählst du da für ein Zeug?“, zischte Wyatt Bella zu. Ich verstand auch noch aus einiger Entfernung, worüber sie sich unterhielten, da mein Gehör außergewöhnlich gut funktionierte. „Natürlich sind wir eingeladen. Du wusstest doch genau, dass wir kommen!“

      „Ja, aber das konnte ich doch Lex nicht ins Gesicht sagen“, druckste Bella herum.

      „Was wollte er?“, fauchte Ian und kaute aufgebracht an einem Fingernagel. „Den Kerl kann ich nicht leiden!“

      „Brüderchen, gib dich nicht so eifersüchtig. Der hat keine Chance gegen dich!“, beschwichtigte ihn sein Zwilling.

      „Ihr seid unmöglich!“, schimpfte Bella. „Ian hat erst recht keine Chance! Wenn, dann schon eher Lex.“

      Die Dornenranke um mein Herz lockerte sich ein wenig. Es musste einen anderen Grund geben, warum ich nicht dazukommen sollte, vielleicht irgendeine Überraschung.

      Voller widersprüchlicher Gedanken ging ich in den Supermarkt. Ich brauchte jetzt auch einen Snack.

      „Bitte ein Kilogramm Blutwurst!“, bat ich.

      Die Fleischverkäuferin strahlte mich an. Sie betrachtete mich inzwischen als einen Stammkunden. „Was denn sonst!“, scherzte sie gut gelaunt. „Die ist heute ganz frisch gekommen und besonders saftig!“

      Mir war zwar nicht nach Fröhlichkeit zumute und ich hätte viel lieber ihr junges Blut getrunken, trotzdem zwang ich meinen Mund zu einem Lächeln. Die Gute konnte ja nichts dafür.

      Bellas Tagebucheintrag – Der Plan

      Manchmal suchen meine Augen die Umgebung nach einer versteckten Kamera ab – und nach Schauspielern, die das verrückte Geschehen mit dem Ruf „Reingelegt!“ endlich auflösen. All die kuriosen Ereignisse können jedoch keine Show sein, dafür ziehen sie sich schon zu lange hin.

      Meine beste Freundin Cassy und ich hatten uns für heute Nachmittag mit den Indianerbrüdern verabredet. Sie mussten erneut eingeweiht werden, denn sie bildeten einen Bestandteil unseres Planes. Ich weiß nun, dass Lex mich mit seiner heimlichen Hypnose beeinflusst, vielleicht sogar steuert. Zudem bin ich mir durch den Kuss mit Cassy absolut sicher, dass ich eine echte Hexe bin. Wir hatten ja ausprobieren wollen, ob die Legende stimmt und mir ein Kuss wirklich etwas über den anderen verrät. Die Vision war so schockierend, dass ich sie verschwieg. Cassy warf darin Holz auf einen glühenden Scheiterhaufen, über dem ich an einem hölzernen Kreuz festgebunden war. Voller Panik habe ich in der Hitze des Feuers gezuckt. Würde unsere Freundschaft verbrennen? Das alles machte mir Angst, schnürte mir die Brust zusammen, der Boden gab unter mir nach und ich drohte in ein unendlich tiefes Loch zu fallen.

      Offen blieb auch, was Lex eigentlich wollte und warum er das alles tat. Er durfte keinesfalls merken, dass wir ihm durch das Handyvideo bereits auf die Schliche gekommen waren. Hatte er mich tatsächlich während seiner Hypnose geküsst? Fehlte ihm der Mut, dies zu einem anderen Zeitpunkt zu tun? In meinem tiefsten Inneren wusste ich nicht, ob ich seinen Kuss nicht doch wollte. Noch immer empfand ich etwas für ihn, trotz seines Betruges. Irgendetwas band uns aneinander.

      Während ich auf dem Weg zu unserem geheimen Treffen war, lief mir Lex leider auch noch über den Weg. Hatte er mich vielleicht sogar abgepasst? Bestimmt spielte er nur mit mir. Mein stark pochendes Herz zeigte mir, dass er mir keinesfalls gleichgültig war. Ich fühlte mich wie eine hin und her gerissene Närrin. Wem sollte ich glauben? Nicht einmal den eigenen Gefühlen konnte ich trauen. Das war alles seine Schuld!

      Und dieser verfluchte Lügner tat, als wäre nichts geschehen. Frech griff er sich sogar meine Hand und bedeckte sie mit Handküssen. Ich war so perplex, dass mich diese altmodische Geste im ersten Atemzug richtig rührte. Doch eine innere Stimme warnte mich: Pass auf, Bella. Alles, was er tut, ist Kalkül. Er will sich so fest um dein Herz wickeln, bis es nicht mehr schlagen kann.

      Zum Glück befreiten mich die Zwillinge aus der delikaten Situation.

      „Gleich alle zusammen?“, begrüßte meine Freundin uns leicht ersaunt, als wir zu dritt vor ihrer Tür standen.

      Wyatt schaute missmutig auf seine teuren Schuhe. Sie waren ganz durchnässt, denn die Ledersohlen saugten sich bei Regen wie Schwämme voll.

      „So ein Mistwetter!“, schimpfte er und trat zähnefletschend von einem Fuß auf den anderen. Nur seine mit Gel behandelten Haare wirkten noch feuchter. Aus Eitelkeit verzichtete er zumeist auf eine Mütze.

      Cassy lachte über seinen Missmut und gab ihm mit spitzen Lippen einen Kuss. Sie war perfekt geschminkt und roch, als wäre sie geradewegs einer rosengefüllten Badewanne entstiegen.

      „Mein tapferer Wolfsbursche wird doch ein paar Tröpfchen ertragen!“, säuselte sie.

      „Wir haben Bella beim Händchenhalten mit Lex erwischt“, lenkte Wladimir ab. „Da haben wir sie lieber mitgenommen!“

      Ian grunzte zustimmend und warf mir einen anklagenden Blick zu. Ich rollte genervt die Augen. Glaubte der wirklich, er hätte eine Chance? Andererseits war seine dümmliche Verliebtheit irgendwie putzig. Vorsicht, Kleines, geh nicht zu nah ans Feuer, sonst verbrennst du dich …

      Unsere Mitverschwörerin musterte verblüfft mein Gesicht. „Du hältst plötzlich Händchen mit Lex? Gehört das zum Plan?“

      „Der Mistkerl hat sie sogar abgeleckt!“, ergänzte Wyatt und klopfte seinem Zwilling tröstend auf die Schulter. Dabei machte er ein mitleidiges Gesicht, als wünschte er ihm zum Ausgleich zehn Flaschen besten Whiskys.

      Cassy legte sich eine Hand ans Ohr, als hätte sie sich verhört. „Wie?“, fragte sie und stierte mich noch erstaunter an. „Er hat dich so richtig abgeschlabbert?“

      „Nur die Hand!“, erklärte ich. „Lex hat sie plötzlich genommen, ich konnte nichts tun und irgendwelchen Quatsch dahergeredet. Kann sein, dass er mich wieder hypnotisieren wollte!“, log ich etwas dazu.

      „Hypnotisiert? Kann mich mal einer aufklären?“, mischte Wyatt sich ungeduldig ein. Er kraulte sich mit seinen schwarz lackierten Nägeln das Kinn wie ein Maler, der darüber nachsinnt, welche Farbe der nächste Pinselstrich haben sollte.

      Cassy schenkte ihm gut gelaunt einen weiteren Kuss. „Geduld, Liebster! Eins nach dem anderen. wir klären euch gleich auf.“

      Sie ging voran. Im Gegensatz zur Straße war es hier gemütlich warm. Vom Winter traten wir direkt in den Sommer.

      Nachdem wir unsere Mäntel wie Maulwurfshügel im Zimmer verteilt hatten, fläzten wir uns in die Sessel und auf das Sofa. Aus Vorsicht nahm ich einen der gepolsterten Einzelsitze, damit sich Ian nicht „rein zufällig“ neben mich quetschte. So viel Nähe zu ihm war mir nicht geheuer.

      Cassys Zimmer präsentierte sich sehr originell, wie in