Till Angersbrecht

Allah und die Klavierspielerin


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durch das All katapultiert, nie jenes leichte Ziehen in Magen und Hirn gespürt, das bei einem Flug in der Aluminiumröhre nahezu jeden einmal befällt. Denn der Erdball bewegt sich ohne jenes Gerumpel und Rauschen, das selbst die hart Gesottenen aufhorchen lässt und Herrn Meierdom, wie wir gerade sahen, zu seinem auffälligen Gähnen animierte. Seit unserer Geburt leben wir auf diesem Planeten und legen darauf jeden Tag Hunderttausende von Kilometern zurück, aber wir spüren absolut nichts dabei, kein Rumpeln, kein Dröhnen und deswegen auch kein Ziehen im Magen oder andere wenig angenehme Gefühle. Das liegt wohl daran, dass sich die Erde schon seit dreizehn Milliarden Jahren hartnäckig an einen vorgegebenen Fahrplan hält und uns deswegen keinen Grund zur Beunruhigung bietet. Der Fahrt auf unserem fliegenden Ball geben wir uns daher mit größter Gelassenheit hin. Niemandem scheint bei uns der Gedanke zu kommen, Gaia könnte die Autorität der Sonne eines Tages ernsthaft in Frage stellen und dann aus irgendeiner kosmischen Laune heraus, mit uns, ihren Passagieren, in eine ferne Ecke des Alls zu entweichen.

       Bei Flugzeugen verhält es sich damit aber doch grundsätzlich anders. Nicht die Sonne bestimmt da als unanfechtbare Autorität eine Bahn, die dann mit diktatorischer Vollmacht für die nächsten zwei, drei Milliarden Jahre festgelegt bleibt, sondern es sitzt ein einfacher Mensch wie Kapitän Behrends am Steuer, und der ist den Passagieren nicht einmal bekannt. Blindlings verlassen sie sich auf einen Unbekannten. Es ist also verständlich, wenn sie beim Abheben jedes Mal ein gewisses Nagen in ihrem Bauch zu verspüren. Ein einfacher Mensch, so viele Jahre Berufserfahrung er auch erworben hat, besitzt eben doch nicht die gleiche Autorität wie die Sonne.

       Wie gesagt, auch die Erwachsenen spüren, wenn sie nicht hartgesottene, abgebrühte, ganz und gar dickhäutige Vielflieger sind, immer noch ein leichtes Ziehen im Unterleib – eine ferne Erinnerung daran, dass ein Flugzeug etwas anderes ist als ein Planet. Kinder aber brauchen noch nicht vernünftig zu sein, und deswegen begreifen sie intuitiv die ganze Wahrheit. Der kleine Georg weiß genau, dass ein Flugzeug sich gar nicht an den Fahrplan zu halten braucht. Ein Flugzeug ist so frei, wie es andere Vögel sind. Zum Beispiel kann es einer warmen Luftströmung folgen, um sich von ihr bis in ferne Länder treiben zu lassen. Mit einer einzigen Bewegung der Finger kann man seine Richtung bestimmen. Georg legt die Hände auf eine nur für ihn sichtbare Tastatur. So einen Vogel hat er schon oft richtig ins Ziel gelenkt, dazu bedurfte es nur eines kurzen Rucks am Joystick. Es ist überhaupt ganz einfach, wenn man es einmal kann. Ein Flugzeug ist mit dem kleinen Finger zu lenken.

       Ich will nicht nach München, fast er plötzlich einen festen Entschluss. Ich will nicht zu meinem Vater, der sitzt tagsüber doch nur in seinem Büro und hat für mich höchstens mal eine Stunde Zeit, dann muss er wieder zurück, und ich bin allein in der Wohnung. Zur Polizei, wo ich alle die Verbrecher gern einmal sehen möchte, nimmt er mich doch nicht mit. Ich bin noch zu klein, sagt er. Die Verbrecher würden mich in die Tasche stecken. Diesen Blödsinn sagt er ja jedes Mal. Wenn er daneben steht, wie sollen mich die Verbrecher dann in die Tasche stecken?

       Nein, ich will ganz woanders hin. Immer weiter und weiter fliegen. Ich will ganz in die Ferne, immer höher und irgendwann, wenn unten das Meer wie kochendes Wasser schäumt und meine Insel mit ihren Bergen kommt – selbst im Sommer liegt da aber auf dem höchsten Berg immer noch Schnee – dann werden wir zu kreisen beginnen, damit niemandem etwas passiert. Und wir werden ganz langsam und vorsichtig auf dem Meer aufsetzen und auf den Rutschen ins Wasser gleiten, aber vorher natürlich die gelben Schwimmwesten überziehen. Wer nicht will, der soll ruhig wieder nach Hause fliegen. So viele Menschen auf einer kleinen Insel ist sowieso nicht gut. Dann bleibe ich dort eben allein.

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