Tabea Thomson

BEYOND – Eine andere Wirklichkeit


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auferlegte Ruhe vor dem Sturm nutzte er, um nach den beiden Verletzten Menschen zusehen. Neben Matise ging er in die Hocke. Wie er fühlte, fließt Matise Lebensschlag in den Adern zwar langsam dahin, aber sein Bauchgefühl sagte ihm: Lebensgefahr besteht nicht.

      Einen Herzschlag später viel ihm was zur Kukulle ein: ›Solange der noch darin steckt, ist er in Gefahr. Mir jedoch bietet sie Schutz.

      Sorel stülpte sie über.

      Sie führte ihn, auf den kürzesten Weg, zu Lennard. Er beugte sich über den ohnmächtigen Freund. Auch seine Lebensenergie verharrt in der Starre. Er muss allein den Weg zurück ins Wachsein finden.

      Sorel setzte sich neben Lennard und schmiedete einen Plan, wie er am effektivsten weiter vorgeht. Dazu brauchte er das Pogna cor, doch das steckte zusammen mit dem durchtrennten Tau im Deckboden. Beim herausziehen bekam er von der Kukulle mentale Unterstützung.

      Mit geübten griff taxierte Sorel das Pogna cor. Es war um einiges schwerer als sein eigenes, der Handschutz war für seine Finger zu kurz, der Schaft zu breit. Kurzum damit umzugehen wird nicht leicht. Aber die Kommunikation zwischen ihm und den Lebewesen funktionierte. Und sie spendeten ihm sogar Lebensenergie.

      Seine mentalen Empfindungen erstarkten, er hörte endlich die Gedanken der echten Cybord Klon Stella. Sie war auf den Weg zur Brücke. Aus taktischen Gründen blockierte er alle mentalen Empfindungen. Augenblicklich hielt ihm eine trügerische Finsternis fest in den Händen.

      Die Kukullen Gemeinschaft bot ihre Hilfe an. Er nahm an, und sie führten ihn – ohne das er sich an Trümmerteilen stieß – zu der hüfthohen Luke, die zur Rettungskapsel führt. Rechts daneben blieb er stehen. Der Atem floss ruhig, bis ihm unvermittelt die Kukulle im Geist ansprach: ›Streife uns Lebewesen ab und werfe uns als Köder in die Verbindungsröhre der Rettungskapsel, damit dein pon le Duft zunächst unentdeckt bleibt.

      Als er den Vorschlag nachkam, drückte es ihm das Herz in die Kehle. Ein hitziger Schauer stürzte über ihn hinweg, es fühlte sich wie freudige Erwartung an, die mit jeder weiteren verstrichenen Sekunde seine Wut auf den Cybord Klon Stella erhöhte. Und gerade als er sich in Gedanken ausmalte, wie er sie eliminiert, schabte es in der Röhre.

      »Die Kukulle!«, frohlockte er in Gedanken. Er nahm hinter der offenstehenden Luke die Kampfposition ein.

      Geräusche rollten auf ihn zu, sie schoss heraus und landete bauchseitig vor Sorels Füße. Seine Atemfrequenz sackte ins Bodenlose, in der Schrecksekunde war er unfähig sich zu bewegen.

      Sie erhob sich geschmeidig, der Rücken zeigte zu Sorel. Er holte Schwung, und noch bevor sie das kaum wahrnehmbare Geräusch als zerschnittene Luft einordnen konnte, bretterte das Pogna cor in sie. Der exzellent geschliffene Stein glitt durch den metallischen Cybord Rumpf wie durch weiche Butter. Ihr oberer Rumpf haftete auf dem Pogna cor und indessen es sie damit quer über die Brücke katapultierte, drehte sie den Kopf in Sorels Richtung. Aus den Cybord Pupillenschlitzen lösten sich Energiestrahlen, sie schossen auf Sorel zu. Synchron mit dem Eintreffen riss ihn die Wucht des nicht ausbalancierten Hiebes nach hinten weg. Er landete unsanft auf einen harten und spitzen Gegenstand. Der Schmerz war überwältigend. –

      ~

      Das Finale, den ungebremsten Cybord Rumpf Einschlag in der Wand, neben dem Steg, zeichnete der von der echten Sicherheit geschickte, eben aus der Luke fliegende I P S auf. –

      Sekunden später fuhr auf der Oberbrücke die Lifttür ächzend auf. Gleichlaufend sprengte es Unmengen Fleischfetzen vom halbierten Cybord Klon, sie waren mit einer bräunlich grünen Flüssigkeit durchdrängt. Als sie rings um die Pogna cor Einschlagstelle aufschlugen, betraten ein Arzt, zwei Valpas sowie der Captain der Sicherheit Arun Potts die Oberbrücke.

      In der Luft lag ein unangenehmer Gestank von verschmortem Fleisch und ausgelaufenem kybernetischen Öl.

      »Visiere runter. Phaser entsichern und Ausschwärmen!«, befahl Arun mit emotionsgeladener Stimme.

      Gleichlaufend durchschnitt aufgeregtes, rostiges Zwitschern die gespenstige Finsternis. Das muntere Geplapper entsprang ihren Stiefeln, das Material bestand aus Lebewesen, die zur Gattung Edos gehörten. Mit ihren zwitschern zeigten sie an: Hier gibt’s etwas das Lebt!

      Sie verteilten sich über die gut erhaltene Oberbrücke.

      »Unten, sucht unten«, forderte Doc Sergej.

      Im Schein der Stirnleuchten offenbarte sich ihnen ein mit bräunlich-grüner Flüssigkeit verspritztes Schlachtfeld.

      »Mütterchen Russland, was ist hier geschehen?«, polterte Doc Sergejs derbe und Respekt einflößende Stimme in alt Sumer mit stark russischem Akzent. »Und habt ihr was für mich.«

      Der vorderste, Arun antwortete: »Ja Sir, auf sieben Uhr. Trägt einen Cybord Marker.«

      Ein anderer verkündete: »Auf drei Uhr, ist markiert.«

      In der Reihenfolge, wie die geborgenen Captains lagen, wurden sie zur Krankenstation portiert. Während sich Matise Atome in Portierstrahlen davonmachten, fragte Doc Sergej erneut: »Habt ihr noch einen fur mich.«

      Arun, der inzwischen am anderen Ende der Hauptbrücke angelangte, rief mit überschlagender Stimme: »Ja Hier. Es ist Sire Gwen. Er blutet. Markiert.«

      Im Laufschritt sprintete der Doc zu Sorel.

      * *

      Lennard und Matise erwachten alsbald aus der Ohnmacht. Ihre Scans ergaben: Außer starken Prellungen sowie Schnittwunden war alles in Ordnung. Sie konnten ohne Vorbehalt die Krankenstation verlassen. Und nachdem Kerun Peshk mit den Captains ein Gespräch führte, und sie nichts mehr für den dritten Mitstreiter tun konnten, portierten sie mit Cara auf Lennards Heimatplaneten Advenu.

      Und Sorel? – Offiziell kursierte unter der echten Crew das Gerücht: Keruns Sohn kämpft im Heilschlaf ums Überleben.

      * * *

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