Tabea Thomson

BEYOND – Eine andere Wirklichkeit


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finsterer Blick traf ihn. – »Wir wissen nicht einmal, wo der entflohene Cybord steckt?«, motzte er.

      »Das ändern wir mit unserem Plan B.« Indessen Lennard sprach, drehte er sich zum Schwager. »Bist du bereit?«

      Obwohl sich alles in Sorel sträubte, nickte er.

      »Wa–as?! Moment! Verstehe ich das richtig: Unser Zweiter ist dein Plan B?« Matise Worte peitschten heraus.

      »Aye!« Lennard hob dabei Sorels Kopf. »Er ist zwar emotional angeschlagen, aber sein Verstand ist scharf.« Am Satzende drückte er dem Schwager einen Kuss auf die Lippen. »Bereit für die Jagd?«

      Abermals nickte Sorel, im nächsten Moment setzte er sich im Schneidersitz auf den Fußboden.

      Für Matise sah es aus, als wollte der Zweite meditieren. »Was wird das?«, flüsterte er Lennard zu.

      Lennards Geste verdonnerte ihn zum Schweigen. –

      Fünf Atemzüge später, ohne die Augenlider zu öffnen, schaute Sorel nach oben. »Ich habe sie«, der Ekel klebte an den Stimmenbändern.

      ~

      Der entflohene Cybord Klon Stella Kama wurde von Sorels mentalen Kontakt überrascht. Die Schrecksekunde nutzte er, um in einem anderen Winkel ihres Gehirns eine weitere mentale Verbindung unbemerkt anzuzapfen. Er sah jetzt mit ihren Augen und fühlte gleichzeitig ihre düsteren Pläne. Seine überwältigten Gedanken strömten erschrocken aus ihm: »Das Biest ist im Raum vom Haupt-Citraa. Sie greift auf die einzelnen Befehlsebenen zu. … Jetzt hat sie uns vom Rest abgetrennt.« Sein Mund öffnete sich, für einige Atemzüge machten die Lippen Kaubewegungen, er Flehmt. Damit witterte er das Biest. Unvermittelt fletschte Sorel die Zähne. »Sie will uns drei!«, fauchte er. Im selben Moment fühlte er, wie unverdauter Zorn in seiner Kehle emporstieg. Davon aufgeschreckt erhob er sich ruckartig. »Soweit lasse ich es nicht kommen!«

      Die Worte ließen Lennard scharf Luft holen. Binnen dieses Atemzuges schossen im Geist Bilder hervor, die alle Details seiner Folter widerspiegelten. Jede einzelne Bildfrequenz härtete seinen Willen. »Die Kreatur gehört uns!«, brüllten seine stahlharten Stimmbänder. »Kannst du sehen, wo sie sich jetzt herumtreibt?«

      Ein knurriges Stöhnen war Sorels Antwort.

      Lennard mutmaßte: weil er es zutiefst ablehnt, wird es ein schwieriges Unterfangen.

      Ein Brummen bestätigte seine Vermutung.

      »Verflixt es kommt mir so vor, als ob das Biest von irgendetwas abgeschirmt wird.«

      »Abgeschirmt?«, wiederholte Matise, er lief gerade drei Schritte auf die beiden zu. Urplötzlich machte er auf der Hacke kehrt und lief gedankenversunken zu seinem Citraa Terminal. Indessen die Finger auf der virtuellen Tastatur Platz nahmen, sprach er: »Ihre letzte Position war beim Haupt-Citraa ...«, mitten im Satz hob er den Kopf, »Kadetten, was habt ihr über die Wartungsröhren herausbekommen.«

      Ein schwarzhaariger Kadett, mit Standard Vulkan Frisur, lugte über die Reling. »Moment, wir schicken es. … Wu–ups!« Unübersichtliches Wirrwarr mit Wartungsröhren und Wartungsschächten übersäte das Hauptdisplay. »Das haben wir gleich ...«, abrupt versandete die Stimme. Die Fingergeschwindigkeit auf der Tastatur verlangte alle Aufmerksamkeit. Zwischen den getippten Befehlen machten die Finger winzige Pausen, die nutzten die Stimmbänder: »Das – sieht – schon – besser aus.«

      Parallel wurde auf dem Hauptdisplay der Verlegungsplan mit je einer grünen, etliche grauen und zwei gelben Wartungsröhren angezeigt. Eine Röhre, in Grün dargestellt, führte vom Haupt-Citraa direkt zur Brücke. In dieser waren jedoch an markanten Stellen aktive Schutzfelder hochgefahren. Mit anderen grünen Röhren, die zur Brücke führten, sah es ähnlich aus. Hektisch suchte er weiter.

      Sorel saß jetzt an seinem Terminal, er zog sich ebenfalls den Plan aufs Display und dabei sah er flüchtig zu Burana. »Nimm dir die Gelben vor. Matise nimmst du die Grauen?«

      »Bin schon dabei«, kamen umgehend die Antworten.

      »Kadis!«, rief Sorel.

      »Ja Boss«, antworteten sie im Chor.

      »Ihr positioniert alle I P S von unserem Bereich beim Haupt-Citraa. Ich übernehme sie dann.«

      Zeitgleich mit den verteilten Arbeiten, sahen Lennard und Matise gebannt auf das virtuelle Display am Captains Terminal.

      Lennards Blick verfolgte die gelben T-1 Wartungsröhren. Matise nahm sich die mit grau hinterlegten Röhren vor. Dabei lenkte er sein Augenmerk auf den Raum vom Haupt-Citraa. Darunter liegen Entsorgungsschächte, sie haben die Bezeichnung C4. In die gelangt man über eine Bodenklappe. Verfolgt man sie abwärts, kommt man in einen Entsorgungstrakt. Und aufsteigend teilt sich der C4 in drei Röhren. Sie endeten alle an unterschiedlichen Orten der separaten Brücke.

      »Schlupflöcher gefunden!«, rief ein Kadett mit aufgebrachter Stimme.

      »Die genaue Bezeichnung«, forderte Matise.

      Synchron zu der Antwort tippte Sorel die Röhrensystem-Nummern ein. Signale zeigten auf dem Brücken Hauptdisplay an, dass die winzigen I P S im Gruppenverband zu den geforderten Positionen flogen. … Zunächst übertrugen die I P S Thermosensoren nur Dunkelheit. Von jetzt auf hier tauchten Bildfetzen auf. Der voran schwebender I P S ortete eine bewegliche und organische Wärmequelle. Einer hungrigen Meute gleich, folgten die restlichen I P S der Wärmequelle. Je näher sie kamen, um so schärfer erschien das Bild auf dem Hauptdisplay.

      »Stella Kama!? Sorel das ist ja deine Gefährtin«, rief Matise überrascht.

      »Nein ist sie nicht!!«, spie Sorel empört zurück.

      »Seht!«, forderte ein Kadett, »Die Röhre endet im Entsorgungstrakt vor unserem Liegeplatz im Vallum Trockendock.«

      »Im Abfall versteckt sie sich! Ja!, dort gehört dieser Abschaum hin«, knurrte Sorel. – Und noch bevor die letzte Silbe verhallte, schlüpfte dieser Abschaum in einen der unzähligen Container.

      »Citraa!, die echte Sicherheit«, forderte Sorels kühle Stimme.

      Als nichts geschah, blickte er zu Burana, sie beauftragte er zuvor mit der Kontaktaufnahme.

      Sie schüttelte mit dem Kopf.

      »Und mental?«, warf Lennard dazwischen.

      »Negativ«, antwortete es aus allen verbleibenden Kehlen.

      Lennard sah Sorel an. »Und du?«

      »Ich empfange nach wie vor die Gedanken des Cybord Klons.«

      Als er es sagte, kroch dieser Stella Verschnitt, wieder aus dem Container. Sie lief geradewegs auf die C4 Röhre zu. Sorel beorderte gleichlaufend einige I P S näher zu ihr heran.

      Bevor die Brückencrew sehen konnte, ob der Cybord bewaffnet war, bemerkte sie die fliegenden Augen. Im selben Augenblick schleuderte sie eine undefinierbare Masse auf die I P S. Augenblicklich erloschen ihre Bilder auf dem Hauptdisplay. Die verbleibenden I P S Signale reichten gerade noch, um diesen Klon Stella als wandernden Punkt darzustellen.

      Eine Hand von Matise zeigte darauf. »In diesem Tempo wird sie bald auf der Brücke sein.«

      Die Kadetten drohten der Gefahr mit Fäusten.

      »Dieses Biest, es soll nur kommen«, frohlockte der breitschultrige.

      Ihr Ausbilder Sorel sah in die aufgebrachte Runde. »Nichts da! Die Sicherheit der angehenden Brückencrew geht vor. Das hier!, ist Captain Minn's und mein Jagdgebiet.«

      »Alle Mann runter von der Brücke«, Lennards Tonfall ließ keinen Spielraum für Verhandlungen, »zum echten Sicherheitsteam vordringen. Meldung erstatten!«

      Wenige Sekunden später standen sie am anderen Ende der Hauptbrücke vor einer in die Wand eingelassenen hüfthohen Schiebetür. Als sie das Metall Ding aufschieben wollten, verklemmte es. Der schmale Eingang wurde unpassierbar. Matise versetzte der Tür einen Tritt, sie sprang etwas hoch und er steckte die Stiefelspitze dazwischen.