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Sylvia Englert
Tommy Löwenfreund, der mutigste Junge der Welt
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Inhaltsverzeichnis
1. Geschichte, in der Tommy Alex beschützt und ein Löwe zur Hilfe eilt
2. Geschichte, in der Tommy einen Zahn zieht und mit Zuckerwatte die Zirkusvorstellung rettet
4. Geschichte, in der Tommy zur Schule geht und um einen Koffer voll Schokolade wettet
6. Geschichte, in der Tommys Löwe Heimweh hat und es eine wilde Verfolgungsjagd gibt
7. Geschichte, in der Tommy Wasserbomben rollt und Fußball spielen lernt
8. Geschichte, in der Tommy und Alex einen Schatz suchen und gefährliche Wesen verscheuchen
9. Geschichte, in der Tommy sich wegzaubern und zersägen lässt
10. Geschichte, in der Tommy eine Medizin mit Lamaspucke und Löwenpipi mixt
11. Geschichte, in der Tommy in große Gefahr gerät und Alex einen Diamanten schenkt
Widmung
Für Robin
1. Geschichte, in der Tommy Alex beschützt und ein Löwe zur Hilfe eilt
Gundelhausen war ein kleines Städtchen. Es hätte dort auch sehr friedlich sein können – wenn die drei großen Jungs aus der vierten Klasse nicht gewesen wären. Alex wusste nicht mal, wie sie hießen, er nannte sie immer nur die Popelgesichter. Ihre Lieblingsbeschäftigung war, andere Kinder zu ärgern. Das taten sie den ganzen Tag lang, wenn sie nicht gerade dabei waren, Bonbonpapier auf die Straße zu werfen oder die Luft aus fremden Fahrradreifen abzulassen.
Und ausgerechnet jetzt, als Alex mal wieder allein von der Schule nach Hause ging, bogen diese Jungs um die Ecke. Alex fühlte sich, als hätte er versehentlich all seine Stifte verschluckt und den Radiergummi noch dazu.
Die drei Popelgesichter stellten sich um ihn herum auf. „Haha-hu, du bist vor Angst ja schon ganz grün im Gesicht“, grölten sie.
„Gar nicht wahr“, sagte Alex und versuchte, sich zwischen den Jungen durchzudrängen. Doch dabei rutschte ihm der Ranzen vom Rücken. Sofort schnappten ihn sich die Popelgesichter, und zusammen schleuderten sie ihn mit aller Kraft nach oben. Hoch und immer höher flog der Ranzen – bis in die unteren Äste eines Baumes, der an der Straße wuchs. Die Popelgesichter blökten vor Lachen, und Alex versuchte, nicht zu weinen.
„Das ist ja eine komische Stadt“, sagte plötzlich eine Stimme. „Können hier alle Ranzen fliegen?“
Erstaunt drehten sich Alex und die drei Popelgesichter um. Dort stand ja auf einmal ein Junge! Er war ein bisschen kleiner als Alex und hatte strubbelige blonde Haare, grüne Augen und abstehende Ohren. Alex hoffte, dass der Junge ihm helfen konnte. Aber sehr stark sah er nicht aus.
„Was willst du, Henkelohr?“, fragte eines der Popelgesichter mit finsterem Blick.
„Ach ja, meine Ohren“, sagte der blonde Junge und lächelte breit. „Die flappen wunderbar im Wind, das solltet ihr mal sehen. Leider pustet es heute nicht stark genug. Aber morgen vielleicht. Das würde ich an eurer Stelle auf keinen Fall verpassen!“
Die drei Popelgesichter glotzten ihn verblüfft an.
„Und wenn ich seitlich durch eine Tür gehe“, fuhr der Junge fort, „ist mein Ohr schon lange vor mir da. Toll, was?“
„Ja!“, sagte Alex. Aber das war ein Fehler. Denn jetzt erinnerten sich die Popelgesichter wieder daran, dass es ihn gab. Einer der großen Jungen streckte den Finger aus und pikte Alex in den Bauch. Vor Schreck stolperte Alex zurück.
„Darf ich mitspielen?“, fragte der fremde Junge, und bevor die Popelgesichter auch nur den Mund aufbekamen, hatte er sie schon in den Rücken gepikt. Wütend versuchten die Popelgesichter, ihn zu packen. Doch das war gar nicht so einfach. Denn blitzschnell war der blonde Junge auf den Zaun geklettert und balancierte darauf entlang. Ohne sich irgendwo festzuhalten! Alex staunte.
Eines der Popelgesichter versuchte, den fremden Jungen vom Zaun zu schubsen. Doch der Junge kicherte nur, griff nach einem Ast und turnte einen Baum hinauf. Dann ließ er sich mit den Beinen von einem Ast herunterbaumeln, sodass sein Kopf nach unten hing. „Wollt ihr nicht auch raufkommen?“, fragte er, pflückte ein paar Blätter und ließ sie auf die Popelgesichter hinuntersegeln.
Diesmal musste Alex wirklich lachen und der fremde Junge schaute ihn ganz freundlich an. „Ach ja, ich heiße übrigens Tommy“, rief er Alex zu. „Tommy Löwenfreund.“
„Was für ein blöder Name!“, schrie eines der Popelgesichter.
Tommy schwang sich an einem Ast wieder zur Erde. „Was ist denn blöd daran?“, fragte er erstaunt.
Die Popelgesichter sagten nichts.
Sie stürzten sich einfach nur auf Tommy, alle drei gleichzeitig.
Doch in diesem Moment hörte Alex ein seltsames Geräusch. Es klang ein bisschen wie das Gebrüll eines Raubtieres, aber das konnte ja nicht sein. Wo sollte denn in Gundelhausen ein Raubtier herkommen? Das gefährlichste Tier, das Alex kannte, war Herbert, ein Dackel, der den Nachbarn gehörte. Herbert streichelte man besser nicht, weil er immer schlechte Laune hatte.
Es knackte und raschelte im dichten Gebüsch neben der Straße. Und dann sprang direkt vor Alex ein echter Löwe auf den Weg! Sein Fell war gesträubt und sein Schwanz peitschte wütend hin und her. Zum Glück beachtete der Löwe Alex gar nicht, er rannte gleich in Richtung der Popelgesichter.
„Das ist Brüllmähne“, meinte Tommy stolz. „Er ist mir wohl mal wieder gefolgt. Ach ja, und er mag es gar nicht, wenn mich jemand bedroht.“
Jetzt hatten die großen Jungen es eilig. Richtig eilig! Einer kletterte hastig auf den Baum, die anderen versuchten,