William Walker Atkinson

Gedankenkraft im Geschäfts- und Alltagsleben


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nicht von Schriftstellern und Theoretikern, sondern nur von wenigen mit großem Ernst vorgehenden Forschern gemacht, welche es sich angelegen sein ließen, durch zahllose praktische Versuche in allen denkbaren Richtungen auf den Grund dieser Wissenschaft zu gelangen, und welche diesen wunderbaren Gegenstand aus dem Bereich der bloßen Spekulation auf eine sichere Grundlage zu stellen wussten.

      Der Autor vorliegenden Buches hat sich eingehend mit dem Gegenstand beschäftigt und sich jahrelangen Forschungen darüber hingegeben; er beabsichtigt, mit den hier gesammelten Lektionen seinen Schülern die von ihm und seinen Mitarbeitern gemachten Experimente und Untersuchungen vorzuführen und daraus fundamentale Grundsätze aufzustellen. Seine Arbeit wird sich demnach darauf beschränken, soweit dies überhaupt tunlich erscheint, die erwiesenen Tatsachen und den daraus abgeleiteten Unterricht wiederzugeben, von der Theorie aber nur dann zu sprechen, wenn sich dies als unbedingt notwendig erweisen sollte.

      Nach meiner Ansicht hieße es einen verständigen Menschen beleidigen, wenn ich ihm eine ausführliche Beweisführung bieten wollte, dass die in Rede stehende wunderbare Kraft, wenn auch unbenutzt, in seinem Inneren wirklich besteht, dass sie bei einigen bereits entwickelt ist und von allen ausgebeutet werden kann; ich meine jene geheimnisvolle Eigenschaft, welche wir in Ermangelung einer mehr zutreffenden Bezeichnung persönlichen Magnetismus nennen wollen.

      Das Vorhandensein dieser Macht beweisen zu wollen, wäre eben so töricht, wie sich zu bemühen, den gewöhnlichen verständigen Menschen von der Tatsache zu überzeugen, dass der Magnet die Nadel beeinflusst, dass die Röntgenstrahlen den Körper des Menschen oder ein noch dichteres Gewebe durchdringen, dass man im Stande ist, eine Botschaft mittelst Elektrizität nach großen Entfernungen zu senden, oder dass dies längs eines Lichtstrahles oder selbst mittelst drahtloser Telegraphie durch die Luft, ohne irgendein anderes Medium zu brauchen, möglich ist. Jeder gebildete Mensch ist sich bewusst, dass diese Phänomene wirklich bestehen, und wird sicherlich nicht verlangen, dass man sie ihm nachweist. Wenn er sich dafür interessiert, wird er zu erfahren wünschen, wie er mit jenen Kräften arbeiten kann, und wird lernen wollen, die betreffenden Experimente selbst auszuführen. Genau so geht es dem Schüler, der sich für den persönlichen Magnetismus interessiert. Er weiß längst, dass es eine solche Kraft gibt. Er merkt sie täglich um sich herum und ist sich der Wunder, welche mit ihrer Hilfe herbeigeführt werden, wohl bewusst. Er weiß vielleicht auch, dass er sie bis zu einem gewissen Grad in sich bereits entwickelt hat; was er aber jedenfalls erfahren möchte, sind die Mittel, durch welche er die in ihm schlummernde Kraft völlig wecken, vervollkommnen und in vernünftiger Weise benutzen kann. Ich werde demnach von der Beweisführung ihrer Existenz Abstand nehmen, da sich ihr Vorhandensein von selbst versteht.

      Auch will ich eine ermüdende Diskussion über die zahlreichen Theorien vermeiden, die bisher über den persönlichen Magnetismus aufgestellt wurden. Ich selbst schwärme für keine besondere Theorie. Ich will nur zu lehren versuchen, wie die Resultate zu erreichen sind, und dem Leser überlassen, die Theorien anderweitig zu studieren oder sich möglicherweise eine eigene zu bilden. Es liegt mir fern, meine Ansicht über diesen Gegenstand einer anderen aufdrängen zu wollen; doch sei es mir gestattet, meine eigene Auffassung über das Phänomen, welches im vorliegenden Buch besprochen werden soll, kurz darzubieten. Da die Resultate keineswegs von der speziellen Form des Glaubens abhängen, muss es jedermann freigestellt bleiben, diese oder jene Theorie anzunehmen oder zu verwerfen. Viele von jenen, welche die besten Resultate aufweisen konnten, haben eine Theorie nach der anderen verworfen und sind jetzt der Ansicht, gar nicht versuchen zu wollen, die eigentliche Ursache für die Resultate zu erforschen, da sie sich begnügen, ohne dogmatische Theorie weiterzuarbeiten, wenn sie nur wissen, auf welche Weise die besten Resultate zu erreichen sind.

      Mit dieser Auseinandersetzung will ich das Gebiet der Theorie verlassen und das Reich der praktischen Wissenschaft betreten. Ich will versuchen, den Leser mit der Entwicklung dieser gewaltigen Macht bekannt zu machen, wie er die von anderen bereits erreichten Resultate nunmehr selbst schaffen kann, und vielleicht gelingt es mir, ihn dazu zu bringen, selbst in dieser Wissenschaft weiter zu forschen und den bisher benutzten Weg des Aberglaubens und der Geheimnistuerei zu verlassen. Meine Bitte geht dahin, nichts anzunehmen, was nicht als erwiesen gilt.

      In unserer nächsten Lektion wollen wir den Charakter dieser Macht einer Besprechung unterziehen.

      II. Lektion: Der Charakter der Macht.

      Die Macht ist nicht von magnetischer Natur. – Ein gelinder Strom von Gedankenwellen. – Gedanken sind Dinge. – Unsere Gedanken greifen uns ebenso an wie andere. – Dem Wechsel der Gedanken-Beschäftigung folgt der Wechsel in der Körper-Erscheinung. – Gedanken nehmen in den Handlungen Gestalt an. – Das Denken ist die größte Kraft auf der Welt. – „Ich kann“ und „ich will“ gegen „ich kann nicht“. – Praktischer Unterricht und nicht abstrakte Vorträge. – Die Anziehungskraft des Denkens. – Furchtgedanken bilden den Ursprung des schädlichen Denkens.

      Die meisten Menschen werden bei dem Ausdruck „persönlicher Magnetismus“ annehmen, es sei dies ein Strom, der, von der Persönlichkeit des magnetischen Individuums ausgehend, alle diejenigen anziehen müsse, welche sich in dem Bereich seiner magnetischen Kraft befinden. Diese Annahme ist zwar eine irrtümliche, enthält aber dennoch ein Körnchen Wahrheit. Es gibt in der Tat einen anziehenden Strom, der vom Menschen ausgeht, aber derselbe ist nicht magnetischer Natur, da der Ausdruck „Magnetismus“ doch immer in Verbindung mit dem Magnet selbst oder mit „Elektrizität“ gebraucht zu werden pflegt. Der menschliche magnetische Strom hat zwar bezüglich seiner Wirkung eine gewisse Ähnlichkeit mit dem magnetischen und dem elektrischen Strome, hat aber tatsächlich hinsichtlich des Ursprungs oder Charakters nichts mit diesen zu tun.

      Persönlicher Magnetismus ist ein sehr gelinder Strom von Gedankenwellen oder Gedankenschwingungen, ausgehend vom menschlichen Gehirn. Jeder einzelne unserer Gedanken ist eine mehr oder weniger starke Gewalt, die bezüglich ihrer Kraft von dem im Moment seines Entstehens mitwirkenden Antrieb abhängig ist. Wenn wir uns vorstellen, dass wir einen gelinden Strom aussenden, der sich ähnlich wie ein Lichtstrahl ausbreitet und die Gedanken anderer, oftmals weit von uns entfernter Leute beeinflusst, so wird ein machtvoller, mit großer Kraft ausgestatteter Gedanke seine Wirkung tun und oftmals den instinktiven Widerstand gegen äußere Eindrücke bei anderen niederschlagen, während ein schwacher Gedanke unfähig sein würde, auch nur Eingang in die Verstandesburg eines anderen zu finden, es sei denn, dass diese Burg sehr schlecht bewacht wäre. Gedanken, in derselben Richtung wiederholt und immer wieder in gleicher Weise angewandt, werden sich häufig Zutritt erzwingen, wo eine einzelne Gedankenwelle, selbst wenn sie an sich stärker ist, zurückgewiesen würde. Es ist dies die Darstellung eines physikalischen Gesetzes in der psychischen Welt und bestätigt nur das alte Sprichwort von dem stetig auf dieselbe Stelle fallenden Tropfen, der schließlich den Stein aushöhlt. Wir werden alle von den Gedanken unserer Mitmenschen viel mehr beeinflusst, als wir dies selbst glauben. Wohlgemerkt: ich sage nicht von der Meinung anderer, sondern von ihren Gedanken. Ein bedeutender Schriftsteller über dieses Thema stellt mit vollem Recht den Satz auf: „Gedanken sind Dinge“. Und wahrlich sie sind Dinge, und zwar ungemein machtvolle Dinge. Diese Tatsache muss man beachten, um nicht völlig der gewaltigen Kraft anheimzufallen, der Kraft, über deren Charakter wir nichts wissen und deren Dasein überhaupt von vielen geleugnet wird. Andererseits, wenn wir die Gesetze und Regeln kennen, nach welchen diese Kraft anzuwenden ist, werden wir dieselbe bemeistern und als ein Werkzeug und Hilfsmittel gebrauchen können.

      Jeder Gedanke, ob schwach oder stark, ob gut oder schlecht, gesund oder krank, verursacht, sobald er in uns entsteht, schwingende Wellen, die mehr oder weniger alle erreichen, die mit uns in Berührung oder in den Bereich unserer Gedankensphäre kommen. Die Gedankenwellen sind mit Ringen zu vergleichen, welche auf einem Teich sich bilden, wenn man einen Stein ins Wasser geworfen hat. Es ist klar, dass die Kraft dort am meisten sich fühlbar machen wird, wohin die Gedankenwellen ganz besonders hinneigen.

      Aber außer den anderen greifen die Gedanken uns auch selbst an, und zwar nicht bloß zeitlich, sondern auf die Dauer. Wir werden das, was wir uns einbilden zu sein. Die Worte der Bibel, „Wie der Mensch in seinem Innern denkt, so ist er“, sind buchstäblich wahr. Wir sind alle