und denselben Gegenstand gerichtete Gedanken nicht nur, und das ist gewiss der Fall, in dem Charakter des Menschen sich widerspiegeln, sondern auch in seinem Äußeren erkennbar sind. Das ist eine nachweisbare Tatsache, und wir brauchen zu ihrer Bestätigung nur um uns zu blicken. Sie haben gewiss schon bemerkt, wie der Beruf des Mannes sich in seiner Erscheinung kundgibt, wie sein ganzer Charakter davon beeinflusst ist. Was halten Sie wohl für die Ursache dieser Erscheinung? Nichts anderes als die Denkweise selbst. Wenn Sie je Ihren Beruf gewechselt haben, halten im Allgemeinen Ihr Charakter und Ihre Körpererscheinung gleichen Schritt mit dem veränderten Gedankengang. Der neue Beruf, die neue Beschäftigung bringen einen neuen Gedankengang mit sich, und „Gedanken werden in Handlungen umgesetzt“. Sie werden die Sache vielleicht niemals von dieser Seite betrachtet haben; sie ist aber nichtsdestoweniger wahr, und Sie werden hinreichend Beweise für die Richtigkeit dieser Behauptung finden, wenn Sie nur um sich blicken.
Ein Mann, der an Energie denkt, wird auch Energie zeigen. Der Mann, der an Mut denkt, wird auch Mut besitzen. Ein Mann, der denkt: „Ich kann und ich will“, wird erreichen, was er will, während der Mann, welcher denkt: „Ich kann nicht“, gewiss daneben tappt. Jedermann ist von dieser Wahrheit überzeugt. Nun fragt es sich, wodurch denn eigentlich der Unterschied herbeigeführt wird? Durch Gedanken, das gewöhnliche tagtägliche Denken, nichts weiter. Natürlich die Handlung folgt dem Gedanken. Aber warum? Nur einfach deshalb, weil es nicht anders möglich ist. Die Tat folgt stets als das naturgemäße Resultat des vollkräftigen Denkens. Mann muss nur ernstlich denken, das Weitere folgt von selbst. Denken ist unbedingt das wichtigste Erfordernis in der Welt. Wer dies heute noch nicht anerkennt, wird nach dem Studium des vorliegenden Werkes dies gewiss tun. Vielleicht kommt einer und sagt, dass es ihm nichts Neues biete, dass er längst genau wisse, was es heißt „einen Entschluss fassen“, oder sonst eine ähnliche Phrase. Darauf sei mir die Frage gestattet: „Warum haben Sie denn diesen Gedankengang nicht praktisch umgesetzt und etwas aus sich selbst geschaffen?“ Ich werde Ihnen die Antwort geben. Sie dachten „ich kann nicht“, anstatt zu denken „ich kann“. Nun werde ich aber dieses „Ich kann nicht“ in ein stärkeres „Ich kann“ und in ein noch lauteres „Ich will“ umwandeln. Und für diese Gattung von Menschen habe ich das Buch geschrieben; ich beabsichtige, Sie „zu bekehren“, ehe wir vollends zum Schluss kommen.
Ich vermute immer, Sie glaubten, ich würde Ihnen einen überschwenglichen, ausführlichen Vortrag über Dinge in den Wolken halten, und Sie hofften vielleicht, von mir zu hören, auf welche Weise Sie wohl am besten magnetisiert würden, so dass Sie eventuell die Gasflamme mit Ihren Fingerspitzen anzünden oder andere an sich ziehen könnten, ähnlich wie der Stahl zum Magneten strebt. Dachten Sie nicht so? Nun, Sie sehen, so etwas fällt mir nicht ein. Mein Bestreben ist, Ihnen zu zeigen, wie Sie in Ihrem Innern eine Kraft schaffen können, gegen welche Magnetismus sehr schwach erscheinen muss; eine Kraft, die aus Ihnen einen Mann machen wird; eine Kraft, welche in Ihnen das „Ich“ hervorkehren wird; eine Macht, die Sie befähigt, ein Mann mit den Eigenschaften zu werden, einflussreich und erfolgreich zu wirken. Ich werde Ihnen sagen, auf welche Weise Sie „persönlichen Magnetismus“ erwerben können, immer vorausgesetzt, dass Sie ernstlich bestrebt sind, mir zu folgen. Die Arbeit wird nicht nutzlos sein, und sobald Sie die neue Kraft gewahr werden, die sich in Ihrem Innern ausbilden soll, werden Sie die neu gefundene Weisheit nicht gegen ein Vermögen eintauschen wollen.
Nun, es scheint mir, Sie fühlen sich jetzt schon ein klein wenig gestärkt, nicht wahr? Gewiss, dem ist so. Ich habe niemals länger als fünf Minuten zu meinen Schülern über das „Ich kann und ich will“ und über das Selbstgefühl des „Ich“ gesprochen, ohne dass sie sofort die Schultern zurückwarfen, den Kopf hochhielten, einen tiefen Atemzug taten und mir gerade in die Augen blickten, wie es sich für Männer und Frauen nicht andern ziemt. Da war einfach „der Gedanke in Handlung umgesetzt“. Erfassen Sie nun den Zweck? Der in geringer Dosis eingelegte Same von Selbsterkenntnis hat sofort Wurzel gefasst und Früchte gezeitigt. Ehe ich diese Lektion vollende, sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit noch auf einen zweiten wichtigen Punkt bezüglich des Denkens richten. Es ist dieses die Anziehungskraft des Gedankens. Passen Sie gut auf, bitte, denn dieser Punkt ist von höchster Wichtigkeit.
Ich werde bei dem Versuch wissenschaftlicher Aufklärung alle technischen Ausdrücke vermeiden und Ihnen die Angelegenheit in der einfachsten Weise zur Kenntnis bringen, und zwar so:
Gedanken ziehen gleiche Gedanken an; die guten Gedanken ziehen gute an, die schlechten schlechte. Der Gedanke an das Starke zieht das Starke an sich; entmutigende Gedanken und Zweifel machen keine Ausnahme, und so geht es mit der ganzen Reihe der Gedanken.
Ihre Gedanken ziehen die entsprechenden Gedanken anderer an sich, so dass also Ihr Gedankenvorrat vergrößert wird. Verstehen Sie den Sachverhalt? Denken Sie an Furcht, und Sie werden alle Furchtgedanken Ihrer Nachbarschaft in sich aufnehmen. Je mehr Sie daran denken, desto größer wird der Zufluss sein. Denken Sie jedoch „ich bin furchtlos“, so werden Sie alle ermutigenden Gedanken um Sie herum erfassen. Versuchen Sie es nur. Besonders das letztere. Furchtgedanken sollte niemand hegen. Denn die Furcht und ihr Sprössling, der Gram, bilden die Ursache des größten Elends, Unglücks und Misslingens auf der Welt. Furcht und Gram erzeugen alle schlechten Gedanken. Später werden wir auf diesen Gegenstand noch einmal zurückkommen; doch bitte ich Sie jetzt schon, mit vollster Energie dieses verderbenbringende Unkraut mit der Wurzel auszurotten, denn es verdirbt den ganzen Garten. Eine große Anzahl anderer giftiger Pflanzen, wie Zweifel, Schüchternheit, Selbstunterschätzung, Eifersucht, Trotz, Missgunst, Neid, Verleumdung und sonstige krankhafte Ideen erstehen gleichzeitig mit. Glauben Sie ja nicht, dass ich Ihnen etwas vorgaukeln will; es ist mir wohlbekannt, dass solche schlechte Gedanken hinderlich sind. Dies werden Sie auch erkennen, wenn Sie ein wenig darüber nachdenken. Machen Sie sich frei und lassen Sie den Sonnenstrahl heller, freudevoller und glücklicher Gedanken herein, und die Mikroben des Zweifels, der Verzweiflung und des Misslingens werden Sie verlassen.
Wenn Sie mein bester Freund wären, und ich Ihnen auf meinem Sterbebett für Ihr Wohl noch einen letzten Rat erteilen sollte, so würde es der sein, Ihnen so laut als möglich zuzurufen: „Lasse alle Furcht- und Hassgedanken ein für allemal fahren!“
III. Lektion: Wie Gedankenkraft dem Menschen helfen kann.
Der Erfolg hängt nur vom persönlichen Einfluss ab. – Starke Männer kommen zum Ziel. – Augenscheinliche Ausnahmen von der Regel. – Wenn negative Charaktere schaffen, haben die positiven Männer den Vorteil davon. – Geld ist das materielle Anzeichen des Erfolges. – Geld ist nur ein Mittel, nicht der Zweck. – Das Gesetz der geistigen Beherrschung. – Beeinflussung mittelst der Suggestion. – Beeinflussung durch Gedankenschwingungen. – Beeinflussung durch die Anziehungskraft des Gedankens. – Der durch Ausbildung des Charakters gewonnene Einfluss.
Ich wende mich nunmehr an Sie, weil ich voraussetze, dass Sie die in Ihrem Innern schlummernden Kräfte entwickelt zu sehen wünschen, um zu Erfolgen zu gelangen. Erfolg im Leben hängt außerordentlich von der Befähigung ab, unsere Mitmenschen für sich zu gewinnen oder zu beeinflussen. Es ist dabei wenig von Belang, welche andere Eigenschaften Sie noch besitzen; geht Ihnen die Eigenschaft einer mäßigen Kraft ab, welche wir gewohnheitsgemäß als „persönlichen Magnetismus“ bezeichnen, sind Sie stets in der Tatkraft behindert. Halten Sie einmal Umschau, dann werden Sie beobachten, dass nahezu alle Männer, die ihr vorgestecktes Ziel „erreichen“, befähigt sind, ihre Mitmenschen an sich zu ziehen, zu überreden, zu beeinflussen oder zu beherrschen. Sie gehören alle zu den sogenannten „Tüchtigen“. Nur wenige Ausnahmen gibt es von dieser allgemeinen Regel, und diese Ausnahmen sind meist unter Leuten zu finden, die Erfolge in der Kunst, in wissenschaftlichen Forschungen, in Erfindungen, in der Literatur usw. aufzuweisen haben, und es ist deshalb leicht zu verstehen, dass ihre Erfolge nach der Natur der Dinge selbst mehr von einer abgeschlossenen, konzentrierten, mühseligen Forschung oder Arbeit abhängig sind, als von dem Streben, von der Energie, Kraft und Kenntnis der menschlichen Natur oder gar von der Befähigung, Männer richtig zu behandeln. Solche Menschen sind in diesem Bestreben erfolgreich, aber in der Regel ziehen andere, mit mehr Lebensklugheit ausgestattete Personen den vollen Nutzen aus ihren Arbeiten. Wenn einmal solche zurückgebliebene (negative) Menschen mit irdischen Glücksgütern