Philipp Zeiler

Abraham im Schloss von Tardos


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Erfahrung sammelten alle der Familie.

      Bekannt war Florida jedoch auch für Naturkatastrophen.

      Tornados sind dort noch nie eine Seltenheit gewesen.

      Sie hofften, dass sie nicht in so ein Unglück gerieten würden.

      Mittwochabend besuchten sie dann das Armymuseum.

      Da hielt sich die Begeisterung allerdings in Grenzen.

      Nicht, dass es nicht gut war, aber sie waren dann doch nicht so geschichtlich interessiert wie es besonders Abram war.

      Ihn faszinierte alles, aber einiges hatte ihm dann doch gefehlt, was vielleicht zur Ausstellung gehört hätte.

      Insgesamt waren sie nur drei Stunden im Museum und davon waren zwei Stunden eine Führung.

      Die Frau, die die Führung übernommen hatte, sprach sehr leise und undeutlich.

      Für ältere Menschen war das klar von Nachteil.

      Abram musste sich auch bemühen alle Worte der Frau zu verstehen.

      Es fiel ihm schwer alle Themen möglichst genau nachvollziehen zu können, weshalb er erstmals einen Vorteil in dem Notizblock sah, den er zu Weihnachten von seiner Tante bekam.

      So war die Möglichkeit gegeben eigene Notizen zu verfassen und diese noch einmal zu Hause durchzugehen und zu verinnerlichen.

      Diese Strebsamkeit hatte ihm schon immer gelegen, deshalb fiel ihm das Lernen auch nie schwer.

      Insgeheim hasste er die Ferien.

      Er war nicht der Typ, der sich wahnsinnig freute wenn die Schule vorüber ist, er freute sich auf den Lernstoff für zu Hause.

      Ferien wären reine Zeitverschwendung.

      Abram las, dass es sogar wissenschaftlich bewiesen sei, dass die Intelligenz des Menschen sinkt, wenn er sich im Urlaub nicht das Gehirn auffrischt.

      Vielleicht glaubte der ein oder andere, dass er verrückt sei und einfach zu überfleißig, aber ganz im Gegenteil.

      Der junge Abraham war so beliebt an seiner Schule, dass niemand auf die Idee gekommen wäre ihn bloßzustellen.

      Seine Mitschüler suchten sich sogar Hilfe bei ihm, wenn sie nicht mit den Hausaufgaben oder gar dem Schulstoff klargekommen sind.

      Im Erklären ist er schon immer gut gewesen.

      Donnerstag war ein Schontag.

      Es war kein gewöhnlicher Urlaubstag, wie jeder andere sonst.

      Die Familie gönnte sich diesen Tag für sich.

      Jeder konnte unternehmen was ihm in den Kopf kam.

      Isabell ging reiten.

      Sie liebte Pferde, seitdem sie das Wort Pferd überhaupt aussprechen konnte.

      Abram war selbst noch ein Kind, aber er erinnerte sich schwach, wie seine kleine Schwester die ersten Sprachversuche unternahm.

      Es war schon amüsant, wenn man darüber nachdachte, dass der Mensch in der Anfangsphase seines Lebens mit Lallen und anderen Lauten kommuniziert und dann irgendwann einfach anfängt zu sprechen.

      Abram war kein Schüler, den nur ein Thema interessierte, er war begeistert von jedem Gebiet etwas zu wissen.

      Sei es in Naturwissenschaften oder auch in der Politik oder gar in der Geschichte.

      Irgendwas fand er immer zum Erzählen.

      Seine einzige Schwäche war die Mathematik.

      Aber wer kann sich schon mit der schnell anfreunden?

      Er selbst verbrachte den Tag am Strand.

      Der Ozean, das Wellenrauschen, das brauchte er schon immer.

      Abram wusste ganz genau, dass er niemals ein Typ sein würde, der zum Urlaub machen irgendwo auf das Land fährt.

      Denn er wohnte ja schon auf dem Land.

      Das wäre so gewesen , als würde man die Wohnung mit der gleichen Tapete tapezieren, mit der sie vorher schon tapeziert gewesen ist. Und bekanntlich macht das nicht viel Sinn oder?

      Damit wollte er den Urlaub auf dem Land nicht schlecht reden, aber es war einfach nichts für ihn.

      Es war nicht mehr lang bis zur Heimreise.

      Es war unglaublich, wie schnell die Zeit wieder verflossen war.

      Doch bei Familie McCloud war jede Sekunde wertvolle Zeit, vor allem die, die man mit der Familie verbracht hat.

      Schnell war der Tag der Abreise gekommen.

      Die Koffer waren gepackt und die Verabschiedung fiel allen schwer, aber früher oder später musste man wieder in die Heimat zurückkehren.

      Im Urlaub dachte Abraham oft an die Worte eines bekannten Philosophen, der sagte : "Der Weg zum Ziel ist einfach, wenn das Ziel nicht im Weg steht."

      Er wollte noch nicht nach Hause, er hätte hier noch so viel zu sehen gehabt.

      Autofahren, nichts war schlimmer als das.

      Oft schlief er, so auch bei dieser Fahrt.

      Nach wenigen Stunden wachte Abraham durch einen lauten Knall auf.

      Es passierte alles so schnell, als er die Augen öffnete hoffte er, dass er nur schlecht träumte, doch ihm wurde sehr schnell bewusst, dass das leider nicht der Fall war.

      Vor seinen Augen drehte sich alles, er sah den Baum immer näher auf sich zukommen, eine kurze Pause und Abraham merkte nichts mehr.

      Er wusste nicht, wie er sein Zustand hätte beschreiben können.

      War er tot?

      Hat sich das so angefühlt´?

      Er hätte schwören können, dass er noch Geräusche um sich wahrnahm.

      Was genau war passiert?

      Das Auto muss von der Straße abgekommen sein, aber wie?

      Sein Vater fuhr immer sehr vorsichtig.

      Niemand konnte etwas sagen.

      Die Sorge in Abram stieg.

      Sind alle noch am Leben?

      Spürte er das Weinen seiner Schwester oder war das nur eine Illusion?

      Wenige Minuten später vernahm er die heulende Sirene der Krankenwagen.

      Irgendetwas stimmte nicht, er merkte, dass er an einen anderen Ort gebracht wurde.

      Jenseits seiner Familie.

      Noch am Abend kam Abram wieder zu sich und sah seine Schwester im Nachbarbett liegen.

      Sie schlief und hatte den Arm verbunden, offenbar war er durch den Aufprall gebrochen.

      Er selbst betrachtete sich im Spiegel und sah, dass er schwere Kopfverletzungen hatte.

      In diesem Moment betrat der Stationsarzt das Zimmer.

      Den Blick würde er nie vergessen, er war voller Traurigkeit und Enttäuschung.

      Abram wusste schon die ganze Zeit, dass etwas nicht in Ordnung war, aber dass das Ausmaß des Unfalls so hoch ausfiel hätte er nie im Leben geglaubt.

      Dr. Clapton brachte den beiden Jugendlichen bei, dass ihre Eltern den Unfall nicht überlebt haben.

      Isabell fiel sofort in bitterliches Weinen und brach zusammen.

      Abram hoffte, dass er aus diesem Albtraum endlich aufwachte.

      Er zeigte keine Reaktion, er war einfach nur geschockt.

      Warum ist das passiert?

      Wieso?

      Das war so ungerecht.

      Er verstand die Welt nicht mehr.