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Joachim Stiller
Karl Jasper: Einführung in die Philosophie
Eine Buchbesprechung
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Karl Jaspers: Einführung in die Philosophie
1. Kapitel: Was ist Philosophie
2. Kapitel: Ursprünge der Philosophie
5. Kapitel: Die unbedingte Forderung
8. Kapitel: Glauben und Aufklärung
9. Kapitel: Die Geschichte der Menschheit
10. Kapitel: Die Unabhängigkeit des philosophischen Menschen
11. Kapitel: Philosophische Lebensführung
12. Kapitel: Geschichte der Philosophie
Karl Jaspers: Einführung in die Philosophie
Dieses Buch ist die erfolgreichste Einführung in die Philosophie der Nachkriegszeit. Es erreichte nahezu 30 deutschsprachige Auflagen und Ausgaben, und es wurde in 17 Sprachen übersetzt. Der Erfolg kam durch zwei glückliche Verbindungen zustande: Jaspers' »Einführung« ist einerseits geprägt durch sein persönliches Denken, deckt aber zugleich das ganze Spektrum der Tradition ab. Sie ist dabei in allgemeinverständlicher Sprache geschrieben, die dennoch immer die Substanz der Probleme wahrt. Der Mut zur Subjektivität, verbunden mit dem Wissen um die Weite des bisher Gedachten — und der Mut zur Einfachheit, verbunden mit der Hellhörigkeit für die Relevanz der großen philosophischen Fragen: Das macht dieses Buch lesenswert über die Fachwelt hinaus und sichert ihm zugleich in dieser einen Rang.
Karl Jaspers, geboren 1883 in Oldenburg, studierte zuerst Jura, dann Medizin; Promotion 1909 in Heidelberg. Während seiner Assistentenzeit an der Psychiatrischen Klinik habilitierte er sich für Psychologie. Ab 1916 war er Professor für Psychologie, ab 1921 für Philosophie an der Universität Heidelberg. 1937 wurde er - bis zu seiner Wiedereinsetzung im Jahr 1945 - seines Amtes enthoben. Von 1948 bis 1961 war er Professor für Philosophie in Basel, wo er 1969 starb. Jaspers gilt als einer der Hauptvertreter der Existenzphilosophie. Seine Schriften - es sind über 30 Bände - liegen in mehr als 600 Übersetzungen vor.
1. Kapitel: Was ist Philosophie
Jaspers ist im Prinzip der Meinung, dass es so viele Definitionen für den Begriff Philosophie gibt, wie es Philosophen gibt. Und in der Tat hat fast jeder Philosoph in der Geschichte seine eigene Definition des Begriffs Philosophie gehabt.
Die historischen Wurzeln des Begriffs reichen meines Wissens zurück bis Pythagoras, der sich zuerst einen "Philosophen" nannte, einen Freund der Weisheit, denn er wollt sich nicht einen Weisen (Sophos) nennen, was damals durchaus üblich war. Und daher wählte er die etwas bescheidenere Form. Philosophie mit Liebe zur Weisheit zu übersetzten, finde ich persönlich absolut sinnenfällig, und ich möchte einmal eine Lanze für diese ursprüngliche Bedeutung des Wortes brechen. Mit "Liebe zur Weisheit" ist eigentlich alles gesagt.
In meinem eigenen Leben ist aber noch eine Weitere Definition wichtig geworden, nämlich die von Rudolf Steiner, der sagte: "Philosophie ist die Kunst der Begriffe." Während ich also in 1. Instanz die ursprüngliche Definition vertrete, so vertrete ich in 2. Instanz die Definition Steiners. Ich kann nur jedem empfehlen, sich solche Definitionen in ganz ähnlicher Weise zurechtzulegen. Sicherlich wären in Bezug auf mein eigenes Denken auch noch eine 3. und eine 4. usw. Definition denkbar, aber leider habe ich persönlich noch keine gefunden:
Der Begriff der Philosophie bei mir:
- in 1. Instanz: Philosophie ist die Liebe zur Weisheit.
- in 2. Instanz: Philosophie ist die Kunst der Begriffe.
- in 3. Instanz: ???
Formen des Wissens
Hier zunächst ein kurzes Zitat von Jaspers:
„Für einen wissenschaftsgläubigen Menschen ist das Schlimmste, dass die Philosophie gar keine allgemeingültigen Ergebnisse hat, etwas, das man wissen und damit besitzen kann. Während die Wissenschaften auf ihren Gebieten zwingend gewisse und allgemein anerkannte Erkenntnisse gewonnen haben, hat die Philosophie dies trotz der Bemühungen der Jahrtausende nicht erreicht. Es ist nicht zu leugnen: in der Philosophie gibt es keine Einmütigkeit des endgültig Erkannten. Was aus zwingenden Gründen von jedermann anerkannt wird, das ist damit eine wissenschaftliche Erkenntnis geworden, ist nicht mehr Philosophie, sondern bezieht sich auf ein besonderes Gebiet des Erkennbaren.“
Ich persönlich unterscheide drei Arten des Wissens:
- metaphysisches (philosophisches) Wissen
- rationales (transzendentales) Wissen
- empirisches (wissenschaftliches) Wissen
Philosophisches Wissen ist tatsächlich auch eine Form von Wissen, aber es ist eben nur metaphysisches Wissen. Trotzdem lässt sich dem metaphysischen Wissen eine bestimmte Wahrheitsqualität eben nicht generell absprechen, wie Kant so radikal tat... Der Mensch, das wusste auch Kant, stellt nun einmal qua seiner Vernunft metaphysische Fragen. Und auch, wenn er diese nicht mit wissenschaftlicher Exaktheit beantworten kann, so soll er sie durchaus an sich herankommen lassen. Philosophie ist dann tatsächlich der subjektivistische Versuch, auf die rein metaphysischen Fragen annehmbare Antworten zu finden...
Kinderphilosophie – Philosophieren mit Kindern
Ich möchte noch eben auf einen weiteren Aspekt des 1. Kapitels eingehen. Jaspers fordert von der Philosophie unbedingte Unmittelbarkeit, und führt dabei die mitunter durchaus philosophischen Gedanken von Kindern ins Feld. Hier ein kurzes Zitat von Jaspers:
„Ein wunderbares Zeichen dafür, dass der Mensch als solcher ursprünglich philosophiert, sind die Fragen der Kinder. Gar nicht selten hört man aus Kindermund, was dem Sinne nach unmittelbar in die Tiefe des Philosophierens geht. Ich erzähle Beispiele:
Ein Kind wundert sich: »Ich versuche immer zu denken, ich sei ein anderer und bin doch immer wieder ich.« Dieser