in einem Text zu einem Kinderbuch umgesetzt.
Philosophie perennis – Einheit oder Vielheit
Ich möchte nun noch gerne einen vierten Aspekt des ersten Kapitels ansprechen: Den Gedanken der philosophia perennis. Dazu gebe ich eben die letzten Zeilen des 1. Kapitels wieder:
„Philosophie in großem Stil und im systematischen Zusammenhang gibt es seit zweieinhalb Jahrtausenden im Abendland, in China und Indien. Eine große Überlieferung spricht uns an. Die Vielfachheit des Philosophierens, die Widersprüche und die sich gegenseitig ausschließenden Wahrheitsansprüche können nicht verhindern, dass im Grunde ein Eines wirkt, das niemand besitzt und um das jederzeit alle ernsten Bemühungen kreisen: die ewige eine Philosophie, die philosophia perennis. Auf diesen geschichtlichen Grund unseres Denkens sind wir angewiesen, wenn wir mit hellstem Bewusstsein und wesentlich denken wollen.“
2. Kapitel: Ursprünge der Philosophie
Doch Anfang ist etwas anderes als Ursprung. Der Anfang ist historisch und bringt für die Nachfolgenden eine wachsende Menge von Voraussetzungen durch die nun schon geleistete Denkarbeit. Ursprung aber ist jederzeit die Quelle, aus der der Antrieb zum Philosophieren kommt. Durch ihn erst wird die je gegenwärtige Philosophie wesentlich, die frühere Philosophie verstanden.
„Dieses Ursprüngliche ist vielfach. Aus dem Staunen folgt die Frage und die Erkenntnis, aus dem Zweifel am Erkannten die kritische Prüfung und die klare Gewissheit, aus der Erschütterung des Menschen und dem Bewusstsein seiner Verlorenheit die Frage nach sich selbst. Vergegenwärtigen wir uns zunächst diese drei Motive.“
Und zum Ende hin fasst Jaspers noch einmal zusammen:
Plato und Aristoteles suchten aus der Verwunderung das Wesen des Seins.
Descartes suchte in der Endlosigkeit des Ungewissen das zwingend Gewisse.
Die Stoiker suchten in den Leiden des Daseins die Ruhe der Seele.
Jaspers stellt nun alles dies unter ein übergeordnetes Paradigma: Die Kommunikation. Philosophie ist immer Kommunikation. Philosophie will sich mitteilen. Jaspers schließt das Kapitel so:
„Und dieses Philosophieren wurzelt zugleich in jenen drei philosophischen Betroffenheiten, die alle unter die Bedingung gestellt werden, was sie bedeuten, sei es als Helfer oder sei es als Feinde, für die Kommunikation von Mensch zu Mensch.
So gilt: der Ursprung der Philosophie liegt zwar im Sich verwundern, im Zweifel, in der Erfahrung der Grenzsituationen, aber zuletzt, dieses alles in sich schließend, in dem Willen zur eigentlichen Kommunikation. Das zeigt sich von Anfang an schon darin, dass alle Philosophie zur Mitteilung drängt, sich ausspricht, gehört werden möchte, dass ihr Wesen die Mitteilbarkeit selbst und diese unablösbar vom Wahrsein ist.
Erst in der Kommunikation wird der Zweck der Philosophie erreicht, in dem der Sinn aller Zwecke zuletzt gegründet ist: das Innewerden des Seins, die Erhellung der Liebe, die Vollendung der Ruhe.“
Jedes Problem scheint für uns heute lösbar zu sein. Man muss nur drüber reden. Darum habe ich einmal gesagt: Heilsam ist immer nur das Gespräch. Das heißt für uns auch: Nicht allein an den Taten sollt Ihr sie erkennen, sondern auch an ihren Worten.
Kommunikation
Dass Jaspers die drei Ursprünge der Philosophie einfach unter das übergeordnete Paradigma der Kommunikation subsummiert, war für mich zuerst irritierend, und hat mich dann ein wenig nachdenklich gemacht. Bisher war es immer so, dass die Kommunikation in erster Linie von der analytischen Sprachphilosophie gesehen wurde, ein Paradigma, das vielleicht bei Wilhelm von Humboldt seinen ersten Vorläufer hat. Bei ihm ist Kommunikation 1. Mitteilung, Information und Sprechen über etwas
2. Mittel der Welterschließung
Und nun klingt bei Jaspers ein ganz neuer Aspekt an, der in der Philosophie des 20. Jahrhunderts so gar nicht aufgegriffen wurde: Demnach ist Kommunikation
3. Inbegriff der Seinsvollzüge
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