Wenn man sich einmal die prägenden Linien der Magie in Europa anschaut, findet man primär den ersten Gipfel einer rationalen Auseinandersetzung mit den magischen Praktiken in der griechischen Antike. Der Bund der Pythagoreer (religiös-philosophische Schule ca. 6. Jh. v.Chr.) bereitete hierfür den Boden. Natürlich muss man auch Denker und Vorreiter wie Platon und Aristoteles nennen, welche durch die Theurgie (wortwörtlich: „göttliches Werk zu tun“) und durch die antike griechische Theologie, philosophische Betrachtungen und Erklärungen erschufen, die man in sehr vielen magischen Systemen und somit auch in der Magie selbst findet. Vokabeln wie „Energie“ oder auch „Psychologie“ – also das „Wirken im Inneren“ und die „Seelenkunde“ – sind hier nur zwei Begriffe, die mittlerweile vollkommen alltäglich geworden sind.
Wenn man dann ein paar Jahrhunderte später schaut, erkennt man, dass es im Mittelalter losging, dass die Magie eine Unterscheidung bekam. Die Ansicht, dass die Magie in zwei Arten unterteilt werden kann, wurde geboren, und es wurde einmal eine göttliche „magia naturalis“ und eine destruktive, teuflische Magie erdacht. Dass hier das Christentum federführend war, dürfte klar sein.
Mit der Zeit entstanden viele Meinungen über das Thema der Magie und es wurden hier und da Definitionen aufgestellt. Jede Definition sollte ein perfekter Erklärungsversuch sein, was jedoch nicht ganz so einfach war. Daher wurde sogar eine komplette „Magietheorie“ entwickelt, in der versucht wurde zu erklären, warum Magie wirkt bzw. warum sie nicht wirkt.
In der heutigen Zeit findet man hier und da die Idee, dass man doch bitte schön die Magie in klare Klassen oder Fächer gruppieren kann. Lieder gibt es hier keinen klaren Konsens denn wenn es um die „Arten der Magie“ geht, gibt es so viele Meinungen, Erklärungen und auch Definitionen, dass es ein undurchdringlicher Dschungel wird.
Zwar hilft es manchmal dem Intellekt, eine gewisse Einteilung zu haben, doch sollte man darauf achten, dass es nicht zu dogmatisch wird.
Wenn man will, kann man die Magie in die „Hohe Magie“ und die „Niedere Magie“ einteilen. Der Unterschied liegt darin begründet, dass die hohe Magie ausschließlich zur Selbstevolution verwendet wird und die niedere Magie zur Befriedigung von Egowünschen. Doch auch wenn diese Unterteilung sehr „schlicht“ ist, birgt sie dennoch Potenzial zur Verwirrung. Nach dieser Vorstellung wäre ein Liebesritual, welches sich auf einen bestimmten Menschen bezieht, eine klare schwarzmagische Arbeit und somit im Bereich der „Niederen Magie“ zu finden. Wenn man einen Menschen liebt, diesen unter Aufwendung von Magie gegen seinen Willen an sich binden will, ist dies eine Manipulation. Doch wenn man allgemein ein Liebesritual macht und den Kosmos bittet, den Partner zu senden, der für einen bestimmt ist, wäre es aus der oben genannten Perspektive eine magische Operation, die man in der Riege „Hohe Magie“ anordnen kann, da es nicht um das Ego geht, sondern um die eigene Evolution, die natürlich begünstigt wird, wenn man „seinen Partner“ bekommt. Man sieht also, dass eine solche Einteilung nicht ohne Makel ist.
Man kann natürlich auch etwas spezifischere Einteilungen machen und die Magie in die Sparten „dogmatisch“, „pragmatisch“ und „experimentell“ einordnen. Hierbei wäre eine dogmatische magische Arbeit eine Ausführung, die sich exakt an starre Grundregeln und echte Dogmen hält, welche unter keinen Umständen gebrochen werden sollen. Die pragmatische Magie hingegen würde in Arbeiten enden, die jede Regel und jedes Dogma umschiffen bzw. außer Acht lassen, sodass im Endeffekt der Ausspruch „Erreiche das Ziel. Egal, wie.“ als primäres Arbeitskriterium zu sehen wäre. Hingegen die experimentelle Magie würde ein Mix aus dogmatischer und pragmatischer Magie bilden, da hier ggf. nur Fragmente verändert bzw. vollkommen ausgetauscht werden. Dies würde aber bedeuten, dass der Magier sich vorher sehr gut bis hin zu perfekt in den anderen beiden Magieklassen auskennen muss. Die Chaosmagie wäre eine betitelte Art der Experimentalmagie.
Zwar wird die Chaosmagie auch gern als vierte Magieart gesehen, doch kann man sie ohne Weiteres als Experimentalmagie deklarieren.
Doch auch bei dieser Triade lässt sich wieder viel Spekulation verarbeiten. Sicher, es gibt dogmatische Rituale, doch viele dieser Rituale sind darauf ausgelegt, dass man durch das Dogma spiralförmig seine Energie anhebt. Man kann es sich so vorstellen, dass es magische Arbeiten gibt, die einen „Selbstenergielevel“ von „5“ benötigen. Diese „5“ (die vollkommen willkürlich ist), ist gleichzusetzen, mit der 5. Etage eines Hauses. Der Auftrag der magischen Operation ist es nun, von der Haustür in die 5. Etage zu kommen, wobei jeder Wiederholung der rituellen Arbeit eine Etage des Hauses bedeuten würde. Aus dogmatischer Sicht müsste man das Ritual nun 5mal machen, um durch eine kumulative Wirkung einen „Selbstenergielevel“ von „5“ zu erreichen. Wer es natürlich „voll drauf“ hat und ein „Supermagier“ ist, kann natürlich versuchen, mit einem einzigen Sprung vom Erdboden, in die 5. Etage zu kommen, und dort durch ein Fenster einzusteigen. Dies ist aber so gut wie ausgeschlossen, dennoch unter gewissen Umständen möglich.
Wenn man diese „Hochhausanalogie“ nun auf die Magiearten anwendet, dann ist das klassische Treppensteigen im Hausflur, hinauf in die 5. Etage, die dogmatische Magie. Das Hochspringen vor der Tür und das Erreichen der 5. Etage durch einen Sprung, wäre dann die pragmatische Magie, wohingegen die experimentelle Magie vielleicht eine lange Leiter organisieren will oder lieber es versuchen wird, in eine der unteren Etagen zu springen, um von dort aus loszulaufen oder sogar jemanden aus dem Haus zu bittet, in die 5. Etage zu gegen, um dort das Ziel stellvertretend zu erreichen. Man könnte dieses Beispiel bis in alle Unendlichkeit fortsetzen, egal, ob es mit sprengen des Hauses und Fall der 5. Etage auf Erdbodenniveau oder ein abseilen aus einem Hubschrauber beschrieben werden würde – Fakt ist, man sieht, an diesem Beispiel, dass eine klare Einteilung nicht so einfach ist, bzw. man bei jeder Einteilung auch Ausnahmesituationen erzeugen kann.
Essenziell in der Magie ist stets, dass sich eine reflektierte und gesunde Skepsis bewahrt, welche durch Erkenntnisse – in Bezug auf geltende Wahrheiten – minimiert oder auch verstärkt werden kann. Ferner sollte man aber auch einen reflektierten und gesunden Glauben haben, dass es Dinge gibt, die die Ratio nicht erklären kann, die aber dennoch real und existent sind.
Da also die verschiedenen „Arten“ oder „Einteilungen“ der Magie in absurde und dennoch nachvollziehbare Analogien enden kann, sollte man vielleicht doch eine Definition anstreben, oder? Wenn man also ein wenig im Internet bzw. in Büchern stöbert, wird man hier und da Definitionen über die Vokabel „Magie“ finden.
Definition 1:
Magie (von altgriechischen μαγεία mageía ‚Zauberei‘, ‚Blendwerk‘), abgeleitet vom Altiranischen "Mager", bezeichnet die Zuordnung von bestimmten Kräften an Gegenstände, Ereignisse oder Lebewesen, die diese normalerweise nicht besitzen. Durch Rituale, Beschwörungen (etwa mittels Zaubersprüchen), Gebete, oder Invokationen versuchen Menschen Einfluss auf diese Mächte zu gewinnen, um sich vor ihnen zu schützen oder sich ihrer Unterstützung und ihres Schutzes zu versichern. Dazu sollen diese Kräfte wirksam auf die Umwelt übertragen werden, um sowohl das eigene als auch das Wollen, Handeln und Schicksal anderer Menschen willentlich zu beeinflussen, was nach naturwissenschaftlicher Betrachtungsweise irrational erscheint. https://de.wikipedia.org/wiki/Magie - am 14.10.15 abgerufen)
Definition 2:
Magie ist die Kunst des eingeweihten Magiers, seinen Willen in einer Weise auf einen beobachteten Ist-Zustand der Umgebung einwirken zu lassen, sodass im Ergebnis ein neuer gewünschter Soll-Zustand beobachtet wird, ohne dass eine direkte Beeinflussung durch rein physikalisch erklärbare Gesetzmäßigkeiten erkennbar ist. (Quelle: http://www.astrolantis.de/blog-schwarze_magie.php - am 14.10.15 abgerufen).
Definition 3:
„Magie ist die Wissenschaft und Kunst, Veränderungen in Übereinstimmung mit dem Willen herbeizuführen.“ (Aleister Crowley; Frater V.D.; Schule der hohen Magie Band 1, ISBN 3-7787-7182-5; Seite 22)
Definition 4:
"Magie ist die höchste, unumschränkteste und göttlichste Kenntnis der Naturphilosophie, fortschrittlich in ihren Arbeiten und wundervollen Operationen