Angelika Nickel

Das Mondmännchen


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Die Kuh legte ein gefährliches Brummen in ihren Ton: »Aber nur keine Bange, wir hier oben lassen uns auch nicht die Wolken stehlen. Um dass das nicht passiert, gibt es den Wolkenwächter. Oder war es die Wolkenfrau?« Die Kuh wurde unsicher. Zornig schüttelte sie ihren Kopf, und Pelle, der nicht darauf gefasst war, flog in hohem Bogen von ihr herunter. »Ach, was weiß ich«, brummte sie, zornig auf sich selbst. »Hauptsache, ich habe verhindert, dass sie die Milch von der Milchstraße klaut.« Sie schenkte Pelle kein weiteres Wort, sondern ließ das Mondmännchen einfach stehen, und trottete die Milchstraße entlang. Dabei zählte sie die Milchkannen, um auch ja sicherzugehen, dass keine fehlte.

      4 – Garstige Wolkenfrau

      »Ach Wolke, was ziehst du mich fort von dort. Ich habe mich doch gerade versucht, mit der Kuh anzufreunden.« Traurig schaute Möhre hinter sich. Die Kuh sah sie immer noch. Und auch ihren Bruder, der auf dem Kopf der Kuh hockte. »Pelle, hier bin ich!«, rief sie, so laut sie konnte. Doch Pelle schien sie nicht zu hören. Immer weiter unterhielt er sich mit der Kuh.

      »Dummer Kerl. Beinahe wären wir wieder zusammen gewesen, wenn nur diese doofe Wolke nicht gewesen wäre«, schimpfte Möhre.

      Ein Donner zuckte über Möhres Kopf hinweg.

      »Wie kannst du es wagen, eine meiner Wolken als doof zu bezeichnen«, knurrte es dicht an Möhres Ohr. Sie fuhr herum. Hinter ihr hockte auf einmal eine dicke Frau. Alt war sie. Ihr Gesicht voller Falten, und ihr Mund verächtlich nach unten verzogen. Böse schaute sie das Mondmädchen an. »Keiner hat gesagt, dass du uneingeladen auf einer Wolke reiten sollst. Ich weiß ohnehin nicht, wer dir erlaubt hat, eine meiner Wolken als Schlitten zu benutzen.«

      Möhre schluckte. Die Wesen unterhalb des Mondes waren doch sehr eigenartig, stellte das Mondmädchen für sich fest. Doch sie traute sich nicht, es zu sagen.

      »Ich wollte gar nicht auf einer deiner Wolken reiten. Ich hab nur mit dem Fuß aufgestampft, und schon hat mich deine Wolke mit sich fortgetragen.«

      Die Brauen der Frau zogen sich zusammen. »Mit dem Fuß hast du aufgestampft?«, wetterte sie drauflos. »Da wundert mich gar nichts mehr!« Zornig war sie. Dermaßen, dass ihr die Brille von der Nase rutschte.

      Ängstlich verkroch Möhre sich in die hinterste Ecke der Wolke.

      »Wolken mögen Gestampfe nicht leiden. Wahrscheinlich hat meine Wolke dich deswegen mitgenommen, um dir zu zeigen, dass man das nicht darf.«

      »Und was ist, wenn ich das jetzt weiß?«, wagte Möhre sich, zu fragen.

      »Dann lässt sie dich wieder los. Aber erst, wenn du es begriffen hast.«

      »Sie lässt mich los?« Das Mondmännchen schaute sich um. »Aber da ist doch gar nichts um uns herum. Nur vorbeiziehende Sterne.«

      Die dicke Frau zuckte die Schultern. »Was geht das meine Wolke an. Ist nicht ihr Problem, wo du dann landest.«

      »Wenn sie mich doch ohnehin wieder loswerden will, kann sie mich denn dann nicht gleich hoch zum Mond bringen. Dort wohne ich nämlich.« Sie versuchte, ein überzeugendes Lächeln in ihr Gesichtchen zu zwingen. »Und den Pelle, was mein Bruder ist, den könnten wir dabei doch auch gleich holen, und mit zurück auf den Mond nehmen.« Möhre hoffte, dass die unfreundliche Wolkenfrau darauf eingehen würde. Doch die wehrte sofort ab: »Was geht es mich an, von wo du kommst. Das ist nicht mein Problem.«

      »Aber ich weiß doch sonst gar nicht, wie ich wieder heimkommen soll«, versuchte Möhre, die Frau umzustimmen.

      »Wie auch immer. Es ist nicht mein Problem.« Sie stützte sich mit den Händen an der Wolke ab und stand auf.

      Und bereits im nächsten Moment schubste sie das Mondmännchen von der Wolke herunter.

      Der gellende Schrei des kleinen Mondmädchens interessierte sie nicht im Mindesten. Stattdessen schlug sie auf ihre Wolke, und rief: »Nach Hause, aber ein bisschen flott. Und es werden keine weiteren Mondherunterfaller mitgenommen. Merk dir das. Was geht es uns an, wenn dort oben einer vom Mond fällt!«

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