Joann M.

Der falsche Joker


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fragte Edward.

      „Ganz ehrlich?“

      „Ja. Ich bitte darum.“

      „Nun ja, das Essen war toll, aber es war alles so steif und leblos.... Ich meine... Die Menschen dort drin sind so auf ihr gutes Benehmen fixiert, dass sie vergessen sich am Kopf zu kratzen. Und ich habe Blasen an den Füßen.“

      „Was?“ Edward lachte wieder.

      „Ich habe neue Schuhe an. In einem normalen Lokal hätte ich die Schuhe schön längst ausgezogen, aber da! Da hätte man mich wahrscheinlich verbannt.“

      Edward lachte nur noch. Janas Art gefiel ihm immer mehr.

      „Na nun... Gehen wir dahin, wo sie ihre Schuhe ausziehen können.“, sagte Edward, trotz des eigenen Wiederwillens, den restlichen Abend in einer des angesagten Szenebars zu verbringen. Am liebsten hätte er die hübsche Frau mit nach Hause genommen, war sich jedoch ziemlich sicher, dass er einen Korb kassieren würde.

      „Klar, zuerst muss ich aber meine Mum anrufen. Sie wird sich Sorgen machen wo ich bleibe.“

      „Hier.“ Edward gab Jana sein Handy. Er nahm an, sie würde keines besitzen.

      „Cool.“, sagte Jana und wählte die Nummer ihrer Eltern.

      „Wo bist du?“, schrie ihre Mutter ins Telefon. „Ich mache mir schon solche Sorgen. Und ich habe gekocht.“

      „Sorry Mum, ich habe den letzten Zug nicht erwischt. Ich war ja beim Markus im Theater.“

      „Was ist es für eine Nummer?“

      „Gehört ´nem Freund.“, antwortete Jana und versprach am Vormittag des kommenden Tages nach Hause zu kommen.

      „Meine Mutter tut so, wie wenn ich immer noch zwölf wäre.“, wandte sie sich wieder Edward zu.

      „Wie alt sind sie eigentlich?“

      „Nicht minderjährig, falls sie es befürchten Herr Doktor.“

      Ihm gefiel, dass sie ihn so nannte, dennoch bot er sie ihn zu duzen.

      „Ich werde dich trotzdem Herr Doktor nennen.“, lächelte Jana und schlug tatsächlich vor, in eine unter den Studenten angesagte Bar zu gehen.

      Diesmal war es Edward, der sich nicht ganz wohl fühlte in Gesellschaft des zum größten Teil doch sehr jungen Publikums. Er versuchte mit ein paar Drinks die eigene Stimmung zu heben, was ihm auch gelungen war. Mit Begeisterung erzählte er von seiner Forschungsarbeit an einem neuen Medikament und seinem Engagement in Äthiopien.

      „Erzähle mir die Geschichte.“, sagte Jana, als Edward am Rande seiner Erzählung eine Wüstenmaus, die er verspeisen musste erwähnte.

      „Vielleicht morgen.“, meinte Edward, der sich immer betrunkener vorkam.

      „Sie haben eindeutig zu viel getrunken Herr Doktor. Ich fahre morgen nach Hause, schon vergessen?“

      „Fahr nicht. Fahr mit mir irgendwohin.“

      „Ich kann nicht. Meine Freundin wäre sehr enttäuscht. Sie feiert morgen Geburtstag.“

      „Und Sonntag?“

      „Da bin ich fertig vom Feiern.“, lachte Jana.

      „Schade, wirklich schade.“, scherzte Edward, der sich inzwischen nur noch sein Bett wünschte.

      Er bestellte ein Taxi und ließ es während der Fahrt nicht unversucht Jana für ein gemeinsames Wochenende begeistern zu wollen. Vergeblich.

      „Aber das nächste Wochenende gehörst du mir. “, stellte Edward klar.

      „Gerne sogar Herr Doktor.“, meinte Jana und schrieb auf seiner Handfläche die Telefonnummer der WG auf.

      So bald sie die WG betrat, fiel ihr ein, dass sie ihren Rucksack in Edwards Auto vergessen hat.

      „Scheiße“, sagte sie laut.

      „Was ist ?“, fragte Markus. „Ich dachte du bist nach Hause gefahren...“, fügte er, erstaunt sie zu sehen hinzu.

      „Wollte ich ja, aber... Ach egal... Hey, du warst so toll. Ich bin so stolz auf dich.“, sagte Jana.

      „Danke. Danke, dass du da warst.“, bedankte sich Markus, dem Janas Anwesenheit viel bedeutete.

      Markus war ein besonderer Mensch mit vielen Talenten. Er studierte BWL, spielte Theater und nähte in seiner Freizeit irgendwelche Kleidungsstücke.

      „Jetzt sag schon. Was ist scheiße?“

      „Ach so... Ja... Ich habe diesen Doktor kennengelernt und der hat jetzt meinen Rucksack.“

      „Alles weg?“

      „Nein, nein, nur meine Wäsche, aber da war meine Lieblingsbluse drin. Ich hoffe der Typ meldet sich bei mir.“

      „Es sei den er steht auf dreckige heiße Höschen.“, lachte Markus.

      2.

      „Wie geht’s Papa?“ fragte Jana ihre Mutter.

      „Schon besser. Aber komm ihm nicht sehr nah, wer weiß wie lange so ´ne Grippe ansteckend ist.“

      Jana lief ins Wohnzimmer und setzte sich trotz Claudias Warnung neben ihrem Vater hin. Auch wenn sie schon zwanzig war, fühlte sich Jana jedes mal wie ein kleines Mädchen, wenn sie nach Hause kam.

      „Na, erzähl mal. Wie geht’s mit deiner Arbeit voran.“, fragte Janas Vater.

      Trotz anfänglicher Skepsis für den Werdegang seiner Tochter, freute sich Hubert inzwischen, dass es für Jana anscheinend das Richtige war. Sie strahlte, wenn sie von Kunst erzählte und tat sich auch mit Lernen nicht schwer.

      „Gut, sehr gut sogar zur Zeit.“

      „Jana? Hast du diesmal keine Wäsche mit?“, schrie ihre Mutter aus der Küche.

      „Ich habe es vergessen“, log Jana.

      Claudia hatte, wie die meisten Mütter, den siebten Sinn und merkte ihrer Tochter an, dass diese über beide Ohren verliebt war. Sie nahm an, dass Markus ihr Auserwählter war, da sie immer wieder von ihm erzählte.

      „Warst du gestern mit Markus unterwegs?“

      „Ja.“, log Jana erneut ihre Mutter an. Irgendwas in ihr sträubte sich dagegen Claudia zu erzählen, dass sie mit einem Mann der ihr Vater sein könnte, den Abend verbracht hat.

      Ihrer besten Freundin dagegen, erzählte sie mit Details den Verlauf des Abends.

      „Hört sich nach einer guten Partie an“, lachte Lydia.

      „Zu Gute, glaube ich. Er ist ein erfolgreicher, gutaussehender Arzt und ich bin eine Studentin die immer noch ihre Wäsche nach Hause bringt.“

      „Ach komm, der alte Sack soll froh sein, dass du ihn willst und überhaupt.... Heutzutage ist es nichts besonderes mehr, wenn der Mann um einiges älter ist.“

      Beide Frauen machten sich hübsch für Lydias Party. Jana, die noch vor paar Tagen für Sascha schwärmte, musste die ganze Zeit an Edward denken und ließ sich von Sascha nicht überreden, mit ihm nach Hause zu kommen. Später sah sie, wie er mit einer Blondine die Bar verließ, war aber keineswegs enttäuscht deswegen.

      Am kommendem Tag schlief sie bis Mittag. „Guten Morgen.“, begrüßte Jana im Schlafanzug ihre Mutter, die dabei war das Lieblingsessen ihrer Tochter abzuschmecken.

      „Morgen am Mittag.“, lächelte Claudia und ließ Jana den hausgemachten Kartoffelsalat probieren. „Gott, ist es gut.“, lobte Jana und dachte gleichzeitig darüber nach, dass ihr niemals so ein schmackhaftes Essen gelingen würde. Schon öfters kam ihr der Gedanke, dass es daran liegen könnte, dass sie nicht die leibliche Tochter ihrer Mutter war.

      „Soll dich Papa fahren?