gefürchtet. Er wusste nicht, was ihn da erwartete, er kannte keine Beispiele. Da fiel ihm Felipe ein, der etwas einfältige Sohn des Nachbarn. Er war ganz neidisch gewesen, als er hörte, dass Pedro in ein Amazonendorf geschickt wurde.
»Was wäre, wenn statt meiner ein anderer stattlicher Mann zu euch kommt?«, wagte der an den Pfahl Gebundene zu fragen.
Eine lebhafte Diskussion entspann sich, in deren Ergebnis festgelegt wurde, dass das Dorf sich nicht beim Gouverneur beschweren würde, wenn der Ersatzmann innerhalb von einer Handvoll Tagen bei ihnen wäre, er die Erwartungen der Frauen erfüllen würde und die volle Dienstzeit ableistete.
Pedro wurde erneut in das kleine Blockhaus gesperrt, Tohona durfte in ihre Hütte, um ein paar ihrer Habseligkeiten zu packen, die sie mitnehmen wollte. Vor ihrer Tür hielt zunächst Teúcatô Wache und wechselte sich während der Nacht mit Bâtzinú und Uépaca ab.
Noch vor Sonnenaufgang weckten die Ordnungshüterinnen die Verbannten. Die Schamanin kam noch einmal zu Tohona, um sie ein letztes Mal umzustimmen: »Willst du dein Töchterchen wirklich der von Männern beherrschten Welt aussetzen?« Sie fand kein Gehör, es war vergeblich.
Dann wurde das Paar aus dem Dorf getrieben. Pedro trug einen Teil der Sachen, die seine Liebste gepackt hatte. Es waren vor allem die weichen Felle, aber auch einige Töpfe und Pfannen. Und ein wenig Proviant. Die drei bewaffneten Wächterinnen folgten im Abstand zweier Steinwürfe den Ausgestoßenen, bis sie das Gebiet der Frauendörfer verlassen hatten.
»Ich bin so glücklich, Pedro, mit dir ein neues Leben anfangen zu können.« Tohona himmelte ihren Weggefährten an.
»Ich bin froh, nach Hause zu kommen. Du bist jetzt meine Frau!« Der Siedlersohn war stolz auf seine schöne Geliebte.
Nach über zwei Tagen anstrengenden Fußmarsches und zwei kalten Nächten langten die beiden hungrig und erschöpft am Hof von Pedros Vater an.
Fernández empfing seinen Sohn mit den Worten: »Was machst du denn schon hier? Und wen bringst du da mit?«
Pedro stellte Tohona als seine Frau vor, die nun das Leben mit ihm teilen würde.
»Tohona? Was für ein seltsamer Name! Ist das etwa deine Metze von den Amazonen?«
»Sie stammt aus dem Dorf, in das ich geschickt wurde. Ich habe sie lieb gewonnen und sie liebt mich!«, antwortete der Sohn.
»Das ist doch gar kein richtiger Christenmensch!« Fernández verzog angewidert das Gesicht. »Ach! Was soll’s? Kannst du wenigstens kochen?«, wandte er sich an die Eingeborene.
»Si, señor«, war die leise gesprochene, schlichte Antwort.
»Dann überlege schon mal, was du uns heute Abend auf den Tisch bringst. Ich möchte etwas Anständiges essen!« Er funkelte die ungeliebte junge Frau, die so etwas wie seine Schwiegertochter sein sollte, aus böse blickenden Augen an.
»Und nun halte hier keine Maulaffen feil! Der Schweinestall muss ausgemistet werden, da bin ich allein nicht dazu gekommen. Und anschließend kannst du gleich die Kühe melken.«
Tohona schaute eingeschüchtert und um Hilfe heischend zu ihrem Liebsten. Der aber hatte nicht einmal einen freundlichen Blick für sie, sondern fuhr sie an: »Hast du nicht gehört, was mein Vater gesagt hat?«
Die bis eben so glückliche Eodeva drehte sich um und lief mit hängenden Schultern zum Schweinestall. Ob die Schamanin doch Recht hatte mit ihrer Schwarzmalerei?, fragte sie sich zutiefst erschrocken.
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