Jess Pedrielli

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Formen ist das Sichtbare, die Welt der rein energetischen Formen bildet die für das bloße Auge meistens unsichtbare Seite der Dinge. Soweit verständlich?", unterbrach sich das Krokodil. Mingus bejahte die Frage und es fuhr fort. „Der Unterschied zwischen den beiden Welten liegt darin, dass sie andere Schwingungsfrequenzen aufweisen. Trotzdem durchdringen sie sich gegenseitig. Der unsichtbare Energiekörper besteht aus einem winzigen, konzentrierten Kern in der Nähe des Herzens und den sich von dort ausbreitenden, immer feiner werdenden energetischen Schichten. Eine silberne Schnur verbindet den unsichtbaren Energiekörper mit dem sichtbaren Materiekörper. Doch diese Dinge ändern sich an deinem Punkt der Zeitachse gerade erheblich, sodass Schnur und auch die Energiezentren, die man in Indien Chakren nennt, sich wandeln, weil die Welt im Begriff ist, eine zusätzliche Dimension zu integrieren. Dinge, die früher einen Zweck und eine Funktion hatten, haben sich überholt. Sie sind überflüssig geworden in der neu entstehenden Ordnung und lösen sich auf, um etwas Neues aufzubauen.“ „Das klingt irgendwie spannend“, fiel Mingus ihm ins Wort. „Oh, das ist es! Das ist es. Nun denn - der Energiekörper ist zuerst vorhanden. Er entstammt dem großen Ganzen, dem Feld aller Möglichkeiten, und bildet die energetische Schablone für die Ausformung des materiellen Körpers. Dies geschieht, indem sich das energetische Feld mehr und mehr zusammenzieht und verdichtet, bis sich die materielle Form darin bildet. Als würden die gasförmigen Wasserstoffatome in der Luft eines Raums sich mehr und mehr an einem bestimmten Punkt sammeln, sich verflüssigen und die Form eines Tropfens annehmen. Oder diesen Tropfen über noch mehr Verdichtung zu Eis gefrieren lassen. Plato hatte Recht: erst existiert die Idee, dann die Form." Die Augen des Krokodils glänzten, während es sprach. Wer war dieser komische Plato, von dem es geredet hatte?, wunderte sich Mingus. Er kannte nur Pluto, den Hund von Goofy. Doch diesen hatte das Krokodil sicherlich nicht gemeint. „Das große Feld aller Möglichkeiten im Universum, von welchem der Energiekörper ein Teil ist und an welches er permanent angebunden bleibt, umgibt den Materiekörper für immer. Da es ihn aus sich selbst heraus erschaffen hat, umhüllt es ihn auch weiterhin. Dieses große Energiefeld aller Möglichkeiten trägt sämtliche physischen Körper und Formen in sich eingebettet. Du kannst dir das vorstellen wie die Bildung von Pickeln aus dem großen Gewebe deiner Haut: Die Pickel werden zu einer eigenständigen Einheit, die sich aus dem Hautgewebe materialisieren, aber gleichzeitig immer mit dem Rest des Hautgewebes verbunden sind, aus dem sie einst hervorgingen.“ Mingus gab ein unbeabsichtigtes Kichern von sich. Sich die Planeten und Menschen als Pickel auf der Haut des Universums vorzustellen, fiel ihm leicht. Das Krokodil gefiel ihm zunehmend besser. „Der Energiekörper ist nicht für alle Wesen unsichtbar. Für den überwiegenden Teil der Menschen ist er allerdings nicht auf Anhieb zu sehen. Zumindest noch nicht. Deshalb nenne ich ihn den „unsichtbaren“ Körper. Er besteht aus Farben, Vibrationen und Tönen in einer jeweils einzigartigen Ausprägung, sodass kein energetischer Körper dem anderen gleicht.“ „Du meinst wie bei den Schneeflocken? Kein Muster wiederholt sich?“, fragte Mingus stolz darauf, eine Parallele entdeckt zu haben. Das Krokodil nickte beifällig. Mingus kaute auf seiner Unterlippe. So faszinierend dies alles war, es waren eine Menge Informationen, die da auf ihn einprasselten. Doch das Krokodil ließ sich nicht beirren und Mingus war zu neugierig, um es zu stoppen. „Nun kommt der beste Teil!", rief das Krokodil strahlend. „Der sichtbare Körper aus Materie löst sich irgendwann auf, zerfällt in ständig kleinere Teile, bis er wieder zu Staub, Molekül, Atom, Quanten - also reine Energie, Information und Schwingung wird. Der feste Körper zerfällt wieder in seine Ursprungsform und kehrt zurück zu dem, was sein unsichtbares Pendant auch ist: Energie. Die ehemals festen Formen aus Materie verschmelzen also wieder mit dem großen Ganzen, dem reinen Energiefeld aller Möglichkeiten, aus dem sie hervorgegangen sind. Der Tod des sichtbaren Körpers ist wie der Tod eines Eiswürfels, der stirbt, indem er in einem Wasserglas schmilzt. So stirbt der Materiekörper zurück in seinen unsichtbaren Energiekörper, von dem er zeitlebens umgeben bleibt und der sich in das Energiefeld des Universums hinaus erstreckt.“ Das Krokodil strahlte stolz. Es war begeistert von diesen Vorgängen, wie es schien. Auch Mingus zeigte sich beeindruckt. „Dann sollte es gar nicht ´Asche zu Asche, Staub zu Staub` heißen, sondern ´Energie zu Energie`?“, überlegt er laut. „Es wäre zumindest eine sinnvolle Ergänzung, warum nicht?!“, lachte das Krokodil, bevor es weitersprach. „Der Tod ist nicht mehr, als ein energetischer Wechsel. Da der unsichtbare Körper ausschließlich aus Energie besteht, ist er im Kern unzerstörbar. Energie kann nicht sterben. Laut Energieerhaltungssatz ist sie stets in gleichbleibender Gesamtmenge vorhanden. Sie kann nicht verloren gehen, sondern sich nur von einer Energieform in eine andere umwandeln. Tatsächlich gibt es einen Energiestrom, der durch mehr als dieses Universum fließt, sodass die Energie durch das System eines Multiversums anstelle eines einzigen Universums zirkuliert. Das Multiversum bildet das isolierte System, auf welches sich die Erhaltungsgröße bezieht. Es ist also ein wirklich enormer Energiekreislauf, um den es hier geht. Das ist auch der Grund dafür, dass das Universum sich in seiner Expansion beschleunigt, statt zu entschleunigen. Aber darüber reden wir vielleicht ein anderes Mal. Ich befürchte, ich habe mich eben etwas zu sehr mitreißen lassen und dir mehr zugemutet, als du begreifen kannst. Entschuldige, bitte!“ Mingus saß gespannt auf seinem Platz. Das war alles ganz, … ganz außerordentlich! Das Krokodil schmunzelte. „Allerdings ist es das! Und es kommt noch besser: Alle Erfahrungen, Gedanken, Gefühle, Taten, Lernprozesse, die in der sichtbaren, menschlichen Form gemacht werden, sind energetische Freisetzungen, die ebenfalls zurückfließen in das große Energiefeld. Leben und Sterben in menschlicher Form ist, wie ein Glas Wasser aus dem Meer zu schöpfen und es auf eine Reise zu schicken, um es an anderer Stelle wieder ins Meer zurückzuschütten. Angereichert mit allen neuen Substanzen, also Erfahrungen und Einblicken, denen es unterwegs ausgesetzt war, begreifst du? Nichts, gar nichts an Energie oder Information geht jemals verloren. Das große Energiefeld trägt alle Informationen und alles Bewusstsein in sich. Für immer.“ Mingus gefiel die Vorstellung. Und sie passte überdies zu der Sache mit dem Baum. Sein neuer Freund griff seinen Gedanken sogleich auf. „Wie du bemerkt hast, liebt die Natur Kreislaufsysteme, daher ist dieser gesamte Entstehungs- und Zerfallsvorgang fester Materieformen beliebig oft wiederholbar. Es gibt deswegen unzählige von Lebensentwürfen, die aufeinanderfolgen und an ein und demselben Ort oder an verschiedenen Orten stattfinden. Denn es gibt viele weitere, ganz unterschiedliche Lebensformen an anderen Orten außerhalb der Erde und zwar sowohl in körperlicher als auch in rein mentaler Form. Da draußen gibt es zahlreiche, dir noch unbekannte Welten und Universen mit weit mehr als nur drei Dimensionen.“ Mingus sperrte die Ohren auf. „Leben will leben und sucht sich Ausdrucksformen, um sich selbst immer wieder neu zu erfinden und neu zu entdecken. Die Möglichkeiten dazu sind unbegrenzt und es gibt stets eine weitere, noch nicht ausprobierte Möglichkeit, die ausgelebt werden will. Egal, zu welchem Zeitpunkt, es gibt immer noch eine weitere, neue Option. Und noch eine. Und noch eine. Es ist nicht ganz so stupide, wie es sich anhören mag. Es ist ein ausgesprochen kreativer, aufregender Prozess und es gibt noch einiges mehr dazu zu sagen, aber ich wollte es zunächst bei einem kleinen Überblick belassen." Das Krokodil gähnte herzhaft und reckte sich. Einen k l e i n e n Überblick? Mingus sprang aufgeregt vom Stein auf. „D-d-das i-ist ... ", stotterte er. „… phänomenal?", eilte ihm das Krokodil zu Hilfe. Mingus nickte heftig und ließ sich wieder auf den Stein fallen. Das Krokodil hatte von mehreren Universen und Dimensionen gesprochen. Mehr als ein unendliches Universum existierte also. Wie er da jemals drüber wegkommen sollte, war ihm ein Rätsel. Das eine unendliche Universum überforderte ihn schon. Ihm wurde ein kleines Bisschen schwindlig. Das Krokodil packte ihn unerwartet an den Schultern. „Fassen wir also zusammen: Die Energiekörper aller Menschen, sogar aller Lebewesen und auch Gegenstände, sind zu jedem Zeitpunkt miteinander verbunden. Sie sind alle eingewebt in dasselbe riesige Laken aus Energie. Dieses Feld an Lebensenergie besitzt ein erschaffendes Bewusstsein, das eine Welt fester Formen aus sich hervorbringt, um sich selbst darin zu spiegeln und auszuprobieren. Wie ein Netz ziehen sich Energiefäden von einem Lebewesen zum anderen, aber auch zu allen Dingen, die sie umgeben. Alles was ist, entstammt demselben Urstoff, derselben Quelle und bleibt auch in scheinbar separater Form miteinander verbunden. Wie bei einem Webteppich, der aus derselben Wollte stammt, jedoch verschiedene Farbfäden, Muster und Motive besitzt. Und warum nicht den Teppich aufdröseln und mit seiner Wolle, neue, kreative Ideen zu Farbspiel und Musterung umsetzen?!“ Das Krokodil ließ Mingus wieder los. „So entfaltet das Leben in einem unaufhörlichen Zyklus seine unendliche Vielzahl an kreativen Möglichkeiten. Alte Formen, Gestalten und Muster