William Shakespeare

Das Wintermärchen


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      Ja, das ist noch Trost.

      Wie, ist Camillo hier?

      CAMILLO.

      Ja, teurer Herr.

      LEONTES.

      Geh spielen, Kind; du bist ein ehrlich Blut. –

      Mamillius geht ab.

      Der große König bleibt noch hier, Camillo.

      CAMILLO.

      Viel Mühe macht's Euch, eh' sein Anker hielt:

      So oft Ihr auswarft, wich er.

      LEONTES.

      Merktest du's?

      CAMILLO.

      Auf Eure Bitten blieb er nicht; ihm schien

      Zu wichtig sein Geschäft.

      LEONTES.

      Hast du's beachtet?

      Sie passen mir schon auf; sie flüstern, murmeln:

      Sizilien ist ein solcher: das geht weit,

      Fällt mir's zuletzt ins Aug'. – Wie kam's, Camillo,

      Daß er noch bleibt?

      CAMILLO.

      Die gute Kön'gin bat ihn.

      LEONTES.

      Die Kön'gin, ja; »gut« wäre angemessen;

      Doch so ist's, daß es nicht so ist. Griff dies

      Nur ein so kluger Kopf wie deiner auf?

      Denn dein Verstand saugt ein, nimmt in sich auf

      Mehr als gemeiner Dummkopf; – dies ward nur

      Von schärferm Sinn beachtet? und von wen'gen,

      Durchdringend im Verstand? Die gröbre Masse

      Ist wohl stockblind für diesen Handel? Sprich!

      CAMILLO.

      Für diesen Handel? Jeder, denk' ich, sieht,

      Daß Böhmen länger bleibt.

      LEONTES.

      Wie?

      CAMILLO.

      Länger bleibt.

      LEONTES.

      Ja, doch weshalb?

      CAMILLO.

      Um Eurer Hoheit Bitte zu befried'gen,

      Und unsrer gnäd'gen Fürstin.

      LEONTES.

      Zu befried'gen?

      Die Bitten Eurer Fürstin zu befried'gen? –

      Das ist genug. Camillo, dir vertraut' ich,

      Was mir zunächst am Herzen lag, wie auch

      Mein Staatsgeheimnis; priesterlich entludest

      Du mir die Brust; und stets gebessert schied ich

      Von dir, wie von dem Beicht'ger; doch wir wurden

      Getäuscht in deiner Redlichkeit, getäuscht

      In dem, was so uns schien.

      CAMILLO.

      Verhüt' es Gott!

      LEONTES.

      So starr zu sein! – Du bist nicht ehrlich, oder

      Willst du es sein, bist du 'ne Memme doch,

      Die Ehrlichkeit von rückwärts lähmt und hemmt

      Im festen Lauf; oder du bist ein Diener,

      Zum edelsten Vertrauen eingeweiht,

      Und hierin lässig; oder sonst ein Tor,

      Der falsches Spiel, den Satz verloren sieht,

      Und alles nimmt für Scherz.

      CAMILLO.

      Mein gnäd'ger Herr,

      Wohl mag ich lässig, töricht, furchtsam sein;

      Kein Mensch ist frei von allen diesen Fehlern,

      Daß seine Torheit, Lässigkeit und Furcht

      Nicht in des Lebens mannigfachem Treiben

      Sich öfter zeigt. In Euren Sachen, Herr,

      Wenn jemals ich mit Willen lässig war,

      So war es Torheit; wenn ich wissentlich

      Den Toren spielte, war es Lässigkeit,

      Die nicht das End' erwog; und war ich furchtsam,

      Zu handeln, wo der Ausgang mißlich schien

      Und der Erfolg nachher wohl schelten durfte

      Die Unterlassung, – war es eine Furcht nur,

      An der auch oft der Weise krankt; dies, König,

      Sind so bekannte Fehl', daß Ehrlichkeit

      Stets daran leidet. Doch, mein hoher König,

      Sprecht frei heraus, und zeigt mir mein Vergehn

      Mit eignem Antlitz; wenn ich dann es leugne,

      So ist's nicht mein.

      LEONTES.

      Camillo, sahst du nicht

      (Doch ja, du mußtest, ist dein Augenfenster

      Nicht dicker als ein Hahnreihorn); hört'st du

      (Denn wo der Augenschein so klar, da kann

      Gerücht nicht schweigen), dacht'st du (denn Gedanke

      Lebt in dem Menschen nicht, der das nicht denkt),

      Mein Weib sei ungetreu? Bekenn' es gleich

      (Sonst mußt mit frecher Stirn du auch verleugnen

      Gedank' und Aug' und Ohr): dann sprich, es sei

      Mein Weib ein Steckenpferd, und schmählicher

      Zu nennen als die Viehmagd, die sich hingibt

      Vor der Verlobung. Gesteh's und sage ja!

      CAMILLO.

      Nie ständ' ich wohl dabei und hörte so

      Beschimpfen meine höchste Fürstin; nein,

      Zur Rache schritt' ich schnell. Bei meinem Leben,

      Nie spracht Ihr etwas, das Euch wen'ger ziemte;

      Es wiederholen wäre Sünde, greulich

      Wie jene, wär' sie wahr.

      LEONTES.

      Ist Flüstern nichts?

      Und Wang' an Wange lehnen? Nas' an Nase?

      Mit innern Lippen küssen? durch 'nen Seufzer

      Den Lauf des Lachens hemmen? (Sichres Zeichen

      Gebrochner Ehre!) – Setzen Fuß auf Fuß?

      In Winkel kriechen? Uhren schneller wünschen?

      Die Stunde zur Minut' und Tag zur Nacht?

      Und aller Augen blind, stockblind, nur ihre

      Nicht, ihre nicht,

      Um ungesehn zu freveln? Ist das nichts?

      Dann ist die Welt und was darin ist nichts,

      Des Himmels Wölbung nichts, und Böhmen nichts,

      Mein Weib ist nichts, und nichts in all dem Nichts,

      Wenn dies nichts ist.

      CAMILLO.

      Oh,