Das manchen aufreibt, doch die Krankheit nennen,
Das kann ich nicht; auch kam die Ansteckung
Von Euch, der Ihr gesund.
POLYXENES.
Wie das? von mir?
Nein, gib mir nicht des Basilisken Auge,
Ich sah auf Tausend, die nur mehr gediehn
Durch meinen Blick; Tod bracht' er nie. – Camillo, –
So wie ein Edelmann du bist und auch
Gelehrt, erfahren (was nicht wen'ger ziert
Den Adel, als der Väter edle Namen,
Durch die wir adlig sind), – beschwör' ich dich,
Weißt etwas du, das meinem Wissen frommt, –
Werd' ich davon belehrt, so sperr' es nicht
In den Verschluß des Schweigens!
CAMILLO.
Ich kann nichts sagen.
POLYXENES.
Krankheit, die ich gebracht, und ich gesund!
Du mußt es sagen. – Hörst du wohl, Camillo,
Bei jeder Pflicht des Manns beschwör' ich dich,
Die heilig ist der Ehr' – und diese Bitte
Ist wahrlich nicht verächtlich –, gib mir Aufschluß,
Was du von einem nah'nden Übel weißt,
Das auf mich zuschleicht, ob es fern, ob nah;
Wie (wenn dies möglich ist) ihm vorzubeugen;
Wo nicht, wie sich's am besten trägt.
CAMILLO.
So hört:
Ihr selbst, höchst ehrenvoll, beschwört mich bei
Der Ehre; darum merket meinen Rat,
Den Ihr befolgen müßt, so schnell als ich
Ihn geben kann, sonst haben beide wir
Das Spiel verloren, und zu Ende ist's.
POLYXENES.
Fahr' fort, Camillo!
CAMILLO.
Ich bin von ihm bestellt, Euch zu ermorden.
POLYXENES.
Von wem?
CAMILLO.
Von meinem König.
POLYXENES.
Und weshalb?
CAMILLO.
Er denkt, ja schwört mit vollster Zuversicht,
Als ob er's sah und selbst ein Werkzeug war,
Euch anzuketten, – daß auf frevle Weise
Die Kön'gin Ihr berührt.
POLYXENES.
Zu Gift dann eitre
Mein reinstes Blut, geschmiedet sei mein Name
An jenen, der den Heiligsten verriet!
Mein unbefleckter Ruf werd' eine Fäulnis,
Durch die mein Nahn dem stumpfsten Sinn ein Ekel;
Und meine Gegenwart sei scheu vermieden,
Ja, und gehaßt, mehr als die schlimmste Pest,
Die das Gerücht und Bücher je geschildert!
CAMILLO.
Schwört Ihr auch gegen seinen Wahn bei jedem
Besondern Stern und seinem Himmelseinfluß,
Könnt Ihr doch leichter wohl der See verbieten,
Dem Monde zu gehorchen, als durch Schwur
Ihr wegschiebt oder durch Vernunft erschüttert
Das Bauwerk seiner Torheit, dessen Grund
Auf seinem Glauben ruht und dauern wird,
Solang' sein Leib besteht.
POLYXENES.
Woher entsprang dies?
CAMILLO.
Ich weiß nicht; doch gewiß, zu fliehn ist sichrer
Das, was uns droht, als fragen, wie's entsprang.
Deshalb, vertraut Ihr meiner Redlichkeit,
Die dieser Leib verschließt, den Ihr als Pfand
Sollt mit Euch nehmen, – macht Euch auf zu Nacht!
Die Euren will ich in geheim belehren,
Und durch verschiedne Pförtchen schaff' ich sie
Zu zwei'n, zu drei'n zur Stadt hinaus; ich selbst,
In Euerm Dienst such' ich mein Glück, das hier
Durch die Entdeckung stirbt. Bedenkt Euch nicht,
Denn ich, bei meiner Eltern Ehre, sprach
Die reinste Wahrheit: wollt Ihr dies erprüfen,
So weil' ich nicht, und Ihr seid hier nicht sichrer
Als einer, den des Königs eigner Mund
Verurteilt und die Hinrichtung geschworen.
POLYXENES.
Ich glaube dir: ich sah in seinem Antlitz
Sein Herz. Gib mir die Hand, sei mein Pilot,
Und du sollst immer mir der Nächste bleiben.
Die Schiffe sind bereit, und meine Leute
Erwarten schon die Abfahrt seit zwei Tagen.
Die Eifersucht verfolgt ein kostbar Wesen,
Und wird so groß, wie jenes einzig ist;
Er, im Besitz der Macht, wird furchtbar toben,
Und da er glaubt, er sei durch einen Mann
Entehrt, der immer ihm der Nächste war,
So muß dies seine Rache bittrer schärfen.
Mich überschattet Furcht:
Beglückter Ausgang sei mein Freund, und tröste
Die holde Kön'gin, die dies Unglück teilt,
Doch unverdient den bösen Argwohn! Komm,
Wie einen Vater ehr' ich dich, wenn du
Mich ungekränkt von hier bringst; laß uns fliehn!
CAMILLO.
Es stehn mir durch mein Ansehn alle Schlüssel
Der Tore zu Gebot; gefällt's Eu'r Hoheit,
Dem Drang des Augenblicks zu folgen: kommt!
Sie gehn ab.
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