jeden der Tito-Kämpfer ist es der erste Einsatz gegen Luftlandetruppen. Die allerwenigsten von ihnen haben schon mal einen Lastensegler gesehen. Die Partisanen sehen einen Lastensegler nach dem anderen steil über Drvar niedergehen. Sie glauben, die Segler seien alle von den noch intakten Flak-MGs abgeschossen worden, und führen wahre Freudentänze auf. Schon bald erfassen sie aber die Situation richtig und feuern aus ihren erhöhten Stellungen auf die gelandeten Deutschen in das Tal hinein.
Die Verluste des SS-Bataillons bei der Landung sind erheblich. Etliche Fallschirmjäger fallen dem Abwehrfeuer der Partisanen oder den Angriffen der eigenen Luftwaffe zum Opfer oder verletzen sich bei der Landung. Staub und Rauch, den die deutschen Bomber mit ihren Abwürfen auf das Stadtzentrum aufgewirbelt haben, erschweren den Gleiterpiloten die Sicht. Von den Lastenseglern werden drei bei der Landung zerstört, andere schon in der Luft von den Flak-MGs getroffen. Wieder andere erreichen nicht die vorgesehenen Landzonen, weil sie zu früh ausgeklinkt werden.
Fatal verläuft die Landung für den Gleiter, den Unteroffizier Werner Schubert steuert. An Bord sind Soldaten der Gruppe „Panther“. Schubert wird beim Niederstürzen des Seglers tödlich getroffen, bevor er den Bremsfallschirm lösen kann. Der Gleiter kracht in die Landezone, überschlägt sich, die ganze Besatzung stirbt. Auch einer der Gleitsegler mit Soldaten der „Stürmer“-Gruppe überschlägt sich bei der Landung, die meisten Soldaten kommen um. Obergefreiter Kielmann, Pilot der III. Gruppe des Luftlandegeschwaders 1 (LLG1) mit Männern der Gruppe „Draufgänger“ an Bord, schafft es zwar, den Gleitflieger zu landen. Sekunden später jedoch wird er von Partisanenfeuer tödlich getroffen.61
Böse ergeht es auch dem Gleiter, den Oberleutnant Friedrich Bredenbeck von der III. Gruppe des LLG1 steuert. Im Gleiter sitzen SS-Obersturmführer Richard Schäfer und acht Männer der von ihm kommandierten Gruppe „Beisser“. Schon zehn Kilometer vor Erreichen der Landezone klinkt der Lastensegler aus, vermutlich weil er vom Boden aus beschossen wird. Bei Bastasi kommt er zu Boden. Ganz in der Nähe ist eine Kompanie von Titos Begleitbataillon stationiert, die das Tagesversteck des Partisanenführers sichert. Titos Leibgarde ist schnell zur Stelle. Die gesamte Besatzung des Gleiters wird im Nu von den Partisanen niedergemäht.
Drei weitere Gleitsegler - darunter die zweite „Beisser“-Gruppe - lösen sich zu früh vom Schleppflugzeug und weichen vom Landeziel ab. Zwischen Bastasi und Drvar kommen sie im engen Tal des Unac nieder. Von der geplanten Landezone trennen sie fünf Kilometer. Die drei Besatzungen stoßen auf eine weitere verdutzte Partisanengruppe. Ein kurzes Gefecht mit Handfeuerwaffen und Handgranaten geht zugunsten der Deutschen aus. Die 30 SS-Männer machen 70 Gefangene, die sie aneinandergefesselt im Gänsemarsch nach Drvar führen. Ein beteiligter Fallschirmjäger wird in Rüdiger Franz' Buch „Kampfauftrag: ‘Bewährung’“ mit den Worten zitiert: „Die nicht fielen, ergaben sich dann, daher die hohe Zahl an Gefangenen [...].“ Immer wieder „mußten wir zu den mitlaufenden Gefangenen aus Hütten (Bauernhöfe kann man zu diesen Katen nicht sagen) neue herausholen. Bei etwas mehr Courage hätten die uns so in Gefechte verwickeln können, daß wir kaum unser Ziel hätten erreichen können!“62 Nach zwei Stunden taucht die Gruppe mit den gefangenen Partisanen im Schlepptau beim eigentlichen Ziel auf: „Warschau“. Den Luftbildern nach müßte dies eine Funkstation sein. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine Wetterstation der Amerikaner.
30 der 34 Gleitergruppen landen in den vorgesehenen Zonen - wenngleich nicht immer sicher oder verlustfrei. Gleiterpilot Leutnant Hans Sieg von der II. Gruppe des LLG1 soll mit den Männern der Gruppe „Panther“ nahe der „Zitadelle“, dem mutmaßlichen Stabsquartier der Partisanen, landen. 160 Mann in 16 Gleitern hat er unter seinem Kommando. Sieg löst den Bremsfallschirm erst im letzten Moment und knallt mit der Besatzung fast gegen eine Friedhofsmauer. Sämtliche Luken und Hauben fliegen weg. Sofort schlägt den Gelandeten MG- und Gewehrfeuer entgegen. Ein weiterer Gleiter bricht sich bei der Landung an der Friedhofsmauer die Steuerbordtragfläche ab. Die Männer springen heraus und werfen sich über die Mauer. Dort stellen sie bald fest, daß die „Zitadelle“, das angebliche Hauptquartier des Tito-Stabs, nur ein ordinärer Kleinstadtfriedhof auf einem Hügel ist - die Luftbildauswerter haben sich auf verhängnisvolle Weise geirrt. Das einzige, was die deutschen Soldaten finden, sind ein paar Flak-MGs der Partisanen. Die Bedienungsmannschaften sind unter dem deutschen Bombardement geflohen.63 Einige der gelandeten Fallschirmjäger setzen den fliehenden Partisanen nach und werden im Nahkampf niedergemacht.64
7.07 Uhr. Weitere Besatzungen zwängen sich aus den Lastenseglern, werfen sich ins Gras. „Vereinzelt zirpen Geschosse durch die Halme“, schreibt Viktor Schuller. „Maschinenpistolen bellen zurück, jetzt auch ein 1. MG“. Schullers Flugzeugführer, „ein blutjunger Unteroffizier“, schiebt sich Handgranaten hinter das Koppel. Aus dem Piloten wird im Nu ein Infanterist. Schuller beobachtet die Segler, die noch in der Luft sind. „Einer nimmt einen halben Obstbaum mit, der andere rutscht den Hang hinauf und bremst mit der Nase, daß es splittert.“ Aus den Seglern springen SS-Soldaten, „zerren ihre Waffen hinterher“, sammeln sich. „Unerhörte Bilder drängen sich hier in Minuten zusammen“, schreibt Kriegsreporter Schuller. „Dieses Landen der Segler, das Herausstürzen verwegener Gestalten mit den schußbereiten Waffen in der Faust, wie ein Spuk am hellichten Morgen in grüngefleckten Jacken mit dem Tarnnetz vor dem Gesicht. Einige Feuerstöße - dann krempeln sie sich die Ärmel hoch.“65
11. Streng geheim. Plan und Vorbereitung
Die Vorsichtsmaßnahmen der Deutschen, die Operation vor dem Feind geheimzuhalten, waren von Beginn an streng. Auf die Bereitstellung nichtdeutscher Formationen wurde fast ganz verzichtet. Kroatische Soldaten und selbst die Volksdeutschen der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ galten als Sicherheitsrisiko, weil sie unvermeidlich Kontakt mit der Zivilbevölkerung hatten. Die Soldaten der „Prinz Eugen“ stammten fast alle aus Kroatien, Serbien oder Rumänien. In der kroatischen 373. Infanterie-Division wußte nur das deutsche Führungspersonal von dem geplanten Einsatz. Vor allem in den Reihen übergelaufener Partisanen, die auf Seiten der Achsenmächte dienten, vermutete die deutsche Führung eingesickerte Spitzel.
Die Luftlandetruppen waren bereits Anfang März 1944 von Südfrankreich nach Jugoslawien verlegt worden. Hitler hatte schon im Juni 1943 einen Befehl zur Bekämpfung der Aufständischen in Kroatien erteilt. Zweieinhalb Monate blieben die Luftlandesoldaten damit auf Feldflugplätzen kaserniert. Die Lastensegler wurden erst am Tag vor dem Abflug in die unmittelbare Nähe der Ausgangsflughäfen verlegt. Auch die motorisierten Verbände erreichten ihre Ausgangsstellungen erst im letzten Augenblick.
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