Melody Adams

Moon


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waren.

      “Oh. Okay. Danke.”

      “Gern geschehen, junger Mann”, sagte die Dame und wandte sich ab.

      Ich schlenderte zu den Maschinen, oder Automaten, wie die Dame sie genannt hatte. Es gab eine ganze Reihe von Knöpfen und Funktionen und ich runzelte die Stirn. Warum musste alles in dieser verdammten Welt der Menschen so kompliziert sein?

      Ich fühlte mich erschöpft, als ich endlich in der Bahn saß. Nachdem ich eine ganze Weile versucht hatte auszutüfteln, wie man eine verdammte Karte aus dem Automaten bekam, hatte ein junger Mann in Anzug sich meiner erbarmt und mir geholfen, eine solche Karte zu erwerben. Nun saß ich eingezwängt zwischen so vielen Fremden, dass mein Biest begann, unruhig zu werden. Auch wenn bisher niemand gemerkt zu haben schien, dass ein Alien Breed zwischen ihnen saß, so war ich verdammt nervös. Alle paar Minuten hielt die Bahn und Leute strömten aus und in die Bahn. Als wir erneut stoppten, regte sich mein Biest. Ein betörender Duft erreichte meine Nase und ich konnte nur mit Mühe ein Knurren unterdrücken. Hatte ich tatsächlich mein Weibchen gefunden? Ich wandte den Kopf zur Tür, wo ein Paar gerade eingestiegen war. Die Frau war klein und zierlich. Ihre blonden Locken hingen ihr bis zu den schmalen Schultern. Sie hatte eine blasse Haut und Sommersprossen. Sie trug eine große Sonnenbrille, was ich seltsam fand. Der Kerl bei ihr war groß und breit gebaut. Er war dunkelhäutig und hatte eine Menge Tattoos. Eine schwere Goldkette hing um seinen dicken Hals. Eine Aura von Brutalität ging von ihm aus. Unter dem süßen Duft des Weibchens, welcher meine Aufmerksamkeit erregt hatte, lag der scharfe Geruch von Angst. Der Mann fasste sie grob beim Arm und zerrte sie zu einer Sitzbank. Nach einem drohenden Blick machte ein junger Mann seinen Sitz frei und der Kerl ließ sich in den Sitz fallen. Ich runzelte die Stirn, warum der Bastard den Sitz für sich selbst beanspruchte, anstatt die Frau sitzen zu lassen. Es war offensichtlich, die beiden waren ein Paar. Aber es war auch offensichtlich, dass die Frau Angst vor dem Mann hatte. Sie war wahrscheinlich nicht freiwillig mit ihm. Mein Biest wollte, dass wir den Hurensohn in Stücke rissen und die Frau unser Weibchen mit uns nahmen. Doch ich besaß genug Kontrolle, um den Drang zu unterbinden. Es würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ich würde ihnen folgen, und wenn sich eine Gelegenheit ergab, würde ich mein Weibchen aus den Klauen des brutalen Arschlochs befreien.

       Bella

      Ich hatte Mühe, mein Zittern zu unterdrücken, als wir die U-Bahn betraten. Moses war heute in besonders mieser Laune. Koks im Wert von hunderttausend Dollar war verschwunden und er verdächtigte Leo, meinen Bruder. Um ehrlich zu sein, ich hatte denselben Verdacht. Seit mein Bruder abhängig geworden war, war er nicht mehr der Alte. Die Sucht war alles, an was er denken konnte. Einst war er mein Beschützer gewesen. Nie hätte er erlaubt, dass ein Mann wie Moses mir Gewalt antat. Doch um seine Schulden zu tilgen, hatte er mich an dieses Monster verschachert. Natürlich hatte ich versucht, abzuhauen. Doch Moses Männer hatten mich im Handumdrehen aufgespürt. Nachdem Moses seine Wut an mir ausgetobt hatte, hatte er meinen Bruder vor meinen Augen zusammen geschlagen. Der Bastard wusste genau, dass ich meinen Bruder trotz allem über alles liebte und dass es für mich mehr Strafe war, ihn leiden zu sehen, als selbst zu leiden. Seitdem hatte ich keine Versuche mehr gemacht zu entkommen. Stattdessen versuchte ich alles, um abzustumpfen. Die Grausamkeit des Mannes, der mich nun seinen Besitz nannte, nicht an mich herankommen zu lassen. Doch es funktionierte nicht immer. Ich war ständig nervös, angstvoll darauf bedacht, nichts Falsches zu sagen oder zu tun. Niemals Moses Ärger auf mich zu ziehen. Doch er brauchte keine Entschuldigung, um mir wehzutun. Egal wie sehr ich mich bemühte, gut zu sein, er fand immer Gelegenheit, mich zu quälen. Moses schleifte mich mit sich zu einer Sitzbank. Nachdem er einen jungen Mann drohend angeblickt hatte, erhob sich dieser und Moses setzte sich auf den freien Platz. Ich hielt den Kopf gesenkt. Ich war nicht erlaubt, Moses anzusehen oder Blickkontakt mit anderen zu machen. Die anderen Fahrgäste ließen mitleidige Blicke über mich gleiten, doch wandten sich dann wieder ihrem eigenen Leben zu. Niemand half mir. Ich hatte das bereits lernen müssen. Selbst als Moses mich einmal mitten auf der Straße ins Gesicht geschlagen hatte, waren die Leute einfach weiter geeilt. Niemand wollte sich einmischen. Es war unschwer zu erkennen, was für ein Mann Moses war. Ein Gangbanger. Ein gewalttätiger Krimineller. Ich spürte jedoch noch immer Augen auf mir. Es juckte mich nachzuschauen, doch ich wagte es nicht, den Kopf zu heben. Vorsichtig schielte ich zu Moses. Gut, dass die Sonnenbrille nicht nur mein Veilchen, sondern auch meine Augen verbarg. Moses hatte sein Handy herausgeholt und zockte ein Casino-Spiel. Kaum merklich hob ich den Kopf ein wenig und ließ meinen Blick umher schweifen, bis ich den Mann gefunden hatte, der in meine Richtung starrte. Er war noch riesiger und breiter gebaut als Moses. Er hatte die Kapuze seines Hoodies so tief ins Gesicht gezogen, dass ich seine Augen nicht erkennen konnte. Dennoch wusste ich, er starrte in meine Richtung. Mein Magen machte einen doppelten Salto. Dies war ein Mann, der es mit Moses aufnehmen könnte. Doch er wirkte nicht vertrauenswürdiger als der Mann, der mich seit Monaten quälte. Mit einem kaum hörbaren Seufzen senkte ich den Kopf erneut. Wenig später erreichten wir unsere Station und Moses erhob sich. Er packte mich beim Arm und zerrte mich mit sich. Aus den Augenwinkeln wurde ich gewahr, dass der Typ mit dem Hoodie ebenfalls aufstand. Zufall? Oder folgte er uns? Meine Knie waren ganz weich, als ich die verschiedenen Möglichkeiten durchging, was geschehen könnte. Ich erlaubte mir eine kleine Fantasie, in welcher der Fremde mich aus Moses Klauen befreite. Auch wenn es unwahrscheinlich war, so hielt ich daran fest. Es war eine bessere Variante als die, wo der Fremde uns überfiel, Moses tötete, um mich zu vergewaltigen. Wir erreichten das Wohnhaus, indem Moses und einige seiner Männer lebten. Moses’ Reich erstreckte sich über die gesamte obere Etage. Von außen sah das Gebäude genauso heruntergekommen aus wie der Rest der Gegend, doch innen hatte Moses eine Menge seines Geldes in luxuriöse Einrichtung gesteckt. Der Fahrstuhl fuhr nur dann zur oberen Etage, wenn man einen Code eingab. Nur Moses und sein Partner Gunner hatten den Code. Nicht einmal ich kannte die Nummern. Auf diese Weise konnte ich aus dem Obergeschoss nicht entkommen, denn ich konnte nicht einmal den Fahrstuhl rufen, ohne den Code einzugeben. Und ich war nicht lebensmüde genug, um zu versuchen, aus dem sechsten Stock zu springen. Laute Musik drang aus dem Haus, als Moses die Eingangstür öffnete. Ergeben folgte ich ihm ins Innere, doch nicht ohne noch einmal einen Blick zurückzuwerfen. Von dem Hoodie-Mann war weit und breit nichts zu sehen. Enttäuschung mischte sich mit Erleichterung. Weder hatte der Fremde mich befreit, noch hatte er mich vergewaltigt.

      “Komm schon”, knurrte Moses, mich zum Fahrstuhl schleifend. “Mach dich auf was gefasst, wenn wir oben sind. Ich werd dafür sorgen, dass du eine Woche nicht laufen kannst, du nutzlose weiße Schlampe.”

      Tränen quollen aus meinen Augen, als ich Moses in den Fahrstuhl folgte. Moses war wirklich schlecht drauf und ich wusste, ich würde heute Nacht leiden. Wenn er drohte, ich würde eine Woche nicht laufen können, dann war das eher eine Untertreibung. Denn wenn er einmal in Fahrt war, dann schaukelte sich seine Aggression höher und höher. Eines Tages würde er zu weit gehen und mich umbringen. Ich wusste es. Ein Teil von mir wünschte, er würde es endlich tun und mich von meinem Leben in Angst erlösen. Manchmal dachte ich daran, ihn so zu reizen, dass er alle Kontrolle verlor. Doch ich war zu feige, um den Plan in die Tat umzusetzen.

       Moon

      Alles in mir schrie danach den Bastard, der mein Weibchen hatte, zu überfallen und meine Gefährtin zu befreien. Doch auch wenn es mittlerweile spät war und es dunkel geworden war, so waren noch immer zu viele Menschen auf den Straßen. Ich konnte nicht riskieren, gesehen zu werden. Doch ich würde den Bastard töten. Auf dem Weg von der U-Bahn war der Geruch der Angst, der von meiner Gefährtin ausging, immer stärker geworden. Ebenso wie der Geruch von Aggression, der von dem Hurensohn ausgegangen war. Er würde meinem Weibchen wehtun, sobald er sie irgendwo allein hatte. Ich konnte es nicht nur spüren, sondern auch riechen. Seine Aggression mischte sich mit Erregung und mein Biest gewann beinahe die Oberhand. Niemand würde unserem Weibchen Gewalt antun, erst recht keine sexuell Gewalt. Sie gehörte uns. Ich stand auf dem Dach eines Gebäudes und schaute auf die Straße hinab zu dem Haus, das der Mistkerl mit meiner Gefährtin gerade betreten hatte. Ehe sie ins Innere verschwunden war, hatte sie sich noch kurz umgeschaut. Hielt sie nach mir Ausschau? Spürte sie den Bund? Nein, wahrscheinlich nicht. Sie war ein Mensch. Sie würde den Bund so schnell