Helena Zauber

Gabrielas Reise nach Trentino


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die gemeinsamen Treffen. Aber auch hier kam dann der Zeitpunkt, an dem sie feststellte, das ist es auch nicht. Zumal sie immer darauf warten musste, dass Marcus sich meldet, weil er verheiratet war. Nie konnte Gabriela ihn spontan anrufen, höchstens eine Whats-App-Nachricht schreiben und dann manchmal ewig auf seine Antwort warten.

      Aber das hat Gabriela nun hinter sich gelassen. Sie machte eine sogenannte

      „To-Do-Liste“ für sich und ganz oben stand: Nach Caldonazzo fahren. Und jetzt war es soweit. Endlich!

      Um den ganzen weiten Weg nicht alleine fahren zu müssen, teilte sie die Reise in Etappen ein, um für jede eine Mitfahrgelegenheit anzubieten. Bis Leipzig, wo sie ihren Vater besuchen und ihre Tochter treffen will, kam eine junge Studentin mit. Sie unterhielten sich während der Fahrt über alles Mögliche und so schaffte Gabriela die erste Etappe ohne große Vorkommnisse in fünf Stunden mit angeregter Unterhaltung. Für die große Etappe von Leipzig nach Bozen würde eine Frau mitkommen, die in Bozen ihre Tochter besuchen will. Gabriela war froh, dass jemand, der die Strecke kennt, bei ihr sein wird. Immerhin ging die Fahrt über den Brenner. Das flößte Gabriela doch einigen Respekt ein.

      Ankunft und Zwischenstopp in Leipzig

      Aber nun freut sie sich erstmal über das Wiedersehen mit Ihrem Vater, dessen Frau Ines und Ihrer Tochter Simone, welche sie gleich begrüßt:

      „Hallo Mama, wie war die Fahrt?“

      „Hallo Simone! Alles lief gut und ich hatte kaum Stau. Außerdem bin ich das Fahren seit nun sechs Jahren in meinem Beruf ja gewohnt“,

      antwortet Gabriela fröhlich und umarmt Ihre 32-jährigeTochter zur Begrüßung, ebenso ihren Vater, der schnell zu ihnen kommt. Es ist ein herrlicher Sommerabend und ihr Vater schlägt vor:

      „Ines und ich dachten, wir können zum Abendessen grillen und dann erzählst du uns erst mal genau, wie du diese Reise geplant hast. Wenn ich das richtig verstanden habe, möchtest du von dort aus ja auch noch zu André nach Winterthur fahren, quasi eine kleine Rundreise machen.“

      Ines ruft aus dem Gartenhäuschen:

      „Oh ja, das interessiert mich auch sehr“, und während sie mit einer Schüssel Kartoffelsalat heraus kommt fügt sie hinzu:

      „Das ist doch auch bestimmt sehr anstrengend für dich, diese Fahrt alleine zu unternehmen! Hallo Gabriela! Schön, dass du mal wieder hier bist.“

      Gabriela lacht und antwortet:

      „Hallo Ines! Ja das stimmt, aber ich habe mir für die Reise bis Bozen eine Mitfahrerin besorgt, die morgen ab Leipzig mit mir fährt.“

      „Wie eine Mitfahrerin besorgt?“, fragen Gabrielas Papa und dessen Frau gemeinsam.

      „Ah, du hast über eine Mitfahrzentrale die Reise angeboten“, vermutet Gabrielas Tochter jetzt, die selbst in ihrer Studienzeit solche Mitfahr-Plattformen nutzte, um günstig ihre Eltern oder Freunde zu besuchen.

      „Ja genau, Simone“, antwortet Gabriela jetzt, „ihr, also du und André, habt mich auf diese Idee gebracht. Und wenn ich dich morgen zum Bahnhof gebracht habe, hole ich Sylvia beim Messecenter hier in Leipzig ab. Sie möchte ihre Tochter in Bozen besuchen und ich muss nicht alleine fahren.“

      „Das hört sich gut an“,

      wirft Ines ein, die in der Zwischenzeit allerlei Salate und Fleisch aus dem kleinem Gartenhäuschen auf die Terrasse gebracht hat,

      „Aber nun schaffe erst mal deine Sachen ins Haus, Gabi. Ich habe dir und Simone das Wohnzimmer zum Schlafen fertig gemacht. Wir können ja heute den Abend draußen verbringen bei dem schönen Wetter“,

      und zu ihrem Mann sagt sie fröhlich:

      „Walter, ich denke, du kannst jetzt den Grill anmachen. Ich habe schon richtig Hunger auf deine Superwürste und die Mädels bestimmt auch.“

      „Au ja!“,

      antworten Gabriela und Simone fast gleichzeitig und müssen lachen.

      Gabriela bringt ihre Sachen ins Haus und macht sich ein wenig frisch. Als sie wieder auf die Terrasse kommt, brutzeln schon Würstchen und Steaks auf dem Grill.

      Simone erzählt gerade ihren Großeltern von ihrer neuen Arbeit in Leuna, wo sie eine neue Anlage in Betrieb nehmen wird und deshalb leider nicht mit nach Caldonazzo fahren kann. Als sie ihre Mutter sieht fragt sie diese:

      „Warum kann denn deine Freundin Manuela nicht mitkommen?“

      „Aus einem super guten Grund“, sagt Gabriela und berichtet, „nach dem sie ihre Prüfung als Rettungssanitäterin bestanden hat, bekam sie zum 1. August eine unbefristete Stelle beim DRK in Hamburg. Es wäre komisch für Manuela gewesen, beim Vorstellungsgespräch gleich nach Urlaub zu fragen.“

      „Ja das kann ich verstehen“, wirft ihr Vater ein, „es ist heutzutage ja schon ein Wunder, wenn man einen unbefristeten Vertrag bekommt. Aber es ist doch schade, dass weder Simone noch deine Freundin dich begleiten. Hättest du den Urlaub nicht verschieben können?“

      „Leider nein, Papa. In meinem jetzigen Beruf als Dozentin in der Erwachsenenbildung, kann ich tatsächlich nur in den Ferien Urlaub machen. Aber ich freue mich schon darauf, auf der Terrasse des Hotels ausgiebig zu frühstücken und dabei die Leute zu beobachten. Ich bin auch gespannt, ob ich was verstehe, wenn sie reden. Immerhin habe ich noch ein wenig italienisch zu lernen versucht“, erklärt Gabriela ihrem 82-jährigen Vater, der noch erstaunlich fit ist für sein Alter, wie man so schön sagt, körperlich und geistig.„Italienisch? Wann hast du das denn noch gemacht?“,

      fragt nun Simone erstaunt, „du musstest doch auch so viel Neues lernen in der letzten Zeit:“

      „Na ja“, lacht Gabriela, „ich bin ja viel mit dem Auto unterwegs und da habe ich mir Hörbücher besorgt und wenn ich Lust hatte im Auto gehört.“„So die ersten Würstchen sind fertig!“, ruft Simones Opa nun und, „alle zu Tisch bitte!“

      Alle setzen sich und nehmen Salate, Brot und Würstchen und hauen ordentlich rein. Dabei

      erzählen die vier sich das Neueste, was sie so seit dem letzten Treffen, bzw. Telefonat erlebt haben. Gabrielas Vater nennt das scherzhaft „updaten“ und fragt auch nach André, Gabrielas 34-jährigem Sohn, der seit 10 Jahren in Winterthur lebt und arbeitet.

      Gemeinsam mit Ines räumen Gabriela und Simone nach dem Essen alles ins kleine Gartenhaus. In der Miniküche ist kaum Platz für zwei, deshalb schlägt Simone vor:

      „Omi, lass das mal Mama und mich machen. Setz dich zu Opa auf die Terrasse, du hast für heute genug getan.“

      „Das ist aber lieb von euch, Kinder“, freut sich die 81-jährige zierliche Frau, nimmt ein Sudokuheft und geht nach draußen auf die Terrasse zu ihrem Mann.

      „Sag mal Mama, findest du nicht auch, dass Ines wieder recht fit nach ihrer langen Krankheit ist? Ich finde es Klasse, wie sie das hier noch alles so toll vorbereitet“, stellt Simone nun fest und sieht ihre Mutter fragend an.

      „Ja das finde ich auch“, antwortet diese, „und nächstes Jahr wollen beide sogar ihre Goldhochzeit feiern“, fügt Gabriela hinzu.

      „Wow, Wahnsinn!“, staunt Simone und fragt, „wie viel Jahre sind das denn, wenn man Goldhochzeit feiert?“

      „50 Jahre“, antwortet Gabriela. „Echt?“, Simone verdreht die Augen, schüttelt mit dem Kopf. Aber dann erzählt sie von ihrer neuen Arbeit, den Kolleginnen und auch von einem neuen Freund, den sie seit acht Monaten hat.

      Sie unterhalten sich noch ein bisschen während sie die Küche aufräumen und gehen dann nach draußen auf die Terrasse wo sie von Ines fröhlich empfangen werden mit den Worten:

      „Gabi, dein Vater möchte heute zur Feier des Tages mit euch sein sogenanntes Herrengedeck trinken!“

      „Was für ein Herrengedeck?“, fragt