waren Sie wieder in die Fotos vertieft.“
„Schnüffeln Sie mir etwa nach?“, fuhr Finley sie an, weil er sich angegriffen fühlte.
„Ertappen heißt nicht schnüffeln, Mister McGarret“, stellte Evelyn klar. „Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass Sie einer großen Liebe hinterhertrauern.“
„Stopp!“, fiel Finley ihr verärgert ins Wort. „Sie sind lediglich meine Haushaltshilfe. Nicht mehr und nicht weniger. Darum haben Sie kein Recht, sich in meine Privatangelegenheiten einzumischen. Davon abgesehen messen Sie dem zu viel Bedeutung bei. Es ist normal, dass man hin und wieder an jemanden denkt, der einem irgendwann wichtig war. Mit Betonung auf irgendwann.“ Eigentlich brauchte er nichts zu erklären und tat es trotzdem.
„Reden Sie sich das nur weiterhin ein“, zeigte sich Evelyn unbeeindruckt. „Ihre Rechtfertigung bestätigt mich nur noch mehr.“
Finley wandte sich zum Fenster. „Meine Güte, das mit Maggie ist über ein Jahrzehnt her. Keiner trauert einer Liebe so lange Zeit nach.“ Hart klopfte sein Herz gegen die Brust.
Evelyn trat neben ihn. „Doch, eine solche Liebe gibt es.“
„In Märchen, nicht in der Wirklichkeit.“
„Ich liebe Jeff bis heute“, bekannte Evelyn, was ihn verwundert zu ihr blicken ließ. Seit wann öffnete sie ihre Seele? „Er hat mir alles bedeutet, was nicht heißen soll, dass es nach seinem Tod keine Männer gab, die ich nicht geliebt habe.“ Sie seufzte. „Aber da ist diese eine Liebe, an die wir uns stets erinnern. Diese eine Liebe, die uns nicht loslässt. Egal, wie viele Jahre vergehen oder mit wem wir zusammen sind.“ Ihre Augen verschleierten sich. „Natürlich liebt man öfter im Leben, Mister McGarret, allerdings nur einmal so intensiv.“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Und jetzt muss ich Sie erschießen, weil Sie zu viel von mir wissen.“ Ihr Grinsen schaffte es nicht, die Schwermütigkeit aus ihrem Gesicht zu vertreiben. „Rufen Sie mich, wenn Sie essen wollen“, schob sie nach, straffte die knochigen Schultern und verließ das Wohnzimmer.
Nachdenklich blieb Finley zurück und hörte näherkommendes Motorgeräusch. Vermutlich Katrin. Die Frau, mit der er seine Zukunft plante, denn sie wollten zusammenziehen und bald heiraten. Sicherlich, sie legten ein rasantes Tempo vor, doch Sam und Dex hatten das einst ebenfalls getan und waren nach wie vor glücklich. Umso heftiger verdrängte Finley die Schatten der Vergangenheit. Maggie hatte keinen Platz mehr in seinem Leben. Schon lange nicht mehr. Genau genommen, seitdem sie ihn mit ihrer Nachricht zum Teufel geschickt hatte. Nicht zum ersten Mal. Dennoch, wieso beherrschte diese Frau weiterhin seine Gedanken?
Finleys Blick fiel auf den Laptop. Bei nächster Gelegenheit würde er den Ordner löschen, denn damit tat er sich nur selbst weh, obwohl es unfassbar war, dass Maggie immer noch diese Wirkung auf ihn hatte. Dass nur der bloße Gedanke an sie reichte, damit sein Herz schneller klopfte, obwohl sie meilenweit entfernt ein völlig anderes Leben lebte. Dennoch war sie ihm unendlich nahe. So nahe, dass es ihn zutiefst schmerzte. Aus verschiedenen Gründen. Vielleicht konnte er deswegen nicht loslassen, weil er sie nicht losließ? Oder hatte sie diese Macht über ihn, weil ihre Liebe nie eine richtige Chance gehabt hatte? Wie sagte Dex einst?
Man will immer das, was man nicht haben kann.
„Da bist du ja.“ Lächelnd kam Katrin auf ihn zu und seufzte wohlig, als er sie fest in seine Arme zog. „Oh, da hat mich scheinbar jemand vermisst“, flüsterte sie lächelnd und gab ihm einen liebevollen Kuss. In diesem Moment schwor sich Finley, dass er alles tun würde, um sie glücklich zu machen. Denn Katrin hatte es verdient, dass er nur an sie dachte, wenn sie sich küssten. Dass er sie berührte, wenn sie miteinander schliefen und sie sollte es sein, die er in seinen Armen hielt. Deren Duft er wahrnahm, die er zärtlich ins Haar küsste, mit der er gemeinsam einschlief und aufwachte.
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