Carola van Daxx

Alpha-Softie


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durch die Medienlandschaft. Eine Art Allroundgenie in Personalunion, schätze ich. Die perfekte Mischung aus Macho und Weichei. Auf keinen Fall ist dieser Alpha-Typ mit dem allgemein bekannten „Alpha-Kevin“ zu verwechseln, der nach Definition von Langenscheidt bei der jährlichen Abstimmung zum Jugendwort des Jahres 2015 vorerst Platz 1 belegte und so viel bedeutet wie: „Der Dümmste unter den Dummen«.

      Das ist das von uns gesuchte Alpha-Tier keinesfalls. Doch, wer oder wie ist dieses plötzlich aus dem Geschlechter-Nichts entstandene Phänomen, dieses Mysterium des starken Kerls mit eingebauter Weichei-Funktion wirklich? Und vor allem: WIE WIRD MANN SO EINER?

      Na, ich hätte da eine Lösung parat… Aber Vorsicht: Dieser Weg wird kein seichter sein… Doch Sie sind schon nah dran: Lesen Sie dieses Buch, tauchen Sie ein, lassen Sie sich ein, holen Sie das Maximum aus diesem Angebot heraus! Bezahlt haben Sie ja bereits. Oder etwa nicht???

      Sehen Sie, ich habe mich nun lange, vielleicht zu lange mit der Gemengelage um die Geschlechter beschäftigt – und weiß jetzt verständlicherweise voll Bescheid. Das mag so mancher anders sehen, aber sei’s drum. Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich fast immer recht habe. Selbst Fußball-Held David Odonkor hat dies im Promi-Big-Brother-Haus nochmals für alle Welt klar gestellt: „FRAUEN HABEN IMMER RECHT!“ So weiß es jetzt jeder Mann, jeder Fußballverrückte und jedes Kind. Die Wahrheit darf schließlich nicht verschwiegen werden.

      Aber noch etwas: Wer liest, ist klar im Vorteil. Doch beeilen Sie sich, der Run auf den ersten zertifizierten Alpha-Softie rückt in greifbare Nähe – und Sie wollen doch nicht, dass andere Ihnen zuvorkommen. Das wäre dann wirklich schade. Sehr schade. Fakt ist jedenfalls, und da spreche ich wahrscheinlich für viele meiner Geschlechtsgenossinnen: Wir wollen ihn endlich mal sehen, hören, fühlen, riechen und leibhaftig erleben – dieses Wunderwerk von Mann in der modernen Version 20/15…

      Vorwörter

      Fangen wir mal ganz von vorne an: Wie bin ich als „abgebrochene“ Sozialpädagogin und Roman-Autorin (durchschnittlich 4.2 von 5 Sternen bei Amazon!) plötzlich auf die Idee gekommen, einen „Ratgeber für Männer“ zu schreiben? Habe ich die Weisheit auf einmal mit Löffeln gefressen – oder bin ich über Nacht erleuchtet worden? Frei nach dem Motto: Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf? Oder kenne ich mich mit Männern so dermaßen gut aus, dass ich befähigt wäre, ihnen bzw. Ihnen Ratschläge zu erteilen?

      Nein, ganz ehrlich, ausschlaggebend war eines dieser „Gipfeltreffen“, die man nur mit jemandem haben kann, den man schon lange kennt. Sehr, sehr lange… Und den man vielleicht noch viel länger gar nicht mehr getroffen, dann aber durch einen Zufall – oder wenn Ihnen der Begriff Schicksal lieber sein sollte – wiedergefunden hat. Und egal, ob es nur ein einziges Jahr oder zehn oder gar zwanzig Jahre waren: Es ist auf Anhieb wieder so „wie früher“.

      Kennen Sie solche Begegnungen? Gleiche Wellenlänge, und es ist, als wäre es erst gestern gewesen, seit man das letzte Mal „Mach’s gut!“ zum Abschied gerufen hat, während aus dem Autoradio noch eine Cassette mit Such a Shame von „Talk Talk“ lief... Bevor denn jeder seiner Wege ging, für länger. Und über „Talk Talk“ kein Mensch mehr sprach…

      So oder so ähnlich ging es mir mit Philipp. Wir waren mal Kollegen oder vielleicht sogar Seelenverwandte – oder zumindest fast. Ich war eine Art „Teilzeit-Sängerin“ in einer angesagten Frankfurter Bar und Philipp stand dort hinterm Tresen und mixte, was immer vonnöten war. Es entstand daraus eine innige Freundschaft – keine Beziehung, wohlgemerkt.

      Mehr als dreißig Jahre danach saß ich – eben durch diese zufällige Begegnung in einer Sachsenhäuser Apfelweinkneipe verursacht – bei ihm in seiner gemütlichen Bauernküche und Herr Grönemeyer, der alte Schreihals, brüllte uns wieder einmal aus dem Radio an: „Wann ist ein Mann ein Mann?“ Anscheinend wusste er es auch nach mehr als 30 Jahren immer noch nicht. Wir aber auch nicht! Also machten wir uns auf die Suche nach Antworten – oder besser gesagt: nach DER Antwort!

      So ging es schon einmal los. Und daraus wurden nicht wenige Nächte, in denen wild diskutiert, erzählt, geflunkert, geflachst und jede Menge gelacht wurde. Zum Essen und Trinken will ich an dieser Stelle aus Datenschutzgründen absolutes Stillschweigen wahren…

      Philipp, der schon immer hoch hinaus wollte, nannte sich inzwischen Dr. Phil Pro-Mill, das sollte man aber nur als Künstlernamen sehen, denn in Wirklichkeit heißt er ganz profan Philipp Fürmühlen – wollte aber aus Globalisierungsgründen einen internationalen Namen auf der völlig aus der Mode gekommenen Visitenkarte stehen haben… Und mit „Promille“ hat er als Barkeeper des Öfteren zu tun gehabt, die meisten seiner Stammgäste haben ihn respektvoll Dr. Viel-Promill genannt, insofern passte dieser zusammengeschusterte Name bestens. Außerdem war ihm noch im Gedächtnis geblieben, dass der Begründer der amerikanischen Whiskey-Sorte „Jim Beam“ in Wirklichkeit Johannes Böhm war – ein Deutscher! Und einer, der es geschafft hatte. Das muss ihn wohl irgendwie inspiriert haben. Kein Wunder, bei dem Arbeitsplatz…

      Er hatte jedenfalls eine Menge zu berichten, denn ihm, dem Barkeeper ihres Vertrauens, haben die Leute alles erzählt. Männer, Frauen und alles, was sich nicht wirklich entscheiden konnte. Wahrscheinlich war es sogar mehr, als sie es jemals ihrem besten Freund, der Busenfreundin oder ihrer eigenen Lebensabschnittsgefährtin – ob mit oder ohne Trauschein – erzählt hätten.

      Eines Tages wurde es Dr. Phil klar: Er musste seine Berufung zum Beruf machen – und so wurde er Männerberater mit eigener Praxis, auf dem platten Land in Oberhessen. Aber der Job war härter als gedacht. Denn inzwischen ging die Misere erst richtig los, die Zeiten hatten sich nämlich gehörig geändert – und mit ihnen auch das vermeintlich „Starke Geschlecht“. Doch was war von diesem noch übriggeblieben?

      Hatten früher die Männer im Allgemeinen noch Probleme, weil ihre Herzensdame ihnen auch mal den Müllbeutel aufs Auge oder gleich in die Hand drücken wollte oder sie beim Fremdgehen erwischt worden waren, so sind es in den letzten Jahren eher Probleme wie „Darf ich meiner Frau noch spontan einen Klaps auf den Po geben?“ – oder „Hilfe, meine Freundin verdient dreimal so viel wie ich!“ – ganz abgesehen von dem „Ich sollte eigentlich in Elternzeit gehen, aber ich traue mich nicht, mit meinem Chef darüber zu reden - und in Wirklichkeit fürchte ich mich vor stinkenden Windeln…“.

      Männer sind heute zu großen Teilen verunsichert, wissen nicht mehr, wie sie es der Damenwelt recht machen sollen und fragen sie immer häufiger: „Bin ich eigentlich noch ein richtiger Mann?“ oder wahlweise auch „Bin ich ein Weichei erster Güte? Einer, der im Grunde genommen vor Frauen Angst hat?“ „Und wie genau soll ich eigentlich sein, so am Anfang des 21. Jahrhunderts mitten in Deutschland, umzingelt von lauter taffen, gut ausgebildeten, karriereorientierten Frauen, die sich über-emanzipiert haben und nun selbst nicht mehr wissen, was sie eigentlich noch genau wollen?“

      Fragen über Fragen…

      Und wir fragten uns ebenfalls etwas: Wie sollte dieser vielbeschworene, neue Männertyp, dieser mit aller Gewalt (von wem auch immer) konstruierte Alpha-Softie denn sein?

      Hier der Versuch einer Definition:

      „Alphatier“ bezeichnet (der Begriff kommt aus der Verhaltensforschung) das Leittier einer Herde oder eines Rudels. Es sind die stärksten, erfahrensten und aktivsten Mitglieder der Gruppe, häufig auch die ältesten. Außerdem sind sie die Haupterzeuger innerhalb der Gruppe, die sie führen, man denke an die bekannten Begriffe „Leitbulle“ bei Rindern, „Leithengst“ bei Pferden oder „Silberrücken“ bei Gorillas. Alphatier leitet sich ab von Alpha, dem ersten Buchstaben des griechischen Alphabets - sprich das Alphatier ist das „erste, ranghöchste“ Tier der Gruppe. Nach ihnen folgen die Beta-Männchen oder –Weibchen, am Ende der Rangfolge stehen die Omega-Tiere, sie besetzen die letzte Stelle der Hierarchie - so wie das Omega den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets darstellt.

      Es gibt auch Tiergruppen, die von Alpha-Weibchen geführt werden, z.B. bei bestimmten Pferde- oder Zebra-Herden. Oft „regieren“