Tanja Neise

Kiss and Cook in Schottland


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Frau hinterher.

      Fiona setzte sich ihm gegenüber hin, obwohl direkt neben ihm ein Platz frei gewesen wäre. Die meisten Frauen, die er kannte, drängten sich ihm auf, sobald sie wussten, wer er war. Sie nicht. Das rechnete er ihr hoch an.

      »Wie, das weiß hier niemand? Aber die scheinen Sie doch alle zu kennen. Mrs Reid wusste auch, wie sie heißen.« Sie wirkte interessiert, nicht neugierig oder sensationsgeil.

      »Meinen Namen kennt hier jeder, aber nicht meinen Hintergrund. Sie haben es bestimmt brühwarm Mrs Reid erzählt, oder?« Adam merkte selbst, wie genervt und sarkastisch er sich anhörte, aber er konnte sich nicht zügeln.

      Sie sah ihn abfällig an und fing an zu lachen. »Passen Sie mal auf, Adam, so wichtig sind Sie auch nicht. Ich renne doch nicht hier herum und erzähle allen, wer Sie früher einmal waren. Ich bin kein Groupie von Ihnen. Außerdem kenne ich in diesem verdammten Dorf niemanden. Morgen werde ich abreisen und dann sieht mich hier keiner jemals wieder.«

      Er konnte nicht anders und starrte sie an, weil sie verletzt wirkte und etwas in ihm berührte. Er hatte sie scheinbar völlig falsch eingeschätzt. »Sind Sie Deutsche?«, versuchte er, die Situation zu retten, indem er das Thema wechselte.

      Fiona zuckte verschlossen mit den Achseln. »Ja.«

      »Was und wo wollten Sie denn hier an diesem abgelegenen Ort arbeiten?«

      »Wird das ein Verhör?«, fragte sie gereizt und verschränkte die Arme.

      Das Lächeln schlich sich ganz von selbst auf sein Gesicht. »Vielleicht. Hören Sie, Fiona, ich möchte mich lediglich ein wenig mit Ihnen unterhalten. Sie kennen mein Geheimnis und wie ich Sie verstanden habe, wollen Sie es für sich behalten. Was mir sehr gelegen käme. Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen und Ihnen einen Job besorgen.« Was war nur in ihn gefahren? Warum sagte er solch idiotische Dinge? Woher sollte er ihr einen Job besorgen?

      Ihre Hand, an der an jedem Finger mindestens ein Ring steckte, winkte Gott sei Dank ab. »Lassen Sie es gut sein, Mr Centerstarks. Bei mir ist Ihr Geheimnis sicher. Sie müssen sich dafür nicht extra ins Zeug legen.«

      Eine Last fiel ihm von den Schultern und er hatte das Bedürfnis ihr zu helfen. »Das wäre großartig. Also, was wollten Sie hier arbeiten?« Sie warf ihm einen Blick zwischen zusammengekniffenen Lidern zu. »Nicht wieder aufregen, aber vielleicht kann ich Ihnen wirklich helfen, einen Job in unserer Gemeinde zu finden.« Hatte er das gerade ernsthaft erneut von sich gegeben? Im Grunde genommen konnte er doch froh sein, wenn sie so bald wie möglich verschwinden würde.

      KAPITEL 9

      Fiona

      Das war doch mal eine Entwicklung nach ihrem Geschmack. Ein ehemaliger Star, der sich dafür interessierte, ihr zu helfen. Trotzdem fiel es ihr schwer, ausgerechnet diesem erfolgreichen Mann von ihrem Unglück zu berichten, deshalb hatte Fiona auch zuerst abgeschlagen. Bei näherer Betrachtung der Umstände, wäre es vielleicht doch sinnvoll, diesem äußerst attraktiven Kerl einen Vertrauensvorschuss zu geben. Obwohl es in dem Raum nicht heiß war, hatte sie das Gefühl, dass zu viel Wärme um sie herum waberte. Plötzlich war es stickig und die Musik zu laut. Dennoch wollte sie nicht unhöflich sein und beantwortete seine Frage.

      »Ich wollte in der hiesigen Bäckerei anfangen.« Befangen knetete sie am Saum der schwarzen Tunika. »Mrs Wilson hatte mir einen Vertrag zugeschickt und mir zugesichert, dass ich über der Bäckerei eine kleine Wohnung beziehen könnte. Als ich vorhin vor dem Laden stand, war er geschlossen und von der guten Mrs Wilson gab es keine Spur. Ich glaube, ich bin einem bösen Streich zum Opfer gefallen.« Sie blickte auf und ihm direkt in die Augen. Die im Übrigen faszinierend blau waren. Faszinierend blau? Hatte sie das gerade wirklich gedacht? War blau plötzlich eine völlig außergewöhnliche Farbe, die eine extra Erwähnung in ihrem Gehirn verdiente?

      Er wirkte verwirrt und sein Blick huschte zu Mrs Reid. »Mrs Wilson sagen Sie? Hatten Sie mit ihr telefoniert?«

      »Ja, mehrmals und auch per Mail hat sie mir geschrieben. Ich fand es toll, dass sich eine ältere Frau so gut mit der modernen Technik auskennt. Nun bin ich da anderer Meinung.« Entschlossen, sich nicht anmerken zu lassen, wie nahe ihr die Geschichte ging, straffte sie die Schultern und setzte sich wieder aufrecht hin - ein verhaltenes Lächeln auf den Lippen. Adam Ward wirkte cooler als cool und tippte sich nachdenklich auf die Unterlippe, während er den Blick nicht ein einziges Mal von ihr abwandte. Der Mann hatte eine Art an sich, die sie verdammt nervös machte.

      Doch dann räusperte er sich und kurz darauf legte er seine Hand vor seinen Mund. Lachte er etwa? »Das ist überaus interessant.«

      Ja, er lachte! Dahin war die Faszination und machte einer dicken, trüben Frustration Platz. »Sie sind ein Idiot, Adam Ward!» Außer sich vor Wut sprang sie auf und schob polternd den Stuhl nach hinten. »Und ich dachte, Sie sind ein netter Mensch und wollen mir helfen!« In ihren Augen brannte es verräterisch. Die Anstrengung und die Enttäuschung machten ihr zu schaffen, aber sie würde einen Teufel tun und hier vor ihm anfangen zu heulen. Der hatte gut Lachen! Ihm fiel ja auch alles vor die Füße, etwas das ihr in ihrem ganzen Leben noch nie passiert war.

      »Na, na, Kindchen.« Oh nein, jetzt kam auch noch Mrs Reid. Sie stellte sich rechts von ihr auf und streichelte Fiona begütigend über den Rücken. »Ich hatte gedacht, wenn Sie beide sich aussprechen, würde sich alles wieder einrenken. Offenbar lag ich da falsch.« Mit grimmigem Gesichtsausdruck blickte sie Adam an. »Sie können doch nicht so ein junges Ding von Deutschland ins hinterste Schottland locken und dann vor dem Nichts stehenlassen.«

      Stopp mal, was erzählt sie denn da?, fragte sich Fiona verwirrt. Adams Gesicht wirkte genauso verwundert, wie vermutlich ihr eigenes gerade in diesem Moment aussah.

      »Ich habe Fiona doch nicht hierher gelockt, das war ...«, versuchte er, sich zu verteidigen.

      »Keine Ausreden, junger Mann!«, unterbrach ihn Mrs Reid barsch. »Sie werden dem netten jungen Fräulein jetzt die Stelle als Hausmädchen geben, ansonsten werde ich die Söhne von Liz beauftragen, gegen Sie eine Klage einzureichen. Das wird ein saftiges Fresschen für die Presse. Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir. Ehemaliger Rockstar macht sich einen Spaß auf Kosten von jungen Frauen!« Fiona und Adams Köpfe schossen herum und entgeistert starrten sie Mrs Reid an, die siegessicher grinste.

      »Setzen!«, befahl sie in einem Ton, dass Fiona nur noch im Stande war, sich auf den Stuhl plumpsen zu lassen. Mrs Reid setzte sich zwischen die beiden. »Adam, glauben Sie allen Ernstes, in diesem Dorf wären sämtliche Einwohner auf den Kopf gefallen? Ich bin es jedenfalls nicht. Aber ich werde nicht davor zurückschrecken mein Wissen, als Waffe gegen Sie zu benutzen. Niemand im Dorf weiß wer Sie sind - außer mir. Zumindest gehe ich davon aus. Sicher bin ich mir da aber nicht.« Abwartend sah sie ihn an, doch der Verurteilte war dermaßen perplex, dass er nicht antworten konnte.

      Fionas Hirn fing wieder an zu arbeiten. Auf keinen Fall wollte sie zurück nach Deutschland und Geld hatte sie eigentlich auch nicht genug, um ein Rückflugticket zu kaufen, schließlich war sie davon ausgegangen in Kinloch Rannoch bleiben zu können. Im Grunde genommen war das ihre Rettung! Ganz richtig, das war ein Wink des Schicksals und sie musste nach diesem Strohhalm greifen, ehe sich die Chance in Luft auflöste. Als sie im nächsten Moment den Mund öffnete, sprach jemand Fremdes aus ihr - anders konnte sie es sich kaum erklären. »Ja, genau Mister. Wir werden nicht davor zurückschrecken Sie zu verklagen. Wenn Sie mir allerdings den versprochenen Job als ihre Haushaltshilfe geben, haben sie nichts zu befürchten.« Sollte sie schon nicht als Bäckerin hier leben können, dann würde Sie sich eben um den Haushalt von Adam Ward kümmern.

      »Aber ...«, begann er.

      Mrs Reid schlug kurz mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die beiden leeren Gläser, die darauf standen, wackelten und mit einem Klirren aneinanderstießen. »Nichts aber. Fiona kann heute Nacht bei mir schlafen, doch morgen Vormittag schick ich sie zu Ihnen rüber und dann geht das alles seinen geregelten Gang. Haben wir uns verstanden?«

      In