Tanja Neise

Kiss and Cook in Schottland


Скачать книгу

bestimmt wieder unter die Haube bringen.« Sein Kichern klang ein bisschen schadenfroh und beschwingt zog er weiter.

      Adam drehte sich hastig in die andere Richtung und suchte sich einen Platz, der nicht gut einsehbar war. Hinter einer Säule wurde er fündig und ließ sich an einem runden Tisch nieder. Es war alles sehr schön geschmückt, soweit er das beurteilen konnte. Normalerweise hatte er für diesen ganzen Firlefanz nicht viel übrig - alles Staubfänger. Aber die Mühe, die sich das halbe Dorf mit der Dekoration des Rathauskellers gemacht hatte, musste er einfach anerkennen.

      Der Saal füllte sich nach und nach. Von seinem Platz aus konnte Adam das Geschehen sehr gut beobachten, ohne selbst groß gesehen zu werden. Der Halbschatten in der Ecke half ihm, doch er wusste, dass er nicht lange unentdeckt bleiben würde. Aber jede ruhige Minute zählte. Obwohl man es hier nicht unbedingt als ruhig bezeichnen konnte, denn die Musik schallte laut von den Wänden zurück. Es war schottische Volksmusik und hin und wieder ein Song aus den Siebzigern oder Achtzigern. Die Party war in vollem Gange und es gab sogar schon ein paar Freiwillige auf der Tanzfläche.

      Adam versuchte, sich ein wenig zu entspannen.

      KAPITEL 7

      Fiona

      Ah, da kommt sie ja.« Mrs Reid stand an der Tür, neben ihr war eine ältere Frau, die sich auf einen Stock stützte und einen teilnahmslosen Eindruck vermittelte. Vermutlich Mrs Reid senior. »Dann lasst uns mal losgehen.« Die jüngere Frau der beiden schwang sich ein wollenes Cape über und griff nach einem riesigen Topf. Fiona hatte ein solches Monstrum noch nie zuvor in einem Privathaushalt gesehen, es musste wahnsinnig schwer sein.

      »Ui, was haben Sie denn da gezaubert?«, fragte Fiona, denn der Duft, der dem Topf entstieg, war einfach köstlich. Ihr Magen knurrte lautstark.

      Hastig eilte sie zu ihr und half, indem sie eine Seite des Topfes am Griff anfasste und Mrs Reid die andere. Ein dankbares Lächeln wurde ihr geschenkt. Fiona fragte sich, ob sie ernsthaft vorgehabt hatte, das Teil alleine irgendwohin zu tragen. Selbst zu zweit war es ein enormer Kraftakt.

      »Ich habe einen Lammeintopf gemacht, bei uns nennt man ihn Hotch potch. Man kann ihn auch mit anderem Fleisch zubereiten, aber ich mach ihn so, wie ihn schon meine Ma und deren Ma und so weiter gekocht haben. Jeder bringt etwas zum Fest mit und das hier ist das Mitbringsel von uns dreien. Schließt du ab, Liz?«, fragte Mrs Reid die alte Dame.

      »Aye!«, antwortete diese ihr mürrisch. Welche Laus ihr wohl über die Leber gelaufen ist?, fragte sich Fiona unwillkürlich.

      Puh, der Topf war super schwer, ob sie das Ding bis zum Fest tragen müssten? Als sie den kleinen Vorgarten durchquert hatten, belehrte Mrs Reid sie eines besseren - dort stand ein Handkarren, auf dem der große Topf abgeladen wurde. Bis zu dem Fest hätte Fiona das riesige Teil nicht schleppen können. Das Ungetüm wog mindestens zwanzig Kilo, wenn nicht sogar noch mehr. Mrs Reid griff nach der Stange und zog den Bollerwagen hinter sich her.

      Raffiniert!, dachte Fiona und folgte den beiden Frauen schmunzelnd.

      »Weißt du, Liz, die junge Dame ist zu uns ins Dorf gekommen, um einen Job anzutreten. Das hat leider nicht geklappt.« Mrs Reid redete recht laut, da Liz offenbar ein wenig schwerhörig war.

      »Aye?«

      Fiona musste grinsen. Immer dieses aye! Sie kannte das zwar schon von ihrem Auslandsjahr, aber es war faszinierend, wie vielseitig das Wort angewendet wurde.

      »Ja, stell dir mal vor!« Dann blickte sie Fiona ernst an. »Vielleicht können wir da noch etwas für Sie tun, Kindchen. Ein wenig frisches Blut, würde unseren Herren hier im Dorf ganz guttun. Wenn sich schon mal eine junge Frau hierher verirrt, können wir sie doch nicht einfach wieder gehen lassen. Stimmt´s, Liz?«

      »Aye! Sprichst mir aus der Seele!«

      Frisches Blut? Was wollte sie Fiona denn damit sagen? Irgendwie fühlte sich das an, als wäre sie vom örtlichen Zuchtprogramm dafür auserkoren worden, neue kleine Dorfbewohner zu gebären. Kopfschüttelnd lief sie den beiden weiter hinterher.

      Nach einer kurzen Strecke erreichten sie das Rathaus. Drinnen kamen ihnen sofort zwei starke Männer im Schottenrock zur Hilfe, nahmen den schweren Topf vom Karren und verschwanden damit. Das war ein Anblick, den sie so schnell nicht vergessen würde. Die nackten kräftigen Beine waren beharrt und steckten in Kniestrümpfen. Dennoch musste Fiona zugeben, dass es eine gewisse Art der Augenweide war.

      Sie machte drei Kreuze, dass die beiden Frauen sie bis jetzt in Ruhe gelassen hatten und niemand nachbohrte, welchen Job sie nicht hatte antreten können und warum. Die Situation war ihr unangenehm. Wer gab schon gerne zu, dass man gelinkt worden war? Vielleicht sogar einem Aprilscherz auf den Leim gegangen war? Fiona jedenfalls nicht. Wenn ich diese Mrs Wilson in die Hände bekomme ...

      »Kommen Sie, Kindchen.« Mrs Reid hakte sich bei ihr und bei Liz unter, dann zog sie die beiden mit sich, als wären sie drei Jugendliche, die auf eine Party gingen. Fiona atmete tief durch und ließ sich gerne aus ihren düsteren Gedanken reißen.

      Im Festsaal tobte schon das Leben. Viele Grüppchen standen beieinander und hielten teils lautstarke Unterhaltungen. Einige der Anwesenden saßen bereits an Tischen. Der Raum war erfüllt mit Lachen und Musik. Selbst Kinder rannten durch die Reihen und niemand schimpfte mit ihnen, weil sie nicht still irgendwo in einer Ecke saßen. Ihre eigenen Eltern hätten das nie durchgehen lassen. Fiona hatte stets darauf achten müssen, einen guten Eindruck zu machen, damit man sich nicht für sie schämen musste. Gut, das hatte sie vergeigt, seit sie erwachsen war und Fiona sich nicht standesgemäß verhalten hatte, sprachen weder ihre Mutter noch ihr Vater mit ihr.

      Das vollbeladene Buffet ließ Fionas Magen knurren. Wann hatte sie zuletzt etwas gegessen? Plötzlich blieb ihr Blick an einem gut aussehenden Mann hängen.

      Geschockt von der Erkenntnis griff sie nach dem Arm von Mrs Reid. »Ist das etwa Adam Ward?«

      »Ja, das ist er. Ein hübscher Kerl. Ist das der ...«, aber weiter kam sie nicht, denn eine ältere Dame mit ausladendem Vorbau und weißen Haaren, die einen Lilastich aufwiesen, kam in diesem Moment zu den drei Frauen und begrüßte sie.

      »Hallo, meine Lieben! Schön, dass ihr da seid. Und so einen hübschen Besuch habt ihr mitgebracht.« Sie lächelte, aber Fiona hatte sofort das Gefühl, dass dieses Lächeln nur aufgesetzt war. »Ich bin Mrs Thompson.«

      Fiona griff nach der dargebotenen Hand. Was hätte sie auch sonst tun sollen? »Guten Tag. Mein Name ist Baduhn.«

      »Ein hübsches Schätzchen sind Sie!« Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ die Frau endlich ihre Hand los und wandte sich an Fionas Begleiterinnen. Ihr war das nur recht, denn die Neugier war in ihr erwacht und sie fragte sich, was Adam Ward ausgerechnet in diesem Kaff in Schottland machte. Mel würde Augen machen, wenn sie ihr das erzählen würde.

      Ihr Blick huschte erneut zu dem Mann hinter dem Pfeiler. Er saß da, als wollte er von niemandem wahrgenommen werden. Das konnte doch nicht wahr sein, da wollte sie in ein schottisches Dorf ziehen, bekam den vertraglich zugesicherten Job nicht und dann traf sie ausgerechnet auf dem Dorffest den Schwarm ihrer besten Freundin Melanie! Sobald sie das erfahren würde, wäre Mel vermutlich schneller hier, als es Fiona recht war.

      Er sah verdammt heiß aus. Geradezu verboten gut! Auf den Postern, die noch vor ein paar Jahren im Zimmer ihrer besten Freundin gehangen hatten, war er ihr nicht so attraktiv erschienen. Im Gegenteil, Fiona hatte nie verstanden, was Mel an den drei Lackaffen der Centerstarks fand. Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete sie ihn und sah schon von Weitem den Angriff der Killerprinzessin von rechts. Stark geschminkt, blondiert, falsche Fingernägel und ihre meterlangen Beine steckten in Glanzleggings! Diese geschmackliche Modeerscheinung war ein Graus, sogar bei solchen Beinen. Die Gazelle pirschte sich an, legte ihrem Opfer von hinten die Hände auf die Schultern und flüsterte etwas in sein Ohr. Moment mal, war das nicht die Tussi, die über der Bäckerei wohnte? Toll, nicht nur ihre Wohnung hatte das Miststück ihr weggeschnappt, auch den einzigen