Casy Paix

SAII-RON


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nicht aufgeben.

      Dichter Qualm ergoss sich stetig in die engen Gassen des Dorfes und das Feuer verschlang alles, was sich in seinem Weg befand. Die Zeit drängte, ich sollte wirklich von hier fliehen. Aber zuvor musste ich es noch ein Mal versuchen. Ich nahm meinen Mut zusammen und klopfte erneut zaghaft an die Tür.

      „Mama bitte, wenn du da bist mach auf! Wir können zusammen fliehen“, flüsterte ich verzweifelt.

      Es vergingen ein paar Sekunden, bis die unabänderliche Wahrheit, die kleine noch herrschende Hoffnung in mir verdrängte. Es würde mir niemand öffnen. Verzweiflung ergriff von mir Besitz und wieder rannen Tränen über meine Wangen.

      „Wen haben wir denn da? Ein Kätzchen, das so verzweifelt an der Türe kratzt! Pass auf das dir der Teufel nicht höchstpersönlich öffnet.“

      Ich erstarrte. Die Stimme des Fremden drang mit einer unsagbaren Bösartigkeit in mein Bewusstsein ein. Ich hatte zu lange gewartet. Sie hatten mich gefunden!

      Obwohl ich mit dem Rücken zu dem Fremden stand, spürte ich eine Aura der Macht über mich hinweg gleiten. Langsam drehte ich mich um und war froh, den festen Halt der Tür, in meinem Rücken zu wissen. Nur ein paar Meter von mir entfernt stand wahrscheinlich das größte Pferd, das ich jemals gesehen hatte. Fast hätte ich es gar nicht erkannt, denn seine Fellfarbe verschmolz mit den Schatten der Gasse, sodass es fast nicht zu erkennen war. Nur das blutrote Reitgeschirr verriet die ungefähren Ausmaße des Tieres. Beeindruckender als das Tier war jedoch sein Reiter, der es nun aus der kleinen Gasse heraustrieb. Er war komplett in Schwarz gekleidet. Nur ein goldenes Zeichen in Form eines Frauenkopfes prangte auf seiner Brust.

      Ein paar Meter vor mir blieb er stehen und sprang mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel. Als seine Stiefel den Boden berührten schien dieser unter ihm zu erbeben. Mein Blick schoss zu dem Gesicht des Fremden.

      „Suchst du deine Mama Kätzchen? Ich glaube, ich kann dir helfen sie zu finden!“

      Mit einem sadistischen Lächeln zog der Reiter sein Schwert.

      Ich schnappte erschrocken nach Luft. Seine zweideutige Botschaft war angekommen. Noch immer war ich wie versteinert und konnte mich nicht rühren. Meine innere Stimme schrie mich an mich endlich zu bewegen, bevor es endgültig zu spät war.

      „Zeig mir die Tränen auf deinem hübschen Gesicht. Schade das du noch nicht etwas älter bist. Andererseits wäre es eine Verschwendung deines Körpers, dich so unberührt sterben zu lassen.“

      Die Worte des Fremden schnitten in mich, als hätte sein Schwert mich schon berührt. Ich begann zu zittern und mein Herzschlag beschleunigte sich, sodass ich befürchtete es könnte jeden Moment zerspringen. Der Mann vor mir überbrückte die paar Meter, die uns voneinander trennten, in wenigen Schritten. Seine Präsenz erdrückte mich förmlich. Ich versuchte mich noch enger an die Tür in meinem Rücken zu pressen, doch es gab keinen Millimeter mehr, den ich hätte ausweichen können.

      Ich reichte dem Fremden gerade einmal bis zur Taille. Mein Blickfeld wurde von kompletter Schwärze eingenommen. Von einer Sekunde zur nächsten umschloss die Hand des Reiters mein Kinn und zwang meinen Kopf schmerzhaft nach hinten.

      „Bitte!“

      Ich erkannte meine eigene Stimme nicht wieder. So dünn und hoch wie ich sprach, war meine Angst deutlich herauszuhören.

      „Bitte was Kätzchen? Ich sehe, rieche und höre deine Angst. Und das reizt mich ungemein. Vielleicht werde ich dich doch nicht umbringen, sondern dich erst einmal etwas behalten. Ich glaube, es könnte eine kleine Herausforderung werden mit dir zu spielen! Seid ihr hier nicht alle zu Kämpfern ausgebildet worden? Bis jetzt habe ich noch nicht viel von eurem Können bemerkt, das ändert sich dann vielleicht.“

      Ich spürte, wie er leicht mit seinem Daumen über meine Lippen fuhr. Er steckte seine Waffe wieder zurück in die Schwertscheide.

      Kaum hatte er seine Hand frei, stützte er sich damit neben meinem Kopf an der Holztür ab. Ich fand mich in einer noch erdrückenderen Stellung wieder. Diese Nähe raubte mir fast den Atem.

      „Bevor du mich berührst, will ich lieber Sterben!“

      Ein leises Lachen kam über seine Lippen.

      „Sei vorsichtig was du dir wünscht, Kleines. Deine Wünsche könnten schneller in Erfüllung gehen, als du denkst. Und jetzt mach endlich die Augen auf und schau mich an! Ich will die Verzweiflung darin sehen.“

      Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich meine Augen und Lippen fest zusammengekniffen hatte. Die Finger, die mein Kinn umschlossen, forderten Gehorsam. Langsam aber unnachgiebig wurde ich gezwungen meinen Kopf noch mehr zu heben.

      Bitte, warum kommt denn niemand, um mir zu helfen?

      Weil alle tot sind, kam sofort die geflüsterte Antwort tief in meinem Inneren.

      Hätte ich doch nur meine eigene Waffe bei mir gehabt. Ein schneller Aufwärtshieb mit dem Dolch und etwas Glück und das Blut des Fremden würde genauso den Boden tränken wie das der Bewohner des Dorfes. Andererseits war ich mir gar nicht sicher, ob ich überhaupt eine Chance gegen ihn hätte. Ich war immerhin noch ein halbes Kind und dieser Mann vor mir schien nicht den Eindruck zu erwecken, das er schnell zu besiegen wäre.

      Das ganze Dorf mit ausgebildeten Kriegern hatte nichts gegen diese schwarzen Reiter ausrichten können. Sie alle waren von Anfang an verloren gewesen. Mit dieser Wahrheit überkam mich plötzlich eine eisige Ruhe.

      Mama, es tut mir leid, das ich es nicht geschafft habe. Es tut mir so leid, das ich das Versprechen nicht halten konnte. Ich werde ihn ein einziges Mal ansehen. Ein einziger Blick damit ich weiß, wer mich in mein nächstes Leben schickt.

      In dem Moment, in dem ich meine Augen öffnete und mein tränennasser Blick, auf den des Fremden traf, schien die Zeit still zu stehen. Goldenes Bernstein stürzte in Schiefergraue Abgründe.

      Erkennen, Überraschung, Entsetzen und ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte huschten über das Gesicht des Mannes.

      „Melissas Tochter“

      Diese zwei geflüsterten Wörter brachen den Bann und ich merkte, das der Fremde vor mir nicht länger mein Kinn fest hielt.

      Er wich ein paar Zentimeter zurück und brachte sein Gesicht auf meine Höhe.

      „Warum hat sie dich hier gelassen?“

      Sein Blick bohrte sich in meinen und ich schluckte trocken. Die Aura des Fremden war geradezu überwältigend.

      „So wie es aussieht, werde ich dich jetzt doch sehr lange behalten Kätzchen. Wie dumm von Melissa dich hier zu lassen. Sie hat anscheinend nichts dazu gelernt“.

      Dunkler Zorn schien sich um den Fremden zusammenzuballen und ich merkte, wie meine Angst ins Unermessliche stieg.

      „Hast du den Stein bei dir? Saii-ron?“

      Die Augen des Reiters verengten sich zu Schlitzen und seine Stimme nahm einen lauernden Ton an.

      „Ich weiß nicht, wovon du redest.“

      Selbst in meinen Ohren fehlte meiner Stimme die nötige Überzeugungskraft. Es glich einem Wunder, das er den kleinen Beutel, den ich fest umklammert in der Hand hielt, noch nicht bemerkt hatte.

      „Eine Lüge. Hhhmm, ganz nett Kleines. Merk dir eines für die Zukunft. Ich werde dich bestrafen solltest du mich noch einmal anlügen und es wird dir ganz sicher nicht gefallen. Mir jedoch dafür um so mehr.“

      Für die Zukunft? Wovon redete er denn nur? Ich werde mich nicht von ihm mitnehmen lassen. Niemals!

      Ich weiß nicht, woher ich den Mut nahm ihn anzusehen, aber mein Blick huschte nochmals kurz zu dem Gesicht über mir.

      Er hatte sich soweit zu mir heruntergebeugt, das ein Teil seiner schwarzen Haare seine Augen verdeckte. Trotzdem spürte ich deutlich das schiefergraue Brennen seines Blickes.

      „Vielleicht sollten wir