Waldemar Paulsen

Kommissar Herbst und der Rüde Rüdiger


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Mokka. Achille war nicht, der Appetit war ihm vergangen.

      Die Uhr zeigte 07:15 Uhr, als Ente bei Dödel- Alex an der Wohnungstür klingelte.

      „Komm rein, begrüßte Dödel- Alex seinen alten Freund.

      Ente war eher klein, nur 165 cm in die Höhe gewachsen. Er schielte grausam, hatte rechts ein Wanderauge. Dazu trug er eine Brille mit Gläsern, die so dick wie Cola- Böden waren. Sein ständiges Blinzeln machte Dödel- Alex schon wieder nervös, wie stets, wenn er Ente traf. Seinem watschelnden Gang hatte er den Spitznamen zu verdanken. Mit bürgerlichem Namen hieß er Friedolin Meiler. Man konnte Ente schlecht durchschauen, weil er ein äußerst schweigsamer Typ war, der die Lippen fast nur zum Fressen bewegte. Das war für andere eben das Schlimmste, dass man Ente nicht einzuschätzen wusste. Lediglich Dödel- Alex hatte einen Draht zu ihm gefunden. Man mochte sich.

      Sie setzten sich an den Küchentisch, Ente schob die Pistole beiseite und lehnte sich mit dem rechten Arm auf die Tischplatte.

      Für einen Moment war es totenstill in der Wohnung. Die drei Geldautomaten des Dödel- Alex hatten bereits nach harter Nachtschicht ihre Zimmer bezogen und befanden sich in tiefem Schlaf.

      „Dibber los, was ist Alex, was hast du für ein Problem?“, flüsterte Ente, während er mehrmals kräftig die Augen zusammenkniff und sein rechter Augapfel wieder zu wandern begann.

      „Mit schwer stockender Stimme stotterte Alex: „Es ist nicht so, wie du vermutest, Ente.“

      Dödel- Alex sah angegriffen aus. Trotz seiner 46 Jahre wirkte er älter als sonst. Die schwarzen Bartstoppeln gaben seinem Gesicht etwas Düsteres, Ungepflegtes. Das schwarze Haar stand ihm wirr und ungekämmt um den Kopf. Das Hawaii- Hemd über der mächtigen Brust war bis zum Bauchnabel geöffnet. Er trug es bereits den dritten Tag.

      Alex starrte Ente an und tat sich schwer weiterzureden, die Sache ließ sich nicht so einfach erklären; er verstummte für einen Moment, bis er sich einigermaßen gefasst hatte.

      Alex erzählte Ente eine geschönte Version seines Erlebnisses der vergangenen Nacht.

      Ente schüttelte heftig den Kopf, weil er es nicht fassen konnte, sich so früh an diesem Ort die Glückspielphilosophie dieses Phantasten anzuhören. Wie konnte er nur?, dachte Ente.

      „Heilige Scheiße, da hast du ja was angerichtet“, war Ente s Kommentar, der seit vier Monaten keinen Führerschein mehr besaß. Abgenommen wegen Trunkenheitsfahrt. „Ich mache mir ständig Gedanken um dich, bist doch mein einziger Freund. Alex, du bist nicht unzerstörbar. Es kommt der Tag, da wirst du es lernen; aber dann auf die harte Tour!“, bemerkte Ente und sah Alex dabei fest in die Augen.

      „Er hat es verdient, sowas macht man weder mit mir noch mit anderen Jungs“, erwiderte Alex und ergänzte: „Im Krieg tut man, was man tun muss, um überleben zu können.“

      Etwas leiser fügte Dödel- Alex hinzu:

      „Er liegt unten in dem gelben Polo, der vor der Tür parkt. Hat letzte Nacht dort schlafen wollen.“

      Ente hatte keine Lust, über diese Bemerkung zu lachen.

      Die Verkniffenheit löste sich wie eine Maske von seinem Gesicht. Maßlose Betroffenheit zeichnete alle Züge neu. Er hatte Probleme, den geschilderten Sachverhalt zu verifizieren.

      „Und nun?“, fragte Ente.

      „Wir fahren jetzt mit der Taxe in die Kieler Straße und mieten bei der Autovermietung „Günstig“ einen VW- Transporter.

      Du hast doch noch die große Überseekiste aus Bongossi- Holz. Die laden wir auf die Pritsche des VW und fahren damit in die Holstenstraße.

      Beim Kohlenhöker holen wir drei Zentner Eierbrikett und an der Aral um die Ecke einen Kanister Benzin, dann fahren wir wieder hier her.“

      „Gut“, stöhnte Ente und fügte hinzu:“ Ein St. Paulianer tut was möglich ist, wenn man ihn ruft.“

      Um 10:10 Uhr hatten beide Dödel- Alex s Plan in die Tat umgesetzt.

      Alex parkte den weißen VW- Pritschenwagen vor seiner Haustür und gab Ente den Befehl, den Mietwagen jetzt bis zum Heiligengeistfeld zu fahren.

      Alex fuhr mit dem Polo und dem Leichnam Eier- Ottos voraus, Ente folgte ihm mit der VW- Pritsche.

      Bei dem Flakbunker parkten sie die Kfz nebeneinander auf der von der Feldstraße her nicht einsehbaren Seite.

      In Höhe der Glacis- Chaussee konnten sie die ersten Schausteller sehen, die ihre Karussells montierten; in einer Woche sollte der Hamburger Sommer- Dom starten.

      Dödel- Alex öffnete die Kofferraumklappe des Polo s, gab Ente einen Wink und sie zogen den Leichnam Eier- Ottos aus dem Kofferraum, um ihn in die Holzkiste auf die drei verstreuten Zentner Eier- Briketts zu legen. Alex warf mit Schwung einen roten 5l- Benzinkanister hinterher.

      Mit einem lauten Krachen klappte der Deckel der Holzkiste auf den Kistenrahmen.

      „Ente, du parkst jetzt den Transporter am Hans- Albers- Platz vor dem Chikago, da sind die Parkplätze um diese Zeit meistens frei.

      Dann watschelst, quatsch, entschuldige bitte, gehst du nach Hause. Ich melde mich später. Lass dich nicht von der Schmiere erwischen, so ohne Lappen!“, war Alex s Befehlston.

      „Und du?“, erwiderte Ente.

      „Ich fahre mit dem Polo zur Esso, die Nummernschilder- Lampen tauschen und dann zur Schmiere. Hab letzte Nacht eine Mängelmeldung bekommen. Muss die Gurke vorführen, damit sie keinen Verdacht schöpfen...

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