Miguel de Cervantes

Don Quijote


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Wolfes fürchterlich Geheul, des Leuen

       Gebrüll, das gräßliche Gezisch der schuppigen Schlange,

       Aus fremden Untiers Schlund das heisere Bellen;

      Und das Gekrächz der Krähen, die da dräuen,

       Daß Unheil naht; die Stürm im Donnergange,

       Wild kämpfend auf empörten Meereswellen;

      Des Stiers Gebrülle, den im Kampf zu fällen

       Dem Feind gelang; der Turteltaube Girren

       Um ihres Gatten Tod; der düstre Sang der Eule,

       Der vielbeneideten; das Angstgeheule

       Verdammter Geister, die im Dunkel schwirren;

      Mir sollen sich all diese Kläng entringen,

       Mit meiner Seele ineinanderklingen

       In einem Schrei, daß wirr zusammenbrechen

       Die Sinne all; denn was mein Herz bedränge,

       Heischt neue Klänge,

       um es auszusprechen.

      Nicht soll des Vaters Tajo Sandgefilde

       Mich hören, nicht der Bätis, der in Düften

       Des Ölbaums hinwallt zu des Südens Pforten:

      Ausklingen soll mein Schmerz, der grimme, wilde,

       Auf hohen Felsen und in tiefen Klüften,

       Von toter Zunge, in lebendigen Worten;

      Oder in dunklen Tälern und an Orten,

       In deren Öde Menschen nie verkehren

       Oder die nie den Sonnenstrahl gewahren,

       Oder wo wilder Bestien giftge Scharen

       Sich an des flachen Nils Gestade nähren.

      Und wenn auch nur in leblos öder Heide

       Das Echo, auferweckt von meinem Leide,

       Verkündet deine Härte sondergleichen,

       So wird es doch – ein Vorrecht meinem

       Wehe – In Fern und Nähe

       rings die Welt durchstreichen.

      Verschmähn bringt Tod; Verdacht, ob er vergebens

       Sich regt, ob wahr, weiß die Geduld zu morden;

       Tod bringt auch Eifersucht, die schlimmste Plage.

      Zu lange Trennung nagt am Mark des Lebens;

       Gegen die Angst, daß du vergessen worden,

       Hilft auch kein sichres Hoffen beßrer Tage.

      Dies all ist sichrer Tod. Ich aber frage:

       Welch Wunder, daß ich fort mein Dasein führe,

       Entfernt, verschmäht, von Eifersucht durchlodert!

       Wahrheit der Argwohn, der mein Leben fordert!

       In der Vergessenheit, an der ich schüre

      Des Busens Glut, in soviel Qualen, nimmer

       Ersah mein Blick der Hoffnung fernsten Schimmer,

       Ich wage selbst nicht mehr, ihr nachzustreben,

       Nein, um mich zu versenken in mein Leiden,

       Schwör ich zu meiden

       sie fürs ganze Leben.

      Kann man im selben Augenblicke hoffen

       Und fürchten? Wer mag hoffen und vertrauen,

       Wo für das Fürchten stärkre Gründe walten?

      Vom Blick der nahenden Eifersucht getroffen,

       Soll schließen ich mein Äug; ich muß sie schauen

       Durch tausend Wunden, so die Seel zerspalten.

      Wer wird dir nicht die Tür weit offenhalten,

       Mißtrauen, wenn Mißachtung ihre Züge

       Entschleiert zeigt, in jeder kleinsten Handlung

       Verdacht zur Wahrheit wird, o schlimme Wandlung!

       Und reine Wahrheit sich verkehrt zur Lüge?

      Gib, Eifersucht, Tyrannin in den Landen

       Der Liebe einen Dolch! Mit Todesbanden,

       Verschmähung, komm, mit festgedrehten Stricken!

       Doch ach, schon fühl ich, wie Erinnerungen,

       Die mich bezwungen,

       alles Leid ersticken.

      Doch muß ich sterben. Und damit ich künftig

       Nie Heil erhoffen darf in Tod und Leben,

       Will ich festhalten meinen Wahn und sagen:

      Daß, wer recht liebt, recht handelt und vernünftig;

       Daß der am freisten, der zumeist ergeben

       Sich von der Liebe läßt in Bande schlagen;

      Daß dir die Feindschaft stets zu mir getragen,

       Schönheit der Seele wie des Leibs beschieden;

       Daß ich’s verschulde, wenn du mich vergessen;

       Daß durch das Leid, das sie uns zugemessen,

       Die Lieb ihr Reich hält in gerechtem Frieden.

      Mit solchem Wahn und mit grausamem Strange

       Das Ziel beschleunigend, zu dem seit lange

       Dein Hohn mich führt, geb ich, dem Erdenqualme

       Entrückt, den Lüften Leib und Seele, ohne

       Daß einst mir lohne

       Lorbeer oder Palme.

      Durch soviel Unrecht, das du mir erwiesest,

       Gabst du das Recht mir und gabst mir die Lehre:

       Sein Recht zu tun dem lang verhaßten Leben.

      Sieh meines Herzens Wunden an, du liesest

       Darin, wie freudevoll ich dir’s gewähre,

       Mich deinem Groll als Opfer hinzugeben.

      Erkennst du dann vielleicht, mein treues Streben

       War wert, daß deiner Augen Himmelshelle

       Bei meinem Tod sich trübe – doch geschehe

       Das nie! Dich rühre nie das kleinste Wehe,

       Wenn ich mein Herze dir zur Beute fälle.

      Nein, lachend, wenn zum Grab gehn meine Reste,

       Zeig, daß mein letzter Tag dir wird zum Feste!

       Doch töricht, daß ich solchen Rat verschwende;

       Da es ja anerkannt, wie Ruhm und Ehre

       Es dir gewähre,

       wenn so rasch mein Ende.

       Nun kommt, ‘s ist Zeit, vom schwarzen Höllenpfade,

       Kommt! Tantalus, der ewgen Dursts Geplagte,

       Und Sisyphus, den Stein emporzuschwingen

      Bemüht, Ixion unter seinem Rade,

       Und Tithyus, der vom Geier stets Genagte,

       Die Schwestern, die in ewger Mühsal ringen:

      Laßt euren Jammerschrei herüberklingen

       In meine Brust, kommt all mit dumpfer Klage,

       Und – falls sie dem Verzweifelten gebühren

       Dem Leichnam Totenchöre aufzuführen,

       Ob auch die Welt das Bahrtuch ihm versage.

      Du, Höllenpförtner, auch mit den drei Rachen,

       Ihr Ungeheuer, all ihr tausendfachen,

       Eur Grundbaß