Urs Hanhart

mit Gottes Hilfe vom Krebs geheilt


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Zeit planten wir zum 50. Geburtstag meiner lieben Ehefrau Cécile eine grosse Reise zu zweit. Es blieben noch etwa 1 ½ Jahre Zeit dazu.

      Geburtstage sind manchen Menschen sehr wichtig, anderen weniger. In unserer grossen Familie ist allen Menschen wenigstens der 50. Geburtstag wichtig. – «Die Mitte des Lebens» – ein Fest, dass es zu feiern gilt – wie auch immer das aussehen mag.

      Schon viele Jahre schwärmte Cécile für den Norden. Ich hatte da weniger Freude daran, weil ich mit Kälte nicht so gut umgehen kann.

      Daraus entstand im Laufe der Zeit die Idee von einer Kreuzfahrt in den Norden. Ein Kompromiss, der unsere beide Bedürfnisse abdeckte – im beheizten und fahrbaren Hotel von Ziel zu Ziel reisen, und doch kühle Ausflüge zu erleben.

      – Perfekt.

      Wir suchten uns eine Route aus und buchten. Leise Vorfreude auf die noch so weit entfernte Ferienreise begann in unserem Innenleben zu erblühen.

      Erneute Beschwerden

      Kurz darauf, im Juli 2018 ging ich auf Anraten meiner lieben Ehefrau zum Arzt. Ungewöhnlich häufige und unberechenbare Müdigkeit liess Diabetes vermuten. Es wurde ein Blutbild erstellt. Ausser einem hohem PSA Wert war ich aber vollkommen gesund.

      Das führte mich wieder zum Urologen. Dort sollten eventuelle Tumor Erkrankungen ausgeschlossen werden. Über die Monate wurden mehrere Tests und Untersuchungen gemacht.

      Dabei stieg der PSA Wert weiter an. Irgendwann hörte ich das erste Mal den Begriff möglicher Krebs.

      Es war für mich wirklich ein Geschenk des Himmels, dass ich die Krankheit mit ungewissem Ausgang einfach annehmen konnte – im buchstäblichen (nicht erklärbaren) Gottvertrauen.

      Dieses ‘Dein Wille geschehe’ kam ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt «wissentlich» in mein Herz, und war fast täglich in meinen Gedanken und Gebeten. Wirkliche Sorgen machte ich mir keine. Unser Priester meinte mit einem wissenden Lächeln, dieses «Dein Wille geschehe» sei schon viel länger in meinem Herzen.

      Es wurde eine Gewebeprobe entnommen, und am 24. Oktober 2018, vormittags, kam der Anruf - alle Ergebnisse sind negativ – kein Krebs!

      Über Mittag ging ich in die Kirche für ein inniges Dankgebet. Nach Feierabend fuhr ich ins Tattoo-Studio und vereinbarte einen Termin, um mein in die Jahre gekommenes

       «vertraue-Jesus-Tattoo» aufzufrischen. Und abends feierten wir allein zu zweit, bei einem sehr feinen Abendessen und einem guten Tropfen.

      aus 2013

      Überarbeitet im 2018

      Für uns war damit das Thema vom Tisch und die Nachkontrolle in drei Monaten eigentlich nur noch eine Formsache. Wir lebten unser Leben – fühlten uns von Gott getragen in dankbarer Freude.

      Die Nachkontrolle

      Dann, am 29. Januar 2019, bei der Nachkontrolle, war der PSA Wert gefährlich hoch. In der Reaktion meines Arztes erkannte ich eine gewisse Hektik, so gut er sie auch zu verbergen suchte. Etwas war nicht gut!

      In früheren Gesprächen mit meinem Arzt wollte ich wissen, was die PSA-Werte bedeuten. Ich habe in Erinnerung, wie er mir das damals ganz einfach erklärte:

      Je höher der Wert, um so wahrscheinlicher ist ein Tumor. Die Werte grob skizziert bedeuten: Bei einem gesunden Mann sollten die Werte um die drei liegen. Ab dem Wert fünf sollte die Entwicklung genauer angesehen werden. Ab dem Wert neun heisst es «Achtung Gefahr». Werte von zwanzig und darüber sind in der Regel ein nahezu sicheres Todesurteil.

      Soweit im mich erinnere, lag mein Wert

       an diesem Tag bei 15,9.

      Ich bekam von meinem Arzt eine Überweisung in eine Radiologie. Bereits acht Tage später hatte ich einen Termin, um ein MRI machen zu lassen.

      Wenige Tage später erklärte mir mein Arzt das Ergebnis. Es zeigten sich Schatten auf dem Bild. Ein Tumor war inzwischen wahrscheinlich. Es kümmerte mich eher wenig. «Dein Wille geschehe» war stark in mir.

      Aber es geschah etwas ganz Entscheidendes. Ab hier wurde aus meiner Krankheit, unsere Krankheit.

      Dank dieses Umstandes, wurde die Krankheit von uns beiden – meiner lieben Frau und mir gleichermassen getragen. Die Kraft dafür schenkte uns Gott. Auf rationale Weise nicht erklärbar.

      Im gemeinsamen, nicht erklärbaren Gottvertrauen, machten wir uns beide kaum Sorgen. Wir sprachen viel über die Krankheit und mögliche Szenarien. Auch beteten wir oft gemeinsam.

      Eine computergesteuerte Biopsie wurde geplant und ausgeführt. Um das Ergebnis dieser Biopsie erklärt zu bekommen, die nun Klarheit schaffen sollte, gingen wir gemeinsam, vormittags am 21. März 2019 zu meinem Arzt.

      Es war für Cécile selbstverständlich, mich dabei zu belgleiten. Für mich war es eine unbeschreibliche Erleichterung, sie an meiner Seite zu haben.

      Denn irgendwie «wussten» wir, was uns erwartete. Und doch fühlte ich mich (wir uns) geerdet im Vertrauen auf unsere Liebe und gegenseitige, absolute Verlässlichkeit. Genauso wie auf die Liebe Gottes, der uns in Allem immer beigestanden hat, und beistehen wird.

      Diagnose

      Am 21. März nahmen wir uns zwei Stunden frei, um den Arzttermin wahr zu nehmen. Eine kurze Begrüssung und ohne lange Umschweife erklärte mein Arzt uns;

       Es ist ein bösartiger Tumor – Prostatakrebs,

       zuwarten geht nicht !!

       Wir waren auf unerklärliche Weise auf diese Nachricht vorbereitet. Sie erschreckte uns nicht.

      Sehr ausführlich erklärte uns mein Arzt, was nun für Behandlungsmöglichkeiten offen standen. Auch erklärte er uns von allen Varianten die Vor- und Nachteile, Aufwand, Chancen und noch manch anderes.

      Mit viel Papier, und noch mehr Infos gingen wir zurück in den Alltag. Vormittags um halb elf verliessen wir die Arztpraxis und waren ziemlich aufgewühlt.

      Jetzt sich einfach zu trennen und zur Arbeit zu fahren ging irgendwie nicht. Wir brauchten erst mal – wir wussten es selber nicht so genau – vielleicht einen Kaffee.

      In unserem Innenleben spielte sich gerade etwas absolut nicht Definierbares ab. Es fühlte sich an wie ein gewaltiger Orkan und gleichzeitig wie ein lautloses und gefühlsneutrales Vakuum.

      Gerade so wie in einem Film, den man nicht als Zuschauer und nicht als Schauspieler miterlebt, sondern irgendwie, wie aus einer Seitengasse heraus. Dieses Gefühl spülte auch der Kaffee nicht weg.

      Wir umarmten uns schliesslich sehr innig, und versprachen uns abends zu reden. Das taten wir auch, lange und sehr, sehr liebevoll. Ein weiteres Geschenk des Himmels.

      Wir hatten nun einige Tage Zeit, das alles setzen zu lassen.

      Dankbar

      Ich bin meiner lieben Frau Cécile für ihre Begleitung und Unterstützung so unendlich dankbar, für die Wochen und Monate davor, ganz besonders aber für all das, was noch auf uns zukommen wird. Das Wissen sie an meine Seite zu haben, ist unbezahlbar. – Was die Liebe alles tragen kann ...

      … und plötzlich ist alles anders

      Und plötzlich ist alles anders. Es passiert unmerklich, nicht schnell, nicht langsam, nicht erklärbar. Prioritäten verschieben sich. Der Glaube an Gott wird buchstäblich mit Feuer und Sturm geprüft.

      Wahre Überzeugungen werden bestätigt. Übriges löst sich in Nichts auf, und bleibt auf ewig unauffindbar. Ja selbst die Erinnerung daran ist völlig ausgelöscht.

      Das