Helga Henschel

Bremen


Скачать книгу

Weg fort.

      Es dauerte nicht lange, da saß eine mies dreinschauende Katze am Wegesrand. Auch sie konnte ihrer Herrin nicht mehr genügend Mäuse fangen und schloss sich den Dreien an.

      Gemeinsam erreichten sie ein Gehöft. Hier saß ein Hahn und schrie aus Leibeskräften. Auch der Hahn stand fast am Ende seiner Lebenszeit, denn die Hausfrau wollte ihn im Suppentopf kochen. Die anderen erzählten ihm von ihrem Vorhaben und er ging mit.

      Es wurde Nacht, sie waren müde und brauchten einen Ruheplatz. In einem Wald unter einem Baum fanden sie Platz. Der Hahn auf der Spitze des Baumes schaute sich vor dem Einschlafen noch mal nach allen Seiten um. Dabei entdeckte er weit entfernt ein Licht und machte seine Gefährten darauf aufmerksam. Vermutlich kam das Licht von einem Haus. Der Schlafplatz passte ihnen ohnehin nicht so recht, sodass sie sich zum Haus aufmachten. Vielleicht bekamen sie auch etwas zu essen.

      Angekommen erkannte der Esel schnell, dass es sich um ein Räuberhaus handelte, als er durch das Fenster blickte. Sie beratschlagten und hatten eine Idee. Der Esel sollte die Hufe auf das Fenstersims stellen, der Hund auf seinen Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern und der Hahn an die Spitze fliegen. So aufgestellt fingen sie auf ein Zeichen an, Musik zu machen.

      Unter Lärm stürzten sie in die Stube. Die Räuber erschraken dermaßen, dass sie in den Wald flohen. Esel, Hund, Katze und Hahn setzten sich an den gedeckten Tisch und aßen sich satt. Nach Mitternacht legten sie sich zur verdienten Ruhe und löschten das Licht.

      Das sahen die lauernden Räuber und ein Mutiger sollte die Lage feststellen. Er fand alles ruhig vor, ging hinein und wollte die Kohlen anzünden. Doch dabei handelte es sich um die glühenden Augen der Katze, die wutentbrannt aufsprang und ihn kratzte. Der Hund biss ihm ins Bein und der Esel gab ihm einen gewaltigen Tritt. Der Räuber ergriff die Flucht und der Hahn schrie hinter ihm her.

      Der Räuber lief zu seiner Bande zurück und berichtete atemlos, dass eine Hexe, ein Mann mit einem Messer, ein Ungeheuer und auf dem Dach ein schreiender Richter im Haus seien. Die Räuber trauten sich daraufhin nicht mehr zurück.

      Die Musikanten blieben bis an das Ende ihrer Tage dort wohnen.

Image

      Lesende Stadtmusikanten beim Parlamentsgebäude

      Liebfrauen Kirche

      Der Bau ist nach dem Dom die älteste Kirche. Sie fungierte ehemals als Kirche des Bremer Rates und diente als sicherer Aufbewahrungsort für Schätze und Urkunden. Im 19. Jahrhundert dagegen fungierte sie als Garnisonskirche. Davon zeugt noch das Reiterstandbild des Generalfeldmarschalls Hellmuth von Moltke (1800 – 1891), das am Nordturm hängt. Von Moltke gilt neben Bismarck als militärischer Begründer der Deutschen Einigung.

      Die evangelische Gemeinde heute ist engagiert und aktiv mit vielen Konzerten.

      Das Kirchengebäude unterlag einigen Umgestaltungen, bis es die heutige Form erhielt. Der Platz um die Kirche war der ehemalige Friedhof und heißt dementsprechend „Unser Lieben Frauen Kirchhof“. Das Beinhaus, in dem die Knochen gesammelt wurden, lagerte man während der Bebauung des Friedhofes um in das Nordschiff der Kirche. Seit 1992 ist der ehemalige Kohlen- und Heizungskeller als Andachtsraum St. Veith-Kapelle hergerichtet mit einem direkten Zugang zum Kirchenschiff.

      Besichtigung: Di 15- 17 Uhr, Do 10 bis 12 Uhr

      Auf dem Liebfrauenkirchhof findet das ganze Jahr über vormittags ein bunter Blumenmarkt statt. Mittendrin steht ein Brunnen und es ist Brauch, rückwärtsgewandt ein Geldstück hineinzuwerfen. Früher bekamen die im Brunnen schwimmenden Goldfische vom gespendeten Geld Futter. Doch diese schöne Sitte gehört, seit Taxifahrer nicht mehr dort auf Kundschaft warten, leider der Vergangenheit an.

Image

      Brunnen an der Liebfrauen-Kirche

      Obernstraße und Sögestraße - shoppen

      Vom Liebfrauenkirchhof geht es in die Shoppingmeilen der Stadt. Gesäumt von vielen kleinen und großen Geschäften passieren zahlreiche Menschen die Straßen. Die Obernstraße gehört zu den ältesten Straßen und wurde damals von den Reichen und Mächtigen bewohnt. Doch eine reine Fußgängerzone ist sie heute nicht, denn zwei Linien der Bremer Straßenbahn bahnen sich langsam und wachsam ihren Weg.

      Den Fußgängern vorbehalten ist dagegen die abzweigende Sögestraße. Den Namen Söge, plattdeutsch für Sauen, erhielt sie von den vielen Schweineställen. Durch das Herdentor wurden die Viehherden auf die Bürgerweide getrieben. Das beliebte Denkmal und Fotomotiv „Schweinehirt und seine Herde“ am Ende der Straße erinnert an das frühere Leben in der Sögestraße.

Image

      Sau mit Ferkel in der Sögestraße

      Der St. Petri Dom

      Die Hauptkirche bauten die Domherren vor über 1200 Jahren auf der Weserdüne zehn Meter über dem Meeresspiegel und damit vor Hochwasser geschützt. Die ältesten Teile befinden sich in den Krypten. Nach Jahren der Vernachlässigung erfolgte in den 80er Jahren eine umfassende Restaurierung. Aus der Zeit stammt auch die vollständige, heutige Ausgestaltung des Doms mit historischen Malereien. Die Fenster überlebten den Weltkrieg leider nicht und wurden nach dem Krieg erneuert.

Image

      Der Bremer Dom

      Freiherr von Knigge, bekannt durch Regeln für richtiges Benehmen, wirkte bis zu seinem Lebensende in Bremen als Hannoveraner Oberhauptmann. Er beaufsichtigte die Domkirche und die angeschlossene Domschule und kümmerte sich um die Witwen und Waisen der Gemeinde. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit wirkte er an der Eröffnung des Bremer Theaters mit. 1796 verstarb von Knigge an einem Nierenleiden und wurde im Dom beigesetzt. Seine Frau und seine Tochter verließen erst zwei Jahre später Bremen, weil seine Tochter Philippine unbedingt am Grab ihres Vaters getraut werden wollte. Das Grab befindet sich im Dom, die Grabplatte ist allerdings nur sehr undeutlich zu erkennen.

      Wo steckt die Dom-Maus?

      Manche Besucher hörten bestimmt schon von der geheimnisvollen Dom-Maus. Doch wo ist sie zu finden? Und welche Bewandtnis hat es mit der Maus?

      Wenn der Dom geöffnet ist, geht es durch das ganze Kirchenschiff auf den Hochalter zu. Auf der rechten Seite des Hochaltars ist eine zugemauerte Tür. Dort leuchtet ein Scheinwerfer die Dom-Maus an. Aber, um die kleine Steinskulptur überhaupt erkennen zu können, müssen Besucher schon ganz nah an den Torbogen herantreten, um unten im Stein die kleine Maus zu entdecken. Sie ist in aufrechter Form dargestellt, also anders, als man vermuten würde. Nur zehn Zentimeter misst dieser Winzling.

      Seit dem 11. Jahrhundert befindet sich die Dom-Maus an dieser versteckten Stelle. Lange Zeit galt sie als Scherz mittelalterlicher Handwerker, die am Bremer Dom arbeiteten. Aber auch als Zeichen oder Signatur eines Bauherrn könnte sie dorthin gelangt sein.

Image

      Die winzige Dom-Maus

      Doch ein pensionierter Zoodirektor nahm sich der Dom-Maus an und forschte nach. Er wies zweifelsfrei den Sinn und Zweck der verewigten Maus nach. Mäuse und Ratten galten im Volksglauben einst als Sinnbilder des Teufels und der Hexen. Das eingemeißelte Exemplar sollte diesen Unholden den Zutritt zum Gotteshaus verwehren.

      Es ist kaum zu glauben, dass einer winzigen Maus, die auch nur schwer im Dom aufzuspüren ist, eine solche große Bedeutung zugemessen wurde.