Sarah Glicker

Seal Team 9


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kann, dass sie immer unsicherer wird. Ich habe keine Ahnung, mit was für Leuten sie normalerweise in ihrem Job zu tun hat, aber ich bin mir sicher, dass so offensichtlich noch keiner mit ihr geflirtet hat, ohne mit ihr zu sprechen. Und das gilt für ihr Privatleben, wie auch für ihren Beruf.

       Sonst würde sie ganz anders reagieren.

       „Allgemeine Verkehrskontrolle“, bringt sie schließlich heraus, nachdem sie sich anscheinend wieder etwas gefangen hat.

       „Das habe ich mir schon gedacht.“ Mit einem frechen Grinsen bedenke ich sie.

       Gleichzeitig kann ich aber auch nicht für mich behalten, dass ich ein wenig unter Zeitdruck stehe, als mein Blick zu der Uhr auf dem Display wandert, welches sich in der Mitte meines Fahrzeugs befindet.

       „Sie wissen, dass Sie zu schnell gefahren sind?“, erkundigt sie sich und wirft mir einen skeptischen Blick zu.

       In diesem Moment ist sie vollkommen in ihrem Element. Und ich gebe zu, dass sie dabei wirklich sexy aussieht. Hier und jetzt hat das aber nichts zu suchen.

       „Sorry, mein Vorgesetzter ist nicht sehr froh darüber, wenn ich zu spät komme. Er hat gerade erst angefangen und da würde ich nur ungern direkt negativ auffallen.“

       Ich verziehe ein wenig das Gesicht und hoffe inständig, dass sie mich einfach fahren lässt.

       Es wird immer später und später. Bereits in einer halben Stunde muss ich zum Dienstbeginn da sein und das ist kaum noch zu schaffen. Dennoch bleibe ich ruhig und halte mir vor Augen, dass sie auch nur ihren Job macht. Obwohl ich zugeben muss, dass mir das gerade nur sehr schwerfällt.

       „Und wo arbeiten Sie? Auf dem Stützpunkt?“, fragt sie mich nun, als ihr Blick auf die Flagge fällt, die sich an meinem grünen Shirt befindet.

       An ihrer Stimme erkenne ich, dass sie mich eigentlich damit aufziehen will.

       „Ich bin ein Navy Seal“, erkläre ich deswegen nur und zucke mit den Schultern.

       Im ersten Moment sehe ich ihr an, dass sie keine Ahnung hat, wie sie darauf reagieren soll. Ein wenig unsicher betrachtet sie mich, sodass ich noch eines obendrauf setze.

       Sanft lächle ich sie an. Noch in der gleichen Sekunde kann ich erkennen, dass sie unsicher wird. Im ersten Moment hat sie keine Ahnung, wie sie darauf reagieren soll. Doch dann erwidert sie es, wenn auch etwas zaghafter.

       „Navy Seal?“, fragt sie beinahe vorsichtig nach.

       Ich nicke nur.

       Nachdenklich betrachtet sie mich einige Sekunden. Gerade würde ich gerne wissen, was in ihrem Kopf vor sich geht. Das würde es mir einfacher machen. Und unter normalen Umständen wüsste ich das auch. Sie hat sich allerdings so sehr verschlossen, dass ich es gerade nicht sagen kann.

       „Okay“, gibt sie schließlich von sich, nachdem sie anscheinend darüber nachgedacht hat.

       Sie spricht allerdings so leise, dass ich sie kaum verstehen kann. Kurz wandert ihr Blick zu ihrem Kollegen, der uns allerdings nicht zu beachten scheint. Noch immer blickt er auf sein Handy und scheint allgemein nichts von seiner Umwelt wahrzunehmen.

       Wäre er ein Seal, wäre er schon längst aus dem Zug geschmissen worden. Hätte er dieses Verhalten bei seiner Ausbildung gezeigt, hätte er nicht einmal den ersten Tag überstanden.

       Müsste ich sein Verhalten beurteilen, würde ich behaupten, dass er irgendwie gelangweilt aussieht. Beinahe so, als wäre er lieber irgendwo anders.

       Zu gerne würde ich zu ihm gehen und ihm das Handy aus der Hand nehmen. Mir liegen die Worte auf der Zunge, dass das, was er macht, nicht gerade ungefährlich ist. Schließlich weiß man nie, wer sich in einem Fahrzeug befindet. Es gibt nämlich Gründe, wieso man zu zweit unterwegs ist.

       Man gibt sich gegenseitig Deckung und unterstützt sich. Allerdings kann ich beides bei ihm nicht erkennen.

       Diese Worte behalte ich allerdings für mich. Mein Gefühl sagt mir, dass es gerade nichts bringen würde. Allerdings nehme ich mir vor, dass ich mit seinem Vorgesetzten sprechen werde, sobald ich die Gelegenheit dazu habe.

       Als ich mich wieder auf die Polizisten konzentriere, erkenne ich, dass sie mich nachdenklich ansieht.

       „Na gut“, erklärt sie schließlich. „Sie können weiterfahren.“

       Im ersten Moment kommt es mir so vor, als hätte ich mich verhört.

       „Wirklich?“, frage ich, um sicherzugehen, dass ich sie richtig verstanden habe.

       Dabei sagt mir mein Verstand, dass ich einfach Gas geben und von hier verschwinden soll, bevor sie es sich noch einmal anders überlegt. Doch genau das mache ich nicht.

       „In gewisser Weise sind wir ja Kollegen“, stellt sie nun fest.

       Vorhin war ich schon überrascht, doch nun bin ich es erst recht. Das lasse ich mir jedoch nicht anmerken.

       „Ich bin mir sicher, dass wir uns bald wiedersehen werden“, flüstere ich mit verführerischer Stimme.

       Noch während ich spreche, kann ich erkennen, dass sie zusammenzuckt und irgendwie unsicher aussieht.

       Dabei bin ich mir sicher, dass sie das normalerweise nicht ist. Als Polizistin strahlt sie Selbstsicherheit aus. In ihrem Job weiß sie genau, was sie macht. Sie strahlt eine gewisse Selbstsicherheit aus, die mir zeigt, dass sie schon einiges gesehen hat. Doch auf mich macht es den Eindruck, als wäre das in ihrem Privatleben das komplette Gegenteil.

       Jetzt habe ich aber keine Zeit, mich damit auseinanderzusetzen, sonst komme ich wirklich noch zu spät zur Arbeit, obwohl ich das gerne vermeiden würde.

       Gleichzeitig würde ich aber auch gerne wissen, wie weit ich gehen kann, bis sie einknickt. Daher hoffe ich, dass meine Worte stimmen und wir uns wirklich bald wieder über den Weg laufen werden. Beim nächsten Mal werde ich sie nämlich nicht einfach gehen lassen.

       Nun muss ich mich aber damit begnügen, sie ein letztes Mal anzulächeln, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit mache. Gerade kann ich nur noch hoffen, dass ich es noch pünktlich schaffe.

      2

      Kimberley

      Ich weiß noch immer nicht, was ich von dieser Idee halten soll. Und das, obwohl ich die letzten Tage genug Zeit hatte, um mich mit dem Gedanken, dem Plan – oder wie man es auch immer nennen will - anzufreunden. Immer wieder habe ich mir aus diesem Grund die Vorteile vor Augen gehalten. Dennoch habe ich es nicht wirklich geschafft ihn für mich ins richtige Licht zu rücken.

      Es ist eher so, dass ich noch immer der Meinung bin, dass es eine schwachsinnige Idee ist. Und ich kann wenigstens vor mir selber zugeben, dass diese Meinung sich immer mehr in mir festigt. Schließlich sind wir in der Vergangenheit besser damit gefahren, wenn so wenig Personen wie möglich Bescheid über das wussten, was wir gemacht haben. Und ausgerechnet jetzt will mein Chef ein komplettes zweites Team dazu holen.

      Klar, sie sind Navy Seals und zählen daher zu den best ausgebildeten Einsatzkräften in den USA. Sie übernehmen Aufträge, die eigentlich unmöglich sind und schaffen sie. Das haben sie in der Vergangenheit mehrmals bewiesen, was natürlich auch an mir nicht vorbeigegangen ist.

      Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie auch wirklich die richtigen dafür sind. Schließlich fällt das nicht in ihren Aufgabenbereich. Es ist Polizeiarbeit und nicht die von Soldaten. Unsere Arbeit unterscheidet sich in großen Teilen. Alleine die Herangehensweisen sind komplett unterschiedlich.

      Und obwohl ich das meinem Chef mehrmals versucht habe zu erklären, haben wir uns vor einer halben Stunde in zwei Autos gesetzt und sind auf dem Weg zum Stützpunkt.

      Seufzend streiche ich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

      „Mir ist klar, dass du nicht begeistert davon bist. Allerdings willst du diesen Fall wohl auch irgendwann abschließen und dich mit etwas anderem beschäftigen. Mir