Wolfram Von Eschenbach

Parzival


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kühne Lähelein,

      Hardeiß und Schaffilor.

      O weh, Raßalig der Mohr,

      [86]Der dir vor Patelamunt

      Auch einst that Fianze kund!

      So bedarf dein Preis im Streite

      Der Höhe wie der Breite.«

      5»Die Köngin denkt gewiss, du tobst,

      Daß du also mich belobst.

      Verkaufen wirst du doch mich nicht:

      Leicht sieht der Käufer, wo's gebricht.

      Du hast den Mund zu voll genommen.

      10Doch wie bist du hieher gekommen?«

      »Das werthe Volk von Punturtois

      Hat mich und diesen Champanois

      Freigeben dieses Mal.

      Morholt, der meinen Neffen stahl,

      15Von dem soll er entledigt sein,

      Wenn Herr Brandelidelein

      Ledig wird von deiner Hand.

      Wir stehn noch beide sonst zu Pfand,

      Ich und meiner Schwester Sohn:

      20Du lösest uns, das weiß ich schon.

      Ein Vesperspiel nur gab es hier;

      Es kommt nun gar nicht zum Turnier

      Diesesmal vor Kanvoleis,

      Wenn ich die rechte Märe weiß.

      25Der Aeußern Stärke sitzet hie:

      So sage selbst, wie könnten sie

      Vor uns das Feld noch halten?

      Großen Preises magst du walten.«

      Da wandte sich die Königin

      Zu Gachmureten bittend hin:

      [87]»Was mein Recht nun an euch sei,

      Ich flehe, laßet mich dabei:

      Gern wär ich eurer Huld auch werth.

      Könnte, wenn ihr dieß gewährt,

      5Euer Preis zu Schaden kommen,

      So würde mir Entsagung frommen.«

      Anflise, der Königin,

      Der weisen mit bescheidnem Sinn,

      Auf sprang ihr Kapellan alsbald.

      10Er sprach: »Nicht doch, sein hat Gewalt

      Meine Frau, die in dieß Land

      Um seine Minne mich gesandt.

      Schon lang verzehrt sie sich um ihn:

      Ihrer Minne hat er sich verliehn,

      15Sie soll ihn auch behalten, traun:

      Denn sie liebt ihn über alle Fraun.

      Ihre Boten sind hier Fürsten drei,

      Kinder alles Tadels frei.

      Der eine heißet Lanzidant

      20Von hoher Art aus Grünland:

      Der ist gen Kärlingen gekommen

      Und hat die Sprache angenommen;

      Der andre heißet Liadarz,

      Fils dü Comte Schiolarz.«

      25Wer denn nun der dritte wäre,

      Davon vernehmet auch die Märe.

      Seine Mutter hieß Belleflur

      Und sein Vater Pansamur:

      Die waren von der Feien Art;

      Das Kind hieß Liachturteltart.

      [88]Die liefen alle drei vor ihn

      Und sprachen: »Herr, hast du nun Sinn

      (Dir zollt la Reine de France

      Der werthen Minne Schanze),

      5So magst du spielen sonder Pfand,

      Deine Freud ist Kummers frei zuhand.«28

      Als diese Botschaft ward vernommen,

      Kailet, der näher war gekommen,

      Sprach heimlich mit der Königin;

      10Da wandte sie das Wort an ihn:

      »Sag an, ist dir noch mehr geschehn?

      Ich habe Blut an dir gesehn.«

      Da begriff sie ihm zur Stunden

      Seine Quetschungen und Wunden

      15Mit ihren linden Händen weiß,

      Auf die verwandt war Gottes Fleiß.

      Da hatt er manchen Schaden,

      War mit Schrunden überladen

      An Hüfte, Kinn und an der Nase.

      20Vermählt war ihm der Königin Base,

      Die ihm diese Ehr erzeigte,

      Sich so nahe zu ihm neigte.

      Da sprach sie, wie die Zucht sie hieß,

      Zu Gachmureten nur noch dieß:

      25»Der Franzosen Königin

      Entbeut euch minniglichen Sinn.

      Nun ehrt an mir die Frauen all

      Und bringet nicht mein Recht zu Fall.

      Bleibt hier, bis ich mein Recht genommen;

      Ihr laßt mich sonst zu Schaden kommen.«

      [89]Das versprach der werthe Mann;

      Mit Urlaub schied sie da hindann.

      Sie hob Kailet, der Degen werth,

      Ohne Schemel auf ihr Pferd.

      5Wieder trat er dann herein,

      Wo er fand die Freunde sein.

      Er sprach zu König Hardeiß:

      »Eure Schwester Aleiß

      Bot mir einst Minne, die ich nahm.

      10Da nun ein Andrer sie bekam

      Und ein Beßerer als ich,

      So erlaßt doch eures Zornes mich.

      Sie hat den Fürsten Lämbekein;

      Soll sie auch nicht gekrönet sein,

      15Sie herscht doch als gewaltge Frau.

      Brabant und Hennegau

      Dient ihr, und mancher Ritter gut.

      Grüßt mich nun wieder frohgemuth,

      Laßt mich in euern Hulden stehn:

      20So soll mein Dienst euch nicht entgehn.«

      Gaskoniens König sprach dagegen

      Ernstlich, wie Männer pflegen:

      »Eure Rede stäts war süße:

      Wenn ich euch wieder grüße,

      25Dem ihr so manche Schmach gethan,

      So scheint es, Furcht war Schuld daran.

      Mich fing hier eurer Muhme Sohn;

      Der wägt zwar Niemand übeln Lohn.«

      »Euch giebt wohl ledig Gachmuret:

      Das sei zuerst von ihm erfleht.

      [90]Wenn ihr dann ungezwungen seid,

      So erlebt mein Dienst wohl noch die Zeit,

      Daß