Louise Aston

Lydia


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       Luise Aston

       Lydia

      Inhaltsverzeichnis

       Luise Aston

       Autor

       Lydia

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Impressum

       Autor

      Geboren am 26.11.1814 in Gröningen an der Bode, gestorben am 21.12.1871 in Wangen/Allgäu. Luise Aston gilt als eine der radikalen Verfechterinnen der Rechte der Frau und verehrte George Sand. Diese Haltung fand auch in Ihren Büchern Ausdruck. Sie forderte die vollständige Gleichstellung der Frau, Freiheit in der Liebe und in der Liebeswahl. Mit 17 Jahren wurde sie mit dem reichen englischen Industriellen Aston verheiratet. Es gelang ihr, sich von ihm scheiden zu lassen. Sie ging nach Berlin und veröffentlichte dort die Gedichtsammlung: »Wilde Rosen« sowie die Bücher »Aus dem Leben einer Frau« (1846). Ihre Forderungen und Auftreten waren so skandalös - sie rauchte öffentlich und trug Hosen - daß sie 1846 aus Berlin ausgewiesen wurde. Sie versuchte nach Hamburg überzusiedeln und wurde auch dort ausgewiesen. Im selben Jahr (1846) versuchte sie sich mit dem Buch »Meine Emanzipation, Verweisung und Rechtfertigung«. Sie schloß sich als Krankenpflegerin den Freiwilligen an, die den Schleswig-Holsteinern zu Hilfe kamen. Während der Märzrevolution kehrte sie nach Berlin zurück und redigierte das Revolutionsblatt »Der Freischärler«. Im November 1848 wurde das Blatt verboten und sie wurde abermals aus Berlin ausgewiesen. Nachdem sie sich auch in Bremen wegen ihrer radikalen Ansichten nicht niederlassen durfte, heiratete sie 1850 den invaliden Arzt Dr. Meier und zog mit ihm in den Krimkrieg, es folgte eine Odysse durch die Ukraine, Siebenbürgen, Ungarn und Österreich. Schließlich starb sie siebenundfünfzigjährig 1871 in Wangen im Allgäu.

Lydia

       Kapitel 1

      "Das nenn' ich in der That ein eigenthümliches Spiel des Zufalls, Cornelia, daß ich Sie hier wiedertreffen muß!" - rief ein junger Mann in elegantem Reisekostüm auf der Promenade des deutschen Bades Pr---t einer nicht minder elegant, aber weniger geschmackvoll gekleideten Dame zu, deren ganze Erscheinung den Eindruck machte, als wollte sie den natürlichen Reiz der Jugend, welcher den Zügen ihres Gesichts bereits entflohen war, durch künstliche Mittel mit Gewalt an sich fesseln.

      "Des Zufalls, lieber Baron? des Glücks, wollen Sie sagen. - Wahrhaftig des Glücks, für mich wenigstens" - setzte sie mit halb aufrichtiger, halb ironischer Stimme hinzu, während ein eigenthümliches Lächeln um ihren farblosen, dünnen Mund spielte.

      Bekanntlich hat der Mensch vor den Thieren - den Affen etwa ausgenommen - unter vielen anderen Vorzügen hauptsächlich zwei, die ihn ganz besonders charakterisiren: das Lachen und das Weinen. Von diesen ist aber wiederum das Lachen eine Fähigkeit, die die meisten und mannichfaltigsten Modificationen besitzt, vom Grinsen des Kretins und des Affen bis zum feinen, vieldeutigen und nichtssagenden Lächeln des Diplomaten, vom einfältig ehrlichen Ausbruch der derben Fröhlichkeit des Bauernsohns bis zum huldreichen Beifallslächeln eines erhabenen Mäcen. In allen diesen verschiedenen Arten und den unzähligen dazwischen liegenden helleren oder dunkleren, zarteren oder gröberen Schattirungen zeigt sich mehr als in irgend einer andern geistigen Funktion und Seelenäußerung des Menschen das treueste und markirteste Abbild seines individuellen Gepräges, nicht blos in intellektueller, als auch in sittlicher Beziehung.

      Corneliens Lachen hatte besonders das Eigenthümliche, daß die übrigen Züge außer dem Munde meistens ganz unberührt davon blieben. So zeigte sich auch jetzt auf ihrem Gesichte nicht die geringste Veränderung weder in Ausdruck noch in der Farbe.

      Der Baron von Landsfeld - so hieß der junge Mann - bot ihr lachend den Arm. "Seid wie lange sind Sie aus Venedig zurück, Cornelia? Ich erinnere mich, daß Sie bei unserem letzten Zusammentreffen dort die Absicht aussprachen, nach Palermo zu gehen." Er warf einen schnellen, aber stechenden Blick auf sie. Wirklich schien es, als ob durch die unangenehme Empfindung, welche in Cornelien durch die Worte ihres Begleiters erregt wurde, die harten steinernen Züge ihres Gesichts einen noch schärferen Ausdruck annahmen. Sie mochte dies fühlen, denn sie bemühte sich augenscheinlich, den starren Ernst ihrer Mienen, unter dem sie die Bewegung ihres Innern zu verstecken pflegte, in ihr gewöhnliches Lächeln umzuschmelzen, welches aber diesmal sich zu einer unheimlichen Grimasse verzerrte.

      "Lassen wir das, Baron" - sagte sie freundlich. "Ueberhaupt möchte ich Ihnen einen Kontrakt vorschlagen für die Dauer unseres hiesigen Beisammenseins, im Falle Sie nämlich gesonnen sind, längere Zeit hier zu verweilen. Ich gebe Ihnen in voraus die Versicherung, daß für das kleine Opfer, welches Sie mir bringen müssen, Ihnen reichliche Entschädigung werden soll. Es giebt hier unglaublich viel Namen, resp. Menschen mit Eitelkeit und Pedanterie im Kopfe oder Wärme im Herzen, an denen Sie Ihr Müthchen kühlen können. Doch davon später. Was mich betrifft, so gestehe ich Ihnen offen, daß mir an Ihrer Gesellschaft viel, sehr viel gelegen ist, daß ich trotzdem aber entschlossen bin, sie zu entbehren, wenn Sie mir nicht das Versprechen geben - mich zu schonen." -

      Die letzten Worte sprach Cornelia mit einem gewissen Zögern, indem sie zugleich die Stimme etwas sinken ließ.

      Der Baron ließ ihren Arm los und sah ihr mit unverkennbarem Erstaunen, aber auch mit unverhehlter Freude in's Gesicht.

      "Ist's möglich, Cornelia? Sie fangen an, Empfindung zu bekommen? Sie gestehen ein, daß auch Sie der Schonung bedürftig sind, daß Sie folglich verletzt werden können? Nun wahrhaftig, wenn das kein wunderbares Naturspiel ist, dann weiß ich nicht, ob es noch etwas Anderes sein kann, als ein eben so wunderbares Meisterstück - der Kunst."

      "Sie irren sich in Beidem. Ich bin weder aufgelegt, sentimental zu werden, noch die Sentimentale zu spielen. Die einfache Thatsache ist die, daß ich einmal Vergnügen daran finde, aufrichtig zu sein