der lautern und ungeschminkten Reinheit des weiblichen Herzens nur brennender und qualvoller. Aber Du kannst diesen Durst nicht löschen; und ich will nicht länger dürsten; wie der Wanderer in der Wüste suche ich nach der grünenden Oase - ich will nicht länger suchen. Noch einen Schritt will ich thun, noch einer Spur will ich folgen. Führt auch diese mich nur in die Irre, so will ich sagen:
Es giebt keine Quelle der Wahrheit in dem Weibesherzen."
Er setzte sich, um ein Billet an Cornelien zu schreiben, worin er ihr sagte, daß sie sich um 5 Uhr früh bereit halten sollte. Er siegelte es und rief seinen Diener.
"Carl, Du gehst sogleich nach dem Gasthof zum weißen Strauß, weckst den Portier, wenn er schon schläft, und giebst ihm dieses Billet mit der Weisung, es entweder gleich oder noch vor Sonnenaufgang an seine Adresse zu geben."
Dann schrieb Landsfeld noch einen andern Brief, an Lydia, worin er sie bat, sich um das etwaige Ausbleiben ihres Verlobten nicht zu ängstigen. Er gab als Grund das Duell an, da sie doch möglicher Weise durch einen Dritten davon hören könne, und dann ihre Unruhe noch größer sein würde; versicherte ihr aber auch zugleich auf sein Ehrenwort, daß er fest entschlossen sei, seinem Gegner kein Haar zu krümmen. Sie könne folglich ohne Sorge sein. Der Ton des Briefes ging in keiner Weise über die Forderungen conventioneller Höflichkeit hinaus.
Ohne eine Andeutung über die Gründe des Duells zu geben, stellte Landsfeld das Motiv seiner Mittheilung auf kein persönliches Interesse für die Empfängerin, sondern stellte als solches einfach seine Pflicht als Mensch und Ehrenmann hin, und vermied es, über seine Betheiligung und seine Gesinnung in Rücksicht auf diesen vorliegenden Fall auch nur entfernt zu berühren.
Als er mit dem Schreiben und der Schließung des Briefes fertig war, hatte sich auch bereits sein Diener des Auftrags an Cornelia entledigt.
Er hatte die Letztere noch sprechen können, und das Billet selbst übergeben.
"Sie würde zu jeder Stunde bereit sein, da sie sich gar nicht zur Ruhe begeben würde" - war ihre Antwort.
"Jetzt kannst Du ein Paar Stunden schlafen. Um vier Uhr mußt Du bereit sein, mich auf einem Spaziergange zu begleiten. Gute Nacht."
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