Bruno Giordano

Austreibung des triumphierenden Tieres


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       Giordano Bruno

       Austreibung des triumphierenden Tieres

      Inhaltsverzeichnis

       Einleitung.

       Zweiter Teil des ersten Dialogs.

       Dritter Teil des ersten Dialogs.

       Zweiter Dialog.

       Zweiter Teil des zweiten Dialogs.

       Dritter Teil des zweiten Dialogs.

       Dritter Dialog.

       Zweiter Teil des dritten Dialogs.

       Dritter Teil des dritten Dialogs.

       Impressum

      Einleitung.

      Giordano Bruno ist sowohl in seinen Schicksalen wie in seinen Schriften ein getreues Spiegelbild der unruhigen gärenden Zeit, in die sein Leben fiel: der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Er ist einer der Hauptvertreter des Kampfes um die Freiheit der Forschung gegen die absoluten Herrschaftsansprüche der Kirche; durch die Standhaftigkeit, mit der er für seine Überzeugung den Feuertod erlitt, hat er ebensoviel wie durch seine wissenschaftlichen Leistungen zur endgiltigen Überwindung der allen Fortschritt hemmenden hierarchischen Tendenzen beigetragen. Von dem Studium der Pythagoreer, der Eleaten, Platons und der Neuplatoniker ausgehend, gelangte er der im Scholastizismus erstarrten aristotelischen Philosophie gegenüber zu selbstständigen Anschauungen, die sich zunächst in seiner Weiterbildung der kopernikanischen Lehre äußerten. Kopernikus hatte nur umwälzend in betreff der Verhältnisse unseres Sonnensystems gewirkt, aber an der Vorstellung des krystallenen Fixsterngewölbes festgehalten. Hier setzte Bruno ein, indem er lehrte (in seinem Lehrgedicht De immenso et innumerabilibus), daß das Weltall unendlich sei und man sich überall in seinem Mittelpunkte befinde; die Fixsterne seien Sonnen, ebenfalls von Planeten umgeben, die aber ihrer Kleinheit und Lichtschwäche wegen nicht sichtbar seien. So schuf Bruno die kopernikanische Lehre vom Sonnensystem zu der vom allgemeinen Weltsystem um, so daß unsere heutige Anschauung von dem Weltall auf ihn zurückgeht.

      Philosophisch bildete Bruno seine Lehre weiter dahin aus, daß er in pantheistischem Sinne das Vorhandensein einer einzigen Substanz annahm, die er mit Gott identifizierte und die nach ihm wohl verschiedene Erscheinungsformen annimmt, aber an sich keiner Veränderung unterworfen ist; die Entwickelung vollzieht sich nur in den Einzeldingen; alle Gegensätze lösen sich auf in der Harmonie des Ganzen. So führt die Entwickelung auf Gott als ihren Endzweck zurück, wie sie von ihm als ihrer ersten Ursache ausgeht. – Mit diesen seinen Anschauungen hat Bruno mächtig auf die Nachwelt eingewirkt: Descartes, Spinoza, Leibniz, Berkeley, Hegel, Schelling erinnern in einzelnen Teilen ihrer Lehrgebäude deutlich an Gedanken Giordano Brunos, namentlich aber knüpft der naturwissenschaftliche »Monismus« unserer Tage, dessen Hauptvertreter Haeckel ist, an Brunos Lehre von der einen Substanz an.

      Geboren im Jahre 1548 zu Nola, trat Bruno nach einer an Entbehrungen reichen Kindheit 1563 bei den Dominikanern ein, die damals ebenso wie ihre Nebenbuhler, die Franziskaner, gern junge Leute von Begabung zum Eintritt in ihren Orden veranlaßten. Aber bald sollte er Anstoß bei den frommen Patres erregen; er fing an, die kirchlichen Dogmen zu bezweifeln und anzugreifen. Bruno selbst sagt später über diese Zeit seines Lebens: »Nachdem ich mich lange mit der Literatur, der Poesie beschäftigt hatte, wandte ich mich der Philosophie, der freien Forschung zu, und zwar unter der Leitung meiner Obern und Richter selbst. Unter dem beherrschenden Einflusse ihrer Eifersucht, ihrer Unwissenheit, ihrer Bosheit wollten sie mich unter das Joch einer elenden, stumpfsinnigen Heuchelei beugen.«

      Die Lehre der Dominikaner stützte sich auf zwei Männer, Aristoteles und Thomas von Aquino. Besonders das Ansehen des letzteren hatte sich in den Kreisen gehoben, die, streng am Katholizismus festhaltend, doch von der Notwendigkeit einer inneren Umkehr und Erneuerung ihrer Kirche durchdrungen waren und die mit seiner Hilfe die Ketzerei am ehesten überwinden zu können hofften. Aber der Zweifel ließ sich nicht mehr bannen, ja er wurde vielleicht durch die Diskussionen verstärkt, da das, was durch Gründe verteidigt werden muß, auch durch Gegengründe widerlegt werden kann. Dazu kam, daß der deutsche protestantische Geist sich auch in Italien verbreitet hatte: italienische Studenten besuchten deutsche Hochschulen, deutsche Landsknechte überschwemmten Italien. Auch hatte sich das Königtum Neapel schon früh der Ketzerei geöffnet; waldensische Familien hatten Aufnahme gefunden, und einheimische Gelehrte waren über den Protestantismus hinausgegangen, indem sie auf den Arianismus zurückgriffen und den Sozinianismus begünstigten, so daß sogar die Wittenberger ganz entsetzt darüber waren und Melanchthon dem Platonismus die Schuld an diesen Verirrungen beimaß.

      Bruno stand also unter dem Einfluß einer allgemeinen Geistesströmung, als er seine Angriffe gegen die kirchlichen Lehren unternahm, die ihm mehrfache harte Klosterstrafen zuzogen, bis er endlich im Jahre 1576 die Fesseln seines Standes von sich warf und aus Italien floh. In einem Sonett spricht er von den Ketten und dem Kerker, catene e prigioni, denen er nun glücklich entronnen sei; es ist möglich, daß er darunter nicht nur die Unfreiheit des Mönchslebens, sondern ein wirkliches Gefängnis versteht. Trotzdem wurde ihm der Entschluß schwer.

      »Ich gehe,« sagte er selbst, »mit Trauer und Schmerz von hier; aber ich hoffe, daß die Zeit den Haß und Zorn meiner Gegner, dem ich nicht zu trotzen wage, mildern wird. Wie der verlorene Sohn werde ich zurückkommen, ich werde unter das väterliche Dach zurückkehren; ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.«

      Zunächst begab er sich nach Genf, das damals die Zuflucht aller Verfolgten war. – Beza nennt die Stadt »Hort und Schutz aller armen Kinder Gottes, die in Frankreich, Italien, Spanien, England oder anderwärts Ungemach erlitten haben,« während sie von katholischer Seite »die Kloake der Gottlosigkeit und Irreligiosität, der Sammelpunkt aller Flüchtlinge und Bösewichte der Christenheit« genannt wurde.

      Unter den Genfer Calvinisten herrschte damals dieselbe fanatische Unduldsamkeit wie in der katholischen Kirche, waren doch unter Calvins Regiment allein in den Jahren 1542–1546 58 Personen – 30 Männer, 28 Frauen – wegen »Irrglaubens« hingerichtet, und noch 1553 wurde der berühmte Arzt Michael Servet wegen seiner Angriffe auf die Lehre von der Dreieinigkeit verbrannt – ein Verfahren, das sogar die Billigung des »milden« Melanchthon erhielt – und so fand sich auch Bruno bald vor die Wahl gestellt, entweder zum Calvinismus überzutreten oder die Stadt zu verlassen. Er wählte das letztere, da er, der soeben ein Joch abgeworfen, dieses nicht sofort mit einem anderen ebenso drückenden vertauschen wollte. Er begab sich über Lyon und Toulouse nach Paris. Lyon war der alte Sitz der Waldenser gewesen; die letzten waren 1566 von den Jesuiten vertrieben worden; aber es befand sich hier eine kleine Gesellschaft von Freigeistern, »eine sehr gefährliche Sekte,« sagte Castelnau in seinen Memoiren, »deren Glaube und Lehre nicht gebilligt werden konnten.« In ihr verkehrte wahrscheinlich Bruno, sah sich aber bald genötigt, auch diese Stadt zu verlassen. Er begab sich von hier nach Toulouse, dessen Ruhm damals auf seiner Juristenschule beruhte. Daneben war es der Hauptort der Inquisition in Frankreich und Sitz der erbarmungslosesten Unduldsamkeit. Hier war daher Brunos Bleiben auch nicht, wenn er nicht das Schicksal erleiden wollte, das seinen Gesinnungsgenossen Vanini 37 Jahre später ereilte, daß ihm »die Zunge ausgeschnitten, der Leib in das Feuer und die Seele in die Hölle gestürzt wurde.« Von Toulouse ging er nach Paris. Als er sich der Stadt näherte, bemerkte er mit Schauder die Wirkungen des »gallico