Edgar Wallace

Louba der Spieler


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du noch einmal handgreiflich wirst, dann hat dein letztes Stündchen geschlagen.«

      Louba raffte sich mühsam auf.

      »Du Hund …!«

      »Und wenn ich auch noch nicht habe, was ich hier suche«, unterbrach ihn da Costa, »so weiß ich jetzt wenigstens, wo ich danach schauen muß.«

      »Ich werde die Polizei anrufen«, knirschte Louba und griff nach dem Telefonhörer.

      »Ruf sie nur«, spottete da Costa. »Fragt sich nur, für wen von uns beiden das unangenehmer wäre. Die Polizei könnte zum Beispiel fragen, wo du das Etwas herhast, das ich suche, Louba. Denk drüber nach. Gute Nacht.«

      Er drehte sich um, kletterte gewandt durchs Fenster und stieg kaltblütig auf den eisernen Stufen der Feuerleiter zu seiner eigenen Wohnung hinauf, die ja direkt über der Loubas lag.

      Louba runzelte die Stirn. Was hatte der Kerl nur in seinem Zimmer gesucht? Er prüfte sorgfältig alles nach - seinen Schreibtisch, seine Wertgegenstände, aber nichts fehlte.

      In einer alten Truhe hatte er verschiedene Andenken und Raritäten von relativ geringem Wert. Als er den Dekkel öffnete, sah er sofort, daß da Costa hier herumgewühlt hatte.

      Ganz oben lag aufgeklappt das glasperlenverzierte Kästchen, das ihm seinerzeit in Kates Gegenwart in die Hände gefallen war. Er berührte die Feder am Boden des Kästchens und betrachtete den leeren Raum darunter.

      Plötzlich begann er übers ganze Gesicht zu grinsen. War es möglich, daß da Costa glaubte, er, Louba, hätte einen solchen Gegenstand in Händen, ohne das einfache Geheimnis der verborgenen Feder entdeckt zu haben? Glaubte da Costa wirklich, daß der Schatz, den das Kästchen wahrscheinlich einmal enthalten hatte, immer noch darin war?

      Diese gute Gelegenheit konnte er sich nicht entgehen lassen, da Costa zu ärgern.

      Er legte das Kästchen wieder in die Truhe zurück. In den falschen Boden aber steckte er einen Zettel, auf den er eine Bemerkung für da Costa kritzelte:

      Hätte ich gewußt, was Sie wollten, dann hätte ich Sie höflichst um die Annahme eines solch kleinen Beweises meiner Hochachtung für Sie gebeten.

      »So ein Dummkopf«, murmelte er dann vor sich hin, als er in sein Schlafzimmer ging. »Nicht nötig, das Fenster zu schließen, wenn das alles ist, was er will!«

       Kapitel 10

      Am nächsten Vormittag ging Frank Leamington zu Beryl. Er hatte immer noch die Hoffnung, daß sie vielleicht doch ihren Entschluß geändert hätte.

      Beryl führte ihn in ein Zimmer, wo sie ungestört miteinander sprechen konnten.

      »Frank, du hättest nicht mehr kommen sollen. Wirklich … Es hat doch keinen Sinn.« Niedergeschlagen sank sie auf einen Stuhl.

      »O nein, Beryl, so schnell gebe ich nicht auf. Selbst wenn du unsere Verlobung löst - solange ich lebe, wirst du diesen Mann bestimmt nicht heiraten!«

      Sie schaute ihn besorgt an.

      »Frank«, fragte sie, »was hast du vor?«

      »Nichts wird mich dazu bewegen, zuzuschauen, wie du Louba heiratest. Du weißt nicht, wer er ist!«

      »Ich will es auch gar nicht wissen - ich werde ihn heiraten …«

      »Du tust es nur, weil du ihm Geld schuldest, nicht wahr?«

      Sie preßte die Lippen zusammen.

      »Gut, du brauchst mir nicht zu antworten, ich kann raten. Aber trotzdem … Hättest du nicht zu mir kommen können, Beryl?«

      »Nein, Frank. Ich darf für meine Dummheiten weder dich noch Mutter strafen … Was ich mir eingebrockt habe, muß ich wohl selber auslöffeln … Und ich glaube auch gar nicht, daß du die Summe bezahlen könntest, selbst wenn ich damit einverstanden wäre. Und wenn du es könntest, wärst du für dein ganzes Leben ruiniert. Noch schlimmer ist es, an Mutter zu denken - du weißt, wie furchtbar ihr jede Aufregung schadet … Und Louba will nicht warten, nicht einen Tag lang. Außerdem, Frank, habe ich mein Versprechen gegeben.«

      »Ist das dein letztes Wort?« fragte er. »Ist es damit aus zwischen uns?«

      »Ja«, flüsterte sie schwach. »Du wirst vergessen, Frank … In kurzer Zeit … Vielleicht mit jemand anders glücklich werden.«

      Er lachte rauh.

      »Kümmere dich nicht darum, was aus mir wird, Beryl. Eines verspreche ich dir - du wirst diese Kreatur nicht heiraten. Wenn du kein Ende machen willst, dann mache ich ein Ende.«

      »Frank, was willst du tun?« rief sie und rannte ihm nach, als er zur Tür ging. »Du willst doch nicht etwa zu Louba?«

      »Dorthin gehe ich!«

      »Frank?« Sie starrte entsetzt auf sein kalkweißes Gesicht. »Du willst ihn doch nicht … Du willst ihn doch nicht …«

      »Ich will ihn umbringen!« schrie er heftig, »und ich werde es tun, verlaß dich darauf. Bevor ich zusehe, wie du diesen unsauberen Halunken heiratest, bringe ich ihn um.«

      Er stürzte aus dem Zimmer, während sie die Hände vors Gesicht schlug und weinend auf einen Stuhl sank.

      Leamington ging geradewegs zum Braymore House. Kurz bevor er sein Ziel erreicht hatte, begegnete ihm ein Taxi, hinter dessen Glasscheiben er Emil Louba erkannte. Frank zögerte einen Moment und setzte dann seinen Weg fort.

      In Braymore House angekommen, läutete er beim Hausmeister, den er noch aus der Zeit her kannte, in der er als Architekt beim Bau dieses Häuserblocks mitgearbeitet hatte.

      Der Mann begrüßte ihn sehr freundlich, und Frank trug ihm sein Anliegen vor, als ob es die selbstverständlichste Sache von der Welt wäre.

      »Es handelt sich um die Feuertreppe, die ich bei diesem Gebäude hier angelegt habe und die ich jetzt auch an einem Haus anbringen will, das ich gerade in Arbeit habe«, sagte er. »Ich hätte mich gern noch einmal davon überzeugt, wie hier die Leitungen gelegt sind, die den Einbrecheralarm auslösen. Kann ich mir die Sache schnell ansehen?«

      »Aber selbstverständlich, Mr. Leamington. Sie wissen doch, wie die Vorrichtung funktioniert?«

      »Ja, ich weiß. Die Klingel läutet, wenn jemand die kleine eiserne Leiter herunterzieht, um zur Plattform hinaufzukommen, an der die eigentliche Nottreppe beginnt. Dürfte ich mir jetzt schnell anschauen, wie ich damals die Drähte verlegt habe?«

      »Kommen Sie, Sir … Oder, wissen Sie was, untersuchen Sie das, was Sie wissen wollen, doch allein und in Ruhe. Ich habe gerade viel zu tun, und Sie kennen sich hier ja gut aus.«

      Der Portier war stolz darauf, dem bekannten jungen Architekten eine kleine Gefälligkeit erweisen zu können. Leamington drückte ihm ein beachtliches Trinkgeld in die Hand und schlenderte mit freundlichem Kopfnicken in den Hof.

      An der Feuerleiter angekommen, prüfte er mit anscheinend angespannter Aufmerksamkeit eine ganze Zeitlang die Lage der Drähte und das Funktionieren des Mechanismus. Aus den Augenwinkeln überzeugte er sich dabei, daß ihn niemand beobachtete. Aber selbst wenn ihm jemand zugesehen hätte, würde der Betreffende kaum gemerkt haben, was das Hantieren Franks mit dem Taschenmesser in Wirklichkeit bezweckte.

      Der Schnitt durch einen der Leitungsdrähte, die die Verbindung zu der Alarmklingel herstellten, war im Bruchteil einer Sekunde ausgeführt

       Kapitel 11

      Hurley Brown streckte seine Beine so aus, daß sie mehr von der Wärme abbekamen, die der offene Kamin im Rauchzimmer ausstrahlte; gedankenvoll betrachtete er seine elegant polierten Schuhe.

      »Ihre Ansichten sind von Grund auf unmoralisch, Louba, das heißt, daß Ihr Sinn für Recht und Unrecht von normalen Gepflogenheiten in jeder Beziehung abweicht.«