Manuela Brizar

Key to my Heart


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völlig weggetreten und lauschte gebannt ihrem Lieblingssong. Am Ende des Liedes war sie schwer enttäuscht, weil Jimmy kein einziges Mal auf unsere Seite gesehen hatte. Während des ganzen Songs hatte Jimmy nur Augen für die Fans auf der linken Seite.

      Viel zu schnell ging unser erstes Kelly Konzert zu Ende, doch es sollten ja noch viele weitere folgen. Kurz darauf entdeckten wir in einer Programmzeitschrift, dass die Kellys eine Weihnachtsshow im Fernsehen zeigen würden.

      Ausgerechnet an diesem Abend waren wir bei meinem Bruder (Monikas Schwager) zum Essen eingeladen.

      Darum programmierte ich meinen Videorecorder. Monika konnte es sich nicht verkneifen, die Show direkt am Fernseher zu sehen. Deshalb verabschiedete sie sich nach dem Essen und verzog sich in den obersten Stock.

      Zwischendurch kam sie runter und schwärmte uns vor, wie toll die Sendung war. Tage später, als wir uns trafen, sagte mir Monika auf den Kopf zu, sie hätte mir angesehen, dass ich die Weihnachtsshow auch gerne direkt am Fernsehen gesehen hätte, mich aber nicht getraut hätte, während eines Besuchs fernzusehen. Und ich musste ihr Recht geben, denn als ich mir die Aufzeichnung angesehen hatte, entdeckte ich meinen Kelly-Liebling.

      Wollt ihr wissen wen?

      Also gut, ich werde es euch verraten. Es ist John. Von da an bestimmte die Kelly Family insbesondere natürlich Jimmy und John ein bisschen unser Leben. Fortan verfolgten wir sämtliche Berichte, Auftritte und die für uns erreichbaren Konzerte.

      Unser erstes Ausland Konzert

      Da die Kellys selten ein Konzert in der Schweiz geben, blieb uns keine andere Wahl als ins Nachbarland hinüber zureisen - und zwar nach Essen. Denn das war unter all diesen Konzertdaten für uns am nächsten. Jetzt blieb nur noch die Frage, wer von uns beiden sein bestes Hochdeutsch ausprobiert. Ich habe Monika mit einem gewinnenden Lächeln dazu bewogen, das doch zu erledigen, ich selber wollte mich ja nicht blamieren. Gemein was? Schweissgebadet und mit rasendem Herzen rief sie bei der Ticket Hotline an. Zuvor aber übte sie mit mir am Telefon diverse Sätze, die uns beide zum Grölen brachten.

      Lange Rede kurzer Sinn, sie hatte es schliesslich geschafft und überbrachte mir die frohe Nachricht. Die Freude darüber ist mir aber im gleichen Moment wieder vergangen, da sie mir den Auftrag, für die Hotelzimmer zu sorgen, gab.

      Oh je, Oh je, auch das noch. Was mache ich jetzt? Da war guter Rat teuer. Meine grauen Zellen verrieten mir, dass ich da über das Touristik Büro vorgehen müsste. Also griff ich mit schwerer Hand zum Hörer (auf was habe ich mich da bloss eingelassen) und wählte die Nummer. Nachdem ich mich noch zweimal verwählt hatte, gelang es mir und es meldete sich eine nette Frauenstimme. Als ich ihr mein Anliegen auf Hochdeutsch vorgestammelt hatte, versprach sie mir das gewünschte Objekt zu buchen. Für Aussenstehende scheint unser Verhalten vielleicht etwas kindisch, doch unsere Erfahrungen diesbezüglich waren gleich Null. Zudem waren wir zu dieser Zeit noch ziemlich schüchtern - wie sich aber später herausstellte-- uns Vor- und Nachteile brachten.

      So, das Gröbste war nun geklärt, jetzt mussten wir nur noch das passende Konzertoutfit austüfteln, wir wollten ja nicht in 0815 Klamotten hin. Nein, es musste was ganz besonders sein, etwas, das sonst niemand hat. Uns schwebte auch schon das genaue Bild vor Augen. Jetzt musste unsere Schwägerin herhalten (sie mag die Kellys überhaupt nicht), die eine begabte Schneiderin ist.

      Wir wollten eine luftige Sommerhose mit der Seitenaufschrift „Kelly Family“ am Bein entlang. Das zu verwirklichen war zwar eine heiden Arbeit, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

      Flugs liessen wir noch Fotos unserer Lieblinge auf die Oberschenkel drucken.

      Nun galt es noch die Fahrt mit dem Zug zu organisieren, was aber kein Problem war.

      Wir starteten zusammen mit zwei weiteren Kelly Fans, die sich uns während der Reisevorbereitungen anschlossen.

      Die sechsstündige Zugfahrt nach Essen verlief lustig und kurzweilig, gab es doch viel über unsere Lieblinge zu quatschen.

      In Essen angekommen galt es zuerst unser Hotel zu suchen. Etwas ratlos standen wir mit Sack und Pack auf dem Bahnsteig und beratschlagten, in welcher Richtung wir gehen sollten.

      Kurzerhand fragten wir einen Herrn, der uns aber absichtlich den falschen Weg zeigte. Das merkten wir daran, weil er uns so schnippisch und unfreundlich Antwort gab.

      Also suchten wir selber und wurden fündig.

      Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Unser Ziel war Köln, genauer gesagt das Hausboot der Kellys. Vom Kölner Hauptbahnhof aus marschierten wir immer der Nase nach auf gut Glück los. Zwischendurch fragten wir Passanten, wo es denn lang gehe zum Hafen. Was wir dort genau suchten, sahen die Leute uns schon von Weitem an.

      Nach einstündigem Fussmarsch hatten wir endlich die legendäre Kellymauer erreicht. Natürlich waren wir nicht die Einzigen dort, es warteten schon viele Kelly Fans in der Hoffnung, irgendein Mitglied der Kelly Family am Tor zu treffen.

      Wir versuchten einen Blick auf das Hausboot zu erhaschen, indem wir die Rheinuferböschung hinabstiegen oder besser gesagt, rutschten.

      Das erste, was wir sahen, waren zwei Security Boote, die auf dem Rhein patrouillierten. Ihren wachsamen Augen entging nichts. Kaum hatten wir unsere Ferngläser und Fotoapparate ausgepackt, kamen sie schon angefahren um uns zu kontrollieren. Sie stuften uns jedoch als harmlos ein und zogen auch gleich wieder ab. Nachdem wir ein paar Fotos vom Hausboot gemacht hatten, suchte sich jede von uns ein lauschiges Plätzchen, um die besondere Atmosphäre zu geniessen. Bevor wir diese Kultstätte wieder verliessen, haben wir uns noch auf der Mauer verewigt. Es fiel uns nicht leicht zurückzugehen, doch zum Trost lag ja noch ein Konzert in Essen vor uns.

      Nach einer kleinen Rast im Hotelzimmer machten wir uns abends auf die Suche nach dem Georg Melches Stadion, wo andern Tags das Konzert stattfand. Wir gingen also zum Fahrkartenschalter am Bahnhof und erkundigten uns, welcher Bus uns dorthin bringen würde. Der nette Herr am Schalter erklärte uns bereitwillig, wie wir unser Ziel erreichen würden.

      Gesagt getan, voller Optimismus bestiegen wir den Bus. Wir hatten gerade eine Stadtrundfahrt hinter uns, als wir bemerkten, dass da was nicht stimmen konnte. So weit entfernt kann kein Stadion sein. Monika fand dann den Mut und ging zum Buschauffeur, um ihn zu fragen, wo wir da denn gelandet seien. Sie sagte ihm, wo wir hinwollten, daraufhin fing er an zu lachen und winkte ab. Da wussten wir, oh je, wir sind völlig falsch gefahren. Aus einer Viertelstunde Fahrzeit wurden schliesslich zwei Stunden.

      Wir schafften es trotzdem noch am selben Abend bis zum Stadion. Dort angekommen fielen uns fast die Augen aus dem Kopf. So einen Menschenauflauf hatten wir am Vorabend des Konzertes wirklich nicht erwartet. Fans jeder Altersgruppe tummelten sich auf dem Platz vor dem Stadion. Einige hatten es sich schon in ihren Schlafsäcken zwischen Abfall, Essensresten und Kelly Musik gemütlich gemacht. Andere wiederum machten die Abendtoilette in Form von Katzenwäsche oder stellten sich am einzigen Tixi Häuschen an.

      Natürlich hatte es auch jede Menge Schaulustige, die nicht begreifen konnten, dass man wegen einer Popgruppe solche Strapazen auf sich nimmt und sogar unter freiem Himmel übernachtet.

      Wir setzten uns an den Rand des Geschehens und beobachteten dieses Durcheinander.

      Kurz vor Mitternacht machten wir uns auf den Rückweg, schliesslich wollten wir am nächsten Tag putzmunter um 8Uhr früh vor dem Stadion sein, um anzustehen.

      Na dann, gute Nacht.

      Frisch gestärkt und ausgeruht machten wir uns in unseren Konzertklamotten zum Stadion auf. Diesmal klappte es ohne Stadtrundfahrt.

      Boa ey, so eine Menschenmenge hatten wir nicht erwartet, das konnte ja heiter werden.

      Wir mussten nicht lange überlegen, wo wir anstehen sollen, denn wir wurden gleich von den Securities eingereiht.

      Nun konnten wir es uns gemütlich machen - so dachten wir - und packten unsere Sachen aus.

      Kaum getan, ging es auch schon los und wir mussten unseren Standort wechseln.