in reißenden Wasserfällen vor, aber er mußte viele Jahre feilen und bohren, bis er den Spalt zu einer einigermaßen breiten Rinne erweitert hatte.
Während all der Zeit fragte der Storaa, den Wald mindestens alle halbe Jahre einmal, wie es dem Fuluelf ergehe.
›Dem Elf geht es so gut, wie man es ihm nur wünschen kann,‹ sagte der Wald. ›Er hat sich jetzt mit dem Görelf vereint, der das Wasser aus den norwegischen Bergen aufnimmt.‹
Ein anderes Mal, als der Storaa nach dem Elf fragte, antwortete der Wald: ›Um den brauchst du nicht besorgt zu sein, der hat den ganzen Hormundsee mitgenommen.‹ Aber auf den Hormundsee hatte der Storaa selbst gerechnet; und als er nun hörte, daß der mit dem Fuluelf gegangen war, wurde er so wütend, daß er sich endlich durch ›Trängslet‹ Bahn brach und so wild und schäumend dahinstürzte, daß er mehr Wald und Erde mit fortriß, als nötig gewesen wäre. Es war gerade Frühling, und er überschwemmte die ganze Gegend zwischen dem Hyckeberg und dem Väsaberg, und ehe er sich wieder beruhigte, hatte er die Gegend geschaffen, die das Elftal heißt.
›Ich möchte wohl wissen, was der Fuluelf hierzu sagt?‹ fragte der Storaa den Wald.
Der Fuluelf hatte währenddessen Transtrand und Lima ausgegraben, aber nun hatte er ziemlich lange vor dem Limed gestanden und nach einem Ausweg gesucht, da er nicht wagte, sich den steilen Berg dort hinabzustürzen. Als er aber erfuhr, daß sich der Storaa seinen Weg durch Trängslet gebrochen und das Elftal ausgegraben hatte, konnte er nicht länger stillstehen. Und dann warf er sich den Limedfoß hinab.
Das war ein mächtiger Sprung, aber der Elf kam wohlbehalten unten an, und nun geriet er wirklich in Eile. Er grub Malung und Tärna aus, und es gelang ihm, den Vanaa zu überreden, sich mit ihm zu vereinen, obwohl der ganze vierzehn Meilen lang war und auf eigene Hand den ganzen Vänjansee ausgegraben hatte.
Von Zeit zu Zeit horte er ein mächtiges Brausen.
›Jetzt, glaube ich, kann ich hören, daß sich der Storaa ins Meer stürzt.‹ sagte er.
›Nein,‹ erwiderte der Wald, ›wohl ist es der Storaa, den du hörst, aber bis ans Meer ist er noch nicht gelangt. Nun hat er den Orsasee und den Skattung mitbekommen, daher ist er so übermütig geworden, daß er sich vorgenommen hat, den ganzen Siljan zu füllen.
Das war eine erfreuliche Nachricht für den Fuluelf. Der dachte, wenn sich der Storaa erst in das Siljantal verirrt hat, so wird er dort eingeschlossen sein wie in einem Gefängnis. Und dann würde er schon vor dem Storaa ans Meer hinausgelangen.
Nun konnte der Fuluelf die Sache also etwas ruhiger ansehen. Im Frühling verrichtete er sein härtestes Stück Arbeit. Da stieg er hoch über Baumwipfel und Sandrücken empor, und wo er vorgegangen war, hinterließ er ein geräumtes Tal. So ging sein Weg von Särna nach Nås und von Nås nach Floda. Von Floda kam er nach Gagnef. Hier befand sich bereits eine Ebene. Die Berge hatten sich soweit zurückgezogen, und der Fuluelf hatte so wenig Schwierigkeiten, vorwärts zu gelangen, daß er seine ganze bisherige Geschäftigkeit vergaß und sich spielend in allen möglichen Windungen und Biegungen dahinschlängelte, fast als sei er ein kleiner Bach gewesen.
Hatte aber der Fuluelf den Storaa vergessen, so hatte der Storaa den Fuluelf wahrlich nicht vergessen. Jeden Tag mühte er sich ab, den Siljansee zu füllen, um nach der einen oder der anderen Richtung aus ihm herauszukommen, aber er lag vor ihm wie ein unermeßlich großes Gefäß und schien sich niemals füllen lassen zu wollen. Zuweilen glaubte er, daß er gezwungen sein würde, den Gesundaberg selbst unter Wasser zu setzen, um aus seinem Gefängnis zu entkommen. Er versuchte bei Rättvik durchzubrechen, da aber stand der Lerdalsberg im Wege. Schließlich kam er unten bei Leksand heraus.
›Sage dem Fuluelf nichts davon, daß ich herausgekommen bin.‹ sagte der Storaa zu dem Wald, und der Wald versprach ihm zu schweigen.
Der Storaa nahm den Insjö im Vorbeifahren mit, und stolz und mächtig schritt er durch Gagnef.
Als der Storaa in die Nähe von Tejälgen in Gagnef kam, erblickte er einen Elf, der breit und prachtvoll daherkam mit hellem, schimmernden Wasser, und der Wälder und Sandrücken, die im Wege standen, so leicht beiseite schob, als sei es das reine Kinderspiel.
›Was für ein prachtvoller Elf ist denn das?‹ fragte der Storaa.
Aber nun traf es sich so, daß der Fuluelf genau nach demselben fragte: ›Was für ein Elf ist denn das, der da so stolz und mächtig einherkommt? Nie hätte ich geglaubt, daß ich einen Elf mit einer solchen Stärke und Macht durch das Land würde schreiten sehen!‹
Da sagte der Wald so laut, daß beide Flüsse es hören konnten: ›Da ihr nun beide, der Storaa und der Fuluelf gute Worte übereinander habt fallen lassen, so finde ich, euch dürfte nichts verhindern, euch miteinander zu vereinen und euch in Gemeinschaft euren Weg an das Meer zu bahnen.‹
Dieser Vorschlag schien den beiden Flüssen zu gefallen. Da war nur das eine Hindernis, daß keiner von beiden seinen eigenen Namen aufgeben und den des anderen annehmen wollte.
Es war kurz davor, daß nichts aus der Verbindung zwischen ihnen geworden wäre; da aber kam der Wald auf den Gedanken, den Vorschlag zu machen, daß sie einen neuen Namen annehmen sollten, der keinen von beiden gehörte.
Darauf gingen sie beide ein, und sie ernannten den Wald zum Namengeber. Der bestimmte nun, daß der Storaa seinen Namen ablegen und sich Östre Dalelf nennen sollte, und daß der Fuluelf den seinen ablegen und sich Vestre Dalelf nennen sollte. Wenn sie sich dann vereint hatten, sollten sie schlecht und recht Dalelf heißen.
Und nun, wo die beiden Flüsse sich vereinigt hatten, schritten sie mit einer Macht dahin, der nichts zu widerstehen vermochte. Sie ebneten den Erdboden in Store Tuna, so daß er glatt wurde wie ein Hofplatz. Sie stürzten den Wasserfall bei Kvarnsveden und Domnarsvek hinab, ohne sich zu besinnen. Als sie in die Nähe des Sees Runn kamen, sogen sie ihn ein und zwangen alle Gewässer in der Umgegend, sich mit ihnen zu vereinen. Dann zogen sie, ohne sonderlichem Widerstand zu begegnen, gen Osten an das Meer und breiteten sich zu ganzen Seen aus. Sie gewannen große Ehre und Ansehen bei Söderfors und ebenso bei Alvkarleby, und endlich gelangten sie ans Meer hinaus.
Als sie eben im Begriff waren, sich ins Meer zu stürzen, mußten sie an ihren langen Wettstreit und an alle die Mühe und Beschwerden denken, die sie gehabt hatten.
Sie fühlten sich jetzt alt und müde und konnten nicht begreifen, wie sie in ihrer Jugend so bereit zu Kampf und Wettstreit gewesen waren. Sie fragten sich selbst, welchen Zweck dies alles eigentlich gehabt hatte. Aber sie erhielten keine Antwort auf ihre Frage, denn der Wald war hoch oben im Lande stehengeblieben, und sie selbst konnten nicht in ihr Bett zurückkehren und sehen, wie die Menschen überall vorgedrungen waren, wo sie Bahn gebrochen hatten, wie ein Kirchspiel nach dem anderen längs den Seen des Östredalelf und in den Tälern des Vestredalelf emporgeschossen war. Wie es in der ganzen Landschaft nichts weiter gab als einsame Wälder und öde Berge, ausgenommen da, wo sie in ihrem gewaltigen Wettstreit vorgeschritten waren.«
XXIX. Das Bruderteil
Die alte Grubenstadt.
Freitag, 29. April.
Nirgends in Schweden hielt sich der Rabe Bataki so gern auf wie in Falun. Sobald man im Frühling die schwarze Erde wieder sehen konnte, reiste er da hinauf und blieb viele Wochen in der Nähe der alten Grubenstadt.
Falun liegt in einer Talsenkung, die von einem kurzen Bach durchströmt wird. Am nördlichen Ende des Tales liegt ein schöner, klarer kleiner See mit grünen, hineingeschnittenen Ufern, der Varpan heißt. Am südlichen Ende liegt eine seeähnliche Bucht des Runn, die niedriges, trübes Wasser und häßliche, sumpfige, mit allem möglichen Abfall übersäte Ufer hat; die heißt Tisken. Östlich von dem Tal erstreckt sich ein schöner Höhenzug, auf dessen Gipfel ein prachtvoller Föhrenwald und laubreiche Birken wachsen, und dessen ganze Abhänge mit schattigen Gärten bedeckt sind. Westlich von der Stadt zieht sich ebenfalls ein Bergrücken hin, der ist ganz oben nur mit spärlichem Tannenwald bewachsen, und der ganze Abhang ist kahl und ohne Bäume und Gras, ganz wie eine