Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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In Gottes Namen!

      So sind wir eines mürrschen Mannes los,

      Der unverträglich uns nur meistern wollte.

      DUNOIS.

      Ein Mann ist viel wert in so teurer Zeit,

      Ich möcht ihn nicht mit leichtem Sinn verlieren.

      KARL.

      Das sagst du nur aus Lust des Widerspruchs,

      Solang er dawar, warst du nie sein Freund.

      DUNOIS.

      Er war ein stolz verdrießlich schwerer Narr,

      Und wußte nie zu enden – diesmal aber

      Weiß ers. Er weiß zu rechter Zeit zu gehn,

      Wo keine Ehre mehr zu holen ist.

      KARL.

      Du bist in deiner angenehmen Laune,

      Ich will dich nicht drin stören. – Du Chatel!

      Es sind Gesandte da vom alten König

      René, belobte Meister im Gesang,

      Und weit berühmt. – Man muß sie wohl bewirten,

      Und jedem eine goldne Kette reichen.

      Zum Bastard.

      Worüber lachst du?

      DUNOIS.

      Daß du goldne Ketten

      Aus deinem Munde schüttelst.

      DU CHATEL.

      Sire! Es ist

      Kein Geld in deinem Schatze mehr vorhanden.

      KARL.

      So schaffe welches. – Edle Sänger dürfen

      Nicht ungeehrt von meinem Hofe ziehn.

      Sie machen uns den dürren Szepter blühn,

      Sie flechten den unsterblich grünen Zweig

      Des Lebens in die unfruchtbare Krone,

      Sie stellen herrschend sich den Herrschern gleich,

      Aus leichten Wünschen bauen sie sich Throne,

      Und nicht im Raume liegt ihr harmlos Reich,

      Drum soll der Sänger mit dem König gehen,

      Sie beide wohnen auf der Menschheit Höhen!

      DU CHATEL.

      Mein königlicher Herr! Ich hab dein Ohr

      Verschont, solang noch Rat und Hülfe war,

      Doch endlich löst die Notdurft mir die Zunge.

      – Du hast nichts mehr zu schenken, ach! du hast

      Nicht mehr, wovon du morgen könntest leben!

      Die hohe Flut des Reichtums ist zerflossen,

      Und tiefe Ebbe ist in deinem Schatz.

      Den Truppen ist der Sold noch nicht bezahlt,

      Sie drohen murrend abzuziehn. – Kaum weiß

      Ich Rat, dein eignes königliches Haus

      Notdürftig nur, nicht fürstlich, zu erhalten.

      KARL.

      Verpfände meine königlichen Zölle,

      Und laß dir Geld darleihn von den Lombarden.

      DU CHATEL.

      Sire, deine Kroneinkünfte, deine Zölle

      Sind auf drei Jahre schon voraus verpfändet.

      DUNOIS.

      Und unterdes geht Pfand und Land verloren.

      KARL.

      Uns bleiben noch viel reiche schöne Länder.

      DUNOIS.

      Solang es Gott gefällt und Talbots Schwert!

      Wenn Orleans genommen ist, magst du

      Mit deinem König René Schafe hüten.

      KARL.

      Stets übst du deinen Witz an diesem König,

      Doch ist es dieser länderlose Fürst,

      Der eben heut mich königlich beschenkte.

      DUNOIS.

      Nur nicht mit seiner Krone von Neapel,

      Um Gotteswillen nicht! Denn die ist feil,

      Hab ich gehört, seitdem er Schafe weidet.

      KARL.

      Das ist ein Scherz, ein heitres Spiel, ein Fest,

      Das er sich selbst und seinem Herzen gibt,

      Sich eine schuldlos reine Welt zu gründen

      In dieser rauh barbarschen Wirklichkeit.

      Doch was er Großes, Königliches will –

      Er will die alten Zeiten wiederbringen,

      Wo zarte Minne herrschte, wo die Liebe

      Der Ritter große Heldenherzen hob,

      Und edle Frauen zu Gerichte saßen,

      Mit zartem Sinne alles Feine schlichtend.

      In jenen Zeiten wohnt der heitre Greis,

      Und wie sie noch in alten Liedern leben,

      So will er sie, wie eine Himmelstadt

      In goldnen Wolken, auf die Erde setzen –

      Gegründet hat er einen Liebeshof,

      Wohin die edlen Ritter sollen wallen,

      Wo keusche Frauen herrlich sollen thronen,

      Wo reine Minne wiederkehren soll,

      Und mich hat er erwählt zum Fürst der Liebe.

      DUNOIS.

      Ich bin so sehr nicht aus der Art geschlagen,

      Daß ich der Liebe Herrschaft sollte schmähn.

      Ich nenne mich nach ihr, ich bin ihr Sohn,

      Und all mein Erbe liegt in ihrem Reich.

      Mein Vater war der Prinz von Orleans,

      Ihm war kein weiblich Herz unüberwindlich,

      Doch auch kein feindlich Schloß war ihm zu fest.

      Willst du der Liebe Fürst dich würdig nennen,

      So sei der Tapfern Tapferster! – Wie ich

      Aus jenen alten Büchern mir gelesen,

      War Liebe stets mit hoher Rittertat

      Gepaart und Helden, hat man mich gelehrt,

      Nicht Schäfer saßen an der Tafelrunde.

      Wer nicht die Schönheit tapfer kann beschützen,

      Verdient nicht ihren goldnen Preis. – Hier ist

      Der Fechtplatz! Kämpf um deiner Väter Krone!

      Verteidige mit ritterlichem Schwert

      Dein Eigentum und edler Frauen Ehre –

      Und hast du dir aus Strömen Feindesbluts

      Die angestammte Krone kühn erobert,

      Dann ist es Zeit und steht dir fürstlich an,

      Dich